Der Geschäftsmann

32 0 0
                                    

"Frau Schwarz, wie schön Sie endlich einmal persönlich kennen zu lernen." Was zum Teufel macht er in meinem Büro? Ich lächelte und ging auf ihn zu. Er war gut zwei köpfe größer als ich und in diesem Anzug sah er unheimlich attraktiv aus. "Verzeihung. Es ist mir wirklich unangenehm, aber wer sind sie?" Er fing an zu lächeln und verdammt, er hatte ein schönes lächeln. "Das muss Ihnen nicht unangenehm sein. Sie hatten vermutlich eher mein Vater erwartet, Bernd Meyer." Ach verflucht. "Dann sind Sie vermutlich Luca Meyer." Er überbrückte die letzten Meter zwischen uns und gab mir die Hand. Sein Händedruck war sehr stark, doch dadurch war er mir gleich sympatischer. Ich könnte kotzen wenn ich jemandem die Hand gebe und er seine so lasch hinhält, das es sich anfüllt als hätte ich ein Stück scheiße in der Hand.
Außer seinem starken Händedruck fiel mir auch gleich sein Aftershave auf. Es roch sehr maskulin, war allerdings nicht zu aufdringlich. Genau so wie ich es mag. "Freut mich sehr sie kennen zu lernen Herr Meyer. Was führt sie so spät noch hier her?" Er trat ein Schritt zurück und gleich darauf vermisste ich seinen Duft. "Ich wollte Ihnen nur die beantworteten Interview fragen von meinem Vater geben. Er sagte mir es sei dringend und das ich sie Ihnen vorbeibringen sollte." Damit hatte ich nicht gerechnet. "Wow. Das ist wirklich sehr nett. Vielen Danke." Luca gab mir eine kleine Mappe. Ich schaute ihn weiterhin an und wartete das er noch etwas sagte. Als er keine anstallten machte, reichte ich ihm wieder die Hand. "Nochmals Danke Herr Meyer. Das ist wirklich unglaublich nett von Ihnen extra hier her zu kommen um mir die Antworten zu bringen. Ich werde ihnen eine Ausgabe der fertigen Zeitung zukommen lassen." Er griff nach meiner Hand und schaute mir tief in die Augen. "Die Freude war ganz meinerseits." Ich unterbrach den Augenkontakt, zog meine Hand zurück und trat einen Schritt zurück. In seiner nähe konnte ich nicht klar denken. Erst recht nicht wenn er mich mit diesen Augen anschaute. "Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend." Er nickte nur leicht mit seinem Kopf und drehte sich um. Als er an der Tür war schaute er verdutzt hinter sich. Es scheint so als dachte er ich wäre direkt hinter ihm. Ich hatte mich umgedreht und wollte wieder in mein Büro gehen. "Gehen Sie nicht nach Hause? Es ist schon spät." Mit gerunzelter Stirn drehte ich mich um. Warum interessiert er sich dafür was ich mache