Begegnung ✔

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Da ich die Schule schon kannte, war es für mich ein leichtes in das Gebäude zu kommen. Doch es ist noch nicht so weit. Die Vorstellung begann um neun Uhr und jetzt hatten wir erst fünf Uhr. Ich setzte mich auf mein Bett, sodass meine Beine über dem Bettgestell hingen. Mein Zimmer war wirklich ein Traum. Jeden Morgen schlief und wachte ich in einen kleinen, aber gemütlichen Bett auf. Das Erste, was ich sah war mein Sternenhimmel. Diesen hatte mir meine beste Freundin Sina geschenkt. 

Es war damals, an meinen zehnten Geburtstag, als sie vor meiner Tür stand und mir eine Packung voller gelber und weißer Sterne in die Hand drückte. Sie hatte die Sterne selbst gebastelt, da ihre Familie zu wenig Geld hatte, um welche zu kaufen. Dieses war einer meiner schönsten Geschenke. Ich schätze es zum Teil mehr wert, als alle anderen Geschenke, die ich wegen meines Umzuges bekommen hatte. Gegenüber von meinem Bett stand ein Schrank, in dem meine Kleidung drinnen war. Auch mit meinem Kleiderschrank hat es eine besondere Geschichte auf sich. Mein Opa ist bei einen Unglück schwer verletzt worden. Obwohl er achtzig Jahre alt war, war er auf einen Baum geklettert und ist von dort aus heruntergestürzt. Er lebte damals noch weitere schmerzvolle zwei Monate im Krankenhaus. Danach wurde er für einige Monate entlassen. In diesen Tagen hatte er meinen Schrank gebaut. Deshalb hatte ich ihn nie weggeworfen oder umgetauscht. Er war mir einfach zu viel Wert. 

Mein Opa hatte ihn mit all seiner Mühe und Leidenschaft gebaut, obwohl er vielleicht sich lieber ausgeruht hätte.
An der anderen Seite war ein Schminktisch. Eigentlich schminkte ich mich nur zu besonderen Anlässen, aber trotzdem fand ich den Tisch als gute Ablegmöglichkeit für die verschiedensten Sachen. Rechts von mir war mein Schreibtisch. Hier schrieb ich zum großen Teil meine Hausaufgaben. Außerdem diente er auch als Maltisch und Basteltisch. Über meiner Schreibtischplatte war ein großes Buntglasfenster, durch das die Sonne Mittags am hellsten schimmerte. 

Ich ließ mich langsam von meinen Bett hinuntergleiten und stand nun auf den Boden vor meinem Spiegel. Am Rahmen waren goldene Symbole, bei denen ich mir nie einen Reim darauf machen konnte, was sie bedeuten könnten. Die Kälte vom Boden kletterte unaufhaltsam an meinen Füßen nach oben. Da half definitiv nur eins. Ich zwang sie einen Schritt vor dem anderen zu machen, bis ich schließlich auf dem Teppich stand. Dieser Stoff unter meinen Füßen, fühlte sich warm an. Während das Taubheitsgefühl verschwand, sah ich mich im Spiegel an. 

Im Spiegel konnte ich meine roten Augen entdecken, die mir entgegenstarrten. Mein Gesicht wurde von langen schwarzen Haaren umgeben. Ich liebe meine roten Augen, doch an meiner letzten Schule, waren sie mir regelmäßig zum Verhängnis geworden. Laut meiner Mutter habe ich eine wunderschöne Haut, wenn ich sie pflegen würde, doch dazu fehlt mir meistens die Zeit oder die Motivation. Immer wieder erinnerte ich mich selber an Sina. Sie war wirklich eine gute Freundin gewesen.

Doch diese ist leider weggezogen, da die Preise immer teurer wurden. Wahrscheinlich war es das richtige für mich, denn keine zwei Monate haben wir der Stadt auch den Rücken gekehrt, weil meine Eltern meinten, dass ich mich in der Großstadt, wie Danru,  nicht wohlfühlen würde. Vielleicht hatten sie recht, zumindest hoffe ich das.  Unerwartet spüre ich den Drang nach draußen in den Wald zu gehen. Ich kenne die Geschichten über den Wald, doch so lange ich mich am Rand aufhalte, sollte das ohne große Schwierigkeiten gehen. 

Für den heutigen Tag, beschloss ich meine Schuluniform erst später anzuziehen. Folglich nahm ich mir aus meinen Schrank ein cremefarbenes T-Shirt  heraus. Vielleicht kann man es nicht wirklich T-Shirt nenne, es ist eher so eine Mischung aus diesem und einer Bluse. Damit mir nicht kalt wurde, zog ich meine schwarze Lederjacke drüber. Passend zur Farbe streifte ich mir noch eine schwarze Jeans an. Leise drücke ich die Holztür zu meinen Zimmer auf und schlich hinunter. Bei der zehnten Stufe musste ich aufpassen, denn diese knarrte ziemlich laut. Nachdem ich es geschafft hatte leise nach unten zu kommen, befand ich mich in der Küche. Auf unseren Esstisch stand ein Korb mit Brötchen, die ich gestern gebacken hatte. Ich schnappte mir eines und schnürte mir meine schwarzen Stiefel an.

