45 | Dreiste russische Schönheiten

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Dank der nervigen Hitze stand mein Fenster offen und von der Straße klangen Kinderlachen und Motorenlärm herein, aber irgendwie wurde es dadurch nicht viel erträglicher.

Ich zockte den üblichen Scheiß, bis ich irgendwann keinen Bock mehr hatte, mich auf den Rücken drehte und auf meinem Handy eine Pornoseite aufrief. Der Stoff des Spannbetttuchs klebte an meiner verschwitzten Haut, scheiß Sommer. Ich scrollte durch die Kategorien, vorbei an Vorschaubildern von Ollen in Strapsen und Penissen in Mündern, ehe ich ein Video mit dem Titel Dreiste russische Schönheit geniesst erniedrigenden dp in Dreier öffnete. Es dauerte nicht lange, dass ich beim Anblick des hemmungslosen Sex und der Blondine mit den dicken Titten geil wurde.

Scheinbar war es meinem Schwanz genauso langweilig wie mir.

Ich fasste in meine Jogginghose, schob den dünnen Stoff der Boxershorts nach unten und umgriff ihn. Bewegte meine Finger auf und ab, bis ich langsam eine Erektion bekam und meine Hose runterzog, um meinen Penis ganz rauszuholen.

Fuck, Mann. Wenn ich die Olle ficken würde, würde ich sie safe viel härter anpacken als die beiden Kerle in dem Video. Während die beiden sie auf einer weißen Ledercouch flachlegten, ihren pinken Spitzen-Tanga zur Seite drückten, um in sie einzudringen, wanderten meine Gedanken weg von den Geschehnissen auf dem Bildschirm.

Hin zu Federico. An sein spitzbübisches Grinsen und die dunklen Locken. Daran, wie wir gemeinsam im Schwimmbad waren und er sich das Shirt über den Kopf gezogen hatte, darunter seinen gebräunten Oberkörper entblößte.

Worauf stand er wohl beim Sex? Auch auf diesen ganzen harten Scheiß, den ich mir immer in Pornos anguckte? Er guckte bestimmt keine. Wichste unter der Dusche oder so, weil es mit seiner nervigen Familie gar nicht anders ging.

Woran dachte er wohl, wenn er sich einen runterholte? Vielleicht stand er ja gar nicht auf Weiber. Nicht auf Titten.

Dann war auf einmal die Vorstellung da, wie ich ihn küsste, gegen die Wand drückte. Meine Hand würde über seinen Oberkörper nach unten wandern und seinen harten Schwanz umschließen, der den Stoff seiner Jeans spannen ließ. Unsere Lippen würden verlangend aufeinander liegen. Ob sie wohl rau waren? Oder doch weich?

Ich bewegte meine Hand schneller und umfasste meinen Schwanz noch fester. Meine Muskeln verkrampften sich, doch ich wollte es noch ein bisschen zurückhalten. Noch nicht abspritzen.

Garantiert waren seine Lippen weich und er beim Küssen so bestimmt, so selbstsicher wie so oft. Ließ auch da nichts mit sich machen.

Fuck.

Mit einem unterdrückten Stöhnen kam ich und schaffte es gerade noch, meine Hand so an meinen Penis zu legen, dass sich das Sperma nicht überall und nur auf meinen Fingern verteilte. Atemlos blieb ich liegen.

Nur langsam wurde mir bewusst, dass ich mir gerade auf Fede einen runtergeholt hatte. Auf Federico, verdammt, diesen Kerl, mit dem ich echt irgendwie befreundet war. Nicht irgendein Mädel mit dicken Titten und vollen Lippen.

Auf einen Typen. Mit Schwanz.

Während ich nach den Packung Taschentücher auf meinem Nachttisch tastete und dann eines herauszog, um damit das Sperma von meinem Penis und meiner Hand zu wischen, hämmerte die Wahrheit fast schmerzhaft in meinem Kopf. Der war eh schon gefickt wegen dem Alk gestern.

Warum hatte ich das eben so geil gefunden? Wieso stellte ich mir vor, wie es wäre einen Typen zu küssen, seinen Schwanz zu berühren?

Ich ballte meine Faust und drückte das Taschentuch zusammen, so fest, bis sich meine Finger verkrampften. Okay, tief durchatmen. Ich durfte mich auf keinen Fall davon verunsichern lassen, das waren nur ein paar dumme Gedanken. Die hatten nichts zu bedeuten. Nur eine kurze Vorstellung, mehr nicht.

Ich schleuderte das zusammengeknüllte Tempo in meinen überfüllten Papierkorb, den ich nicht traf. Es purzelte heraus und blieb neben meinen Boxhandschuhen liegen. Egal, drauf geschissen. Wie auf die Sache von eben.

Nichts, wovon ich mich verunsichern lassen würde.


Auf dem Bahnsteig war noch einiges los, stellte ich mit einem Blick durch die verschmutzten Türen des Waggons fest. Besonders viel konnte ich jedoch nicht sehen, denn ein lilafarbenes Graffiti auf der Scheibe verschleierte meine Sicht. Die Schiebetüren glitten auf und ich drückte mich an einer Frau, die ihren Kinderwagen eben herauswuchten wollte, vorbei. Vadim entdeckte ich zwischen den Menschen nicht, doch ich wollte mich auch nicht zu auffällig umsehen. War ja auch nicht nötig, irgendwo würde der schon sein.

Ich kramte meine Kippen hervor und schob mir eine zwischen den Mund, während ich meinen Blick weiter schweifen ließ. Zwei Frauen mit Kopftüchern und Tragetaschen, die in eine Unterhaltung vertieft waren, eine Gruppe von ein paar Typen, die etwas jünger waren als ich und sich mit dem Gangsterrap, der aus einem Handylautsprecher klang, verdammt cool fühlten. Lächerlich. Auf den Bänken ein griesgrämiger Alter, der vor sich hinstarrte.

Die Türen der Bahn schlossen sich wieder und sie fuhr mit einem lauten Rumpeln los, wurde kurz darauf von der Dunkelheit des Tunnels verschluckt. Dann erst entdeckte ich Vadim. Im hinteren Teil des Bahnsteigs lehnte er gegen die grüngeflieste Wand und hatte die Kapuze wieder tief ins Gesicht gezogen. Er war nicht alleine, sondern bei ihm stand ein Typ, der mich mit seiner gedrungenen Statur ein wenig an einen Pitbull erinnerte. Wenigstens nicht der mit dem hässlichen EdHardy-Shirt, der war nämlich echt nervig.

Betont langsam schlenderte ich den beiden entgegen und zündete mir dabei die Zigarette an, inhalierte. Die Sache hier war nichts Wichtiges, schließlich gab es tausende Dealer, für die ich verkaufen könnte.

»Na, wen haben wir denn hier?«, lachte Vadim, als ich auf die zwei zusteuerte und meine freie Hand in der Jogginghose vergrub. Der andere Typ nickte mir schweigend zu. »Hast dich ja doch getraut.«

Ich warf Vadim einen spöttischen Blick zu, meine Stimme war voller Herablassung. »Als ob halt nicht.«

Er zog die rechte Hand aus der Tasche seiner schwarzen Trainingshose und warf einen kurzen Blick zu den anderen Menschen auf dem Bahnsteig, ehe er sie mir hinstreckte. Ich schlug ein und spürte dann das Plastiktütchen, das er mir zwischen die Finger drückte. Wie viel war das? Nicht mehr als ein paar Gramm auf jeden Fall.

»Is' nicht viel. Sollteste hinkriegen.« Er verzog seine Narbenfresse zu einem Grinsen, dabei war das einzige, das an dieser Sache irgendwie lustig war, wie hart er mich unterschätzte.

Ich behielt die Kippe zwischen den Lippen, während ich das Tütchen in meiner Hosentasche verschwinden ließ, mich ebenfalls flüchtig umsah. Polternd fuhr eine weitere Bahn ein und öffnete die Türen. Die Frauen stiegen ein, ein paar andere Leute aus, verschwanden in Richtung der Rolltreppen, die in kaltes Neonlicht getaucht waren.

»Viel Erfolg, Kleiner.« Vadim stieß sich von der Wand ab und klopfte mir dann mit einer festen Bewegung auf den Rücken. Der Typ folgte ihm zu der gelben U-Bahn, auf die jemand mit schwarzer Farbe ein unleserliches Tag gesprayt hatte.

Ich sah den beiden noch einen Moment lang hinterher und ballte meine Faust um das Gras, spürte das Plastik unter meinen Fingern. Eigentlich konnte das jetzt ja nicht schwer werden. 

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now