44 | Ekelhafte Sommernächte

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»War's das jetzt?« Ich klang verdammt herablassend, schließlich konnten mich solche Spasten nicht verunsichern. Ein bisschen stolz war ich darauf schon. Typen wie die beiden kannte ich gut genug, um zu wissen, dass meist nur 'ne Kleinigkeit fehlte, bis sie zuschlagen würden. »Ihr nervt.«

»Ey, lass mal rübergehen jetzt, will ich sehen wie der kleine Pisser wirklich mit denen rumhängt«, grinste Trainingshose und schubste mich nach vorne. Kurz verzog ich mein Gesicht, weil ich natürlich so auftreten musste, dass mein Knöchel wieder rumnervte.

»Hör' mal mit der respektlosen Scheiße auf, du Hurensohn«, zischte ich und spuckte ihm vor die Füße, die in ausgelatschten Nikes steckten. Am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen. Oder besser noch ihm mein Messer zwischen die Rippen gestochen. Aber es würde mir keine Vorteile bringen, so unnötig Stress zu machen.

»Werd' nicht frech, Kleiner«, spottete er.

Die beiden setzten sich in Bewegung und unterhielten sich in irgendeiner Sprache, die ich nicht verstehen konnte. Vielleicht Polnisch oder so, was auch immer.

»Was machst'n hier, Alter? Dir das erste Mal Haze kaufen?«, lachte Trainingshose und legte mir kumpelhaft seinen Arm um die Schultern. Grob schlug ich ihn wieder weg. »Is' bestimmt richtig aufregend.«

Ich ignorierte ihn. Hatte es echt nicht nötig, mich auf sein lächerliches Niveau zu begeben.

Der süßliche Geruch nach Gras empfing uns, als wir auf die Gruppe zusteuerten, die nicht weit vom Parkeingang entfernt zusammenstand. Gesprächsfetzen klangen zu uns rüber und überlagerten immer wieder die Reggaemusik, die aus einer billigen Box klang. Sie passte nicht zu den Stimmen, die spannungsgeladen und aggressiv waren.

Ich ließ meinen Blick über die Leute huschen und hielt Ausschau nach jemanden, den ich kannte. Ein paar lehnten an einem besprayten Stromhäuschen, andere saßen im Gras beieinander.

»Alter, Tarek«, grinste der Kerl mit der Stricherfrisur und dann entdeckte ich auch Tarek, der im Schneidersitz dasaß. Er steckte sich gerade eine Zigarette an seine Lippen und trug wie immer ein schmuddliges Unterhemd. »Da ist so 'n kleiner Spacken, der meint, mit dir befreundet zu sein.«

»Hä, was meinste?« Er drehte sich ein bisschen um, sodass ich in sein Blickfeld geriet. »Ey, Jay. Ja, endlich, hab nicht gedacht, dass du's heute noch schaffst«, grinste er und streckte mir die Hand entgegen.

Ich schlug ein und ließ mich neben ihm im vertrockneten Gras nieder. Ein paar ausgedrückte Kippen lagen dort, der Gestank nach Hundepisse stieg in meine Nase. »Gab Wichtigeres zu tun«, sagte ich und verkniff mir einen Blick in Richtung der beiden nervtötenden Wichser, die jetzt wohl raffen würden, dass ich kein kleines Opfer war. Sondern, dass ein Kerl wie Tarek verdammt viel auf meine Anwesenheit gab.

»Du hast immer Wichtigeres zu tun«, lachte Tarek und steckte sich seine Zigarette an. Der Rauch stieg mir in die Nase und erinnerte mich daran, dass diese Bastarde meine Kippen hatten. »Hast du so 'n geheimes Business, von dem ich nichts wissen darf oder was?«

»Klar, Alter. Eigentlich so'n riesiges Bordell mit Nutten aus Osteuropa.«

»Hast mir bestimmt mal gratis eine, was?«

»Immer.«

Die beiden Kerle vom Parkeingang hatten sich ebenfalls bei uns niedergelassen. »Jetzt mal ernsthaft, Bruder«, sprach der mit der vernarbten Haut Tarek an. Er hatte mittlerweile seine Kapuze vom Kopf gezogen, unter der er seine dunklen Haare in einem Zopf im Nacken zusammengebunden trug. So 'ne richtige Stricherfrisur halt, ganz ehrlich.

»Was'n?« Gleichgültig zog Tarek an seiner Zigarette. War richtig lächerlich, wie der Spast da um seine Aufmerksamkeit buhlte.

»Würd' an deiner Stelle bisschen aufpassen. Hat doch auch keinen Wert jetzt einen auf Kinderbetreuer zu machen.«

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now