 Die Tür zu unseren Haus war schwer und aus Eiche. Als ich es endlich geschafft hatte sie auf zu bekommen, stand ich an der Türschwelle und ließ den Wind durch mein langes schwarzes Haar flattern. Meine Haare hatte ich doch eben erst gekämmt, aber so wie es aussah würde ich die Prozedur später noch einmal wiederholen müssen.

Die Einfahrt zu unseren Haus war recht steinig und passend dazu wuchsen zwei mächtigen Eichen am Eingang. Auf der anderen Seite war ein schmaler Feldweg, den ich bis jetzt noch nicht erkundet hatte. Also beschloss ich den Weg zu nehmen. Der Wind pfiff durch das Blätterdach. Während ich so vor mich hin lief, spürte ich die kalte Luft um mich herum und bin froh eine Jacke mit genommen zu haben. Meine Umgebung veränderte sich nach ein paar Schritten. Mal waren nur Felsen da und im nächsten Moment nur noch Bäume. Nach zehn Minuten ging ich vom Feldweg hinunter auf den Vorsprung einer Klippe. Unter mir erstreckte sich die Stadt Mirana, die ich schon bei unsere Ankunft ausgiebig bewundert hatte. Am fasziniertesten finde ich die hohen Gebäude, die fast bis in den Himmel ragen, wenn man vor ihnen steht. Da die Sonne noch kaum aufgegangen war, sah man noch immer den Schein der Lichter. Meine Füße brannten etwas, weshalb ich mich auf einen Stein setzte. Da ich noch immer mein Brötchen in den Händen hielt, biss ich genüsslich hinein. 

"Na, genießt du auch die Aussicht von hier oben?"
Es war zwar eine leise Stimme, aber trotzdem konnte ich sie hören. Ich drehte mich um und blicke auf ein blondes Mädchen. Ihre Haare hingen an ihr bis zur Hüfte. Genau wie ich, hatte sie rote Augen. Ihr Körperbau war schmal.
"Ja, ich finde es schön hier oben, möchtest du dich neben mir setzen?"
Sie nickte und setzte sich neben mir auf den Boden.
"Ich bin Isabella, aber du kannst mich auch einfach Bella nennen. Außerdem freue ich mich dich kennen zu lernen."
Schüchtern schaute das Mädchen mich an, ehe sie antwortete: "Hallo, ich freue mich auch dich kennen zu lernen. Mich kannst du übrigens Lena nennen."
Es herrschte mit einem mal Stille, doch war diejenige, die sie unterbricht: "Hast du dir die Schule schon einmal angeschaut? Ich noch nicht, aber von außen sieht sie nicht normal aus."
"Nein, normaler wird sie drinnen auch nicht. Ich war schon mal drinnen, weil meine Eltern hier unterrichten werden. Ich habe ein Gefühl, dass dieser Schule etwas anders ist, denn allgemein war ich noch nie auf so einem Schulgelände, das so dunkel aussieht." 

Über uns hörte ich plötzlich ein dunkles Grollen, so als würde es donnern. Im nächsten Moment konnte ich eine dunkle Gestalt sehen, die auf uns zu flog. Panisch blinzelte ich zu Lena hin, doch sie schien die Gestalt nicht bemerkt zu haben. Sie saß seelenruhig da und ließ ihre Augen über die Stadt streifen. Als ich wieder zur Gestalt schielte, merkte ich, dass sie weg ist, so als wäre sie nie da gewesen. Verzweifelt blickte ich in den Himmel, um dort vielleicht Antworten zu finden, doch statt einer Antwort, bekam ich einen großen Wassertropfen auf meine Nase. 

Toll, jetzt fing es auch noch an zu regnen. Manchmal verstand ich die Welt nicht mehr.
"Also Lena, ich müsste dann nach Hause, da es anfängt zu Regnen. Wohnst du hier irgendwo in der Nähe?"
Sie schreckt zusammen, so als hätte ich sie bei etwas Verbotenen erwischt. "J-Ja, ich kann nach Hause gehen. Wir sehen uns dann später, okay?" 

Ich nickte und rannte den Weg nach unten zu unseren Haus zurück. Der Regen klatschte mir ins Gesicht und wirbelte meine noch mehr Haare auf. Das würden viele Knoten Zuhause geben. Als ich die Tür zu unserem Haus öffnete, sah ich in das besorgte Gesicht meiner Mutter.  Sie war mir  ähnlich, meinten immer alle, mit den einzigen Unterschied, dass wir nicht denselben Charakter haben und sie älter ist.
"Wo warst du denn, mein Schatz? Wir heben dich gesucht überall." 

"Sorry, Mum ich war schon früher wach und konnte nicht mehr schlafen, deshalb bin ich raus gegangen und bin nach hinten zu den Klippen gegangen. " sage ich zähneknirschend.
"In Ordnung, sag das nächste Mal Bescheid. Und nun zieh dich um, damit du zur Schule kommst."
Ich nickte und war wahnsinnig froh die nassen Kleidungsfetzen von meinen Körper zu bekommen. 

Dark house - Es kann nur eine geben (pausiert, wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt