49 | Keine Kompromisse

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Verdammt.

Ich wollte doch, dass mir das egal war.

Warum schaffte ich es dann nicht? Ich mein', die Sache mit dem Wichsen hatte doch absolut nichts zu bedeuten gehabt. Da dachte man doch immer irgendwelche bescheuerten Sachen.

Auf einmal fuchtelte jemand vor meinem Gesicht herum. Nah genug, um mir gleich die Augen auszustechen. »Alter, bist du auch noch anwesend?«, fragte Samu, der wohl an einem epileptischen Anfall litt. Sah mindestens genauso behindert aus.

Dass in seiner Fresse Blut klebte, machte die Sache auch nicht besser.

»Halt's Maul«, fuhr ich ihn an, viel lauter, als ich beabsichtigt hatte. Ich packte seine Hand und hielt ihn so davon ab, vor meinen Augen herumzufuchteln. Grob verdrehte ich sein Handgelenk, solange bis der Schmerz über sein Gesicht huschte.

»Fuck«, keuchte er und in diesem Moment stieß Stanislaw mich grob zur Seite.

»Is' gut jetzt, er hat gar nichts getan, okay?« Ernst sah er mich an.

Ich presste die Zähne aufeinander und warf auch ihm einen aggressiven Blick zu, beließ es dann aber dabei. Kein Bock, mich mit diesem aufgeplusterten Typen zu schlagen.


Fede machte den ganzen Abend über keine Anstalten, zu mir zu rüberkommen. Also nicht, dass er das sollte oder so, aber irgendwie hatte ich es erwartet. Weil er mich auch in der Schule angequatscht hatte. Er saß mit Aykan zusammen und manchmal auch mit dem Mädel, das ich vorhin schon bei den beiden gesehen hatte. Alkohol trank er keinen. Oder vielleicht doch, dann hätte ich jedenfalls nichts davon mitbekommen.

Irgendwann erhob ich mich mit meinem Becher in der Hand von dem Boden, auf dem wir uns mittlerweile niedergelassen hatten. Einen Moment lang brauchte ich, um mein Gleichgewicht wiederzufinden.

»Schaffst es noch?«, lachte Stanislaw und fuhr sich durch die kurzgeschnittenen, blonden Haare. Mit ihm und ein paar seiner Kumpels saß ich in einem Kreis zusammen und kiffte, keine Ahnung, wo Maxim und Samu abgeblieben waren.

»Ey, ich kann' das voll, ja. Rashid hat sich gerade fast hingelegt«, grinste ich und machte mich dann auf den Weg zu der Brüstung. Fasste in meine Hose, um meinen Schwanz auszupacken und dann über die Betonabsperrung nach unten zu pinkeln. Irgendwie war das jedes Mal aufs Neue toll.

Zu meinen Füßen die Welt und ich pisste drauf.

Während ich meinen Penis in der Hand hielt und das plätschernde Geräusch erklang, weil ich die meiste Zeit die Außenwand des Parkhauses traf, ließ ich meinen Blick über die Siedlung gleiten. Hohe Plattenbauten, dann Schallschutzwände und dahinter die Schnellstraße, auf der noch immer viele Autos unterwegs waren. So hoch oben wehte der Wind ziemlich stark und mittlerweile war es auch recht frisch geworden. Zum Glück.

Ich schüttelte meinen Schwanz wieder ab und fluchte, als ein Pissetropfen auf meiner Jogginghose landete. Egal, juckte jetzt auch nicht.

Ich trank den letzten Schluck aus meinem Becher, der mittlerweile irgendeine ekelhafte Mische enthielt. Der komische Kumpel von Stanislaw hatte die gemacht, aber die war echt nicht geil. Viel zu süß und schmeckte nach Kokos, richtig widerwärtig.

An dem Einkaufswagen machte sich ein Typ zu schaffen, den ich erst erkannte, als ich neben ihm stand. Ausgerechnet Federico.

Ich streckte meine Hand aus, um in den Einkaufswagen zu greifen, da hob er seinen Blick. »Oh, hi«, sagte er dann und stellte die Cola wieder in den Wagen. In dem befanden sich mittlerweile nicht mehr besonders viele volle Flaschen, das meiste war weg.

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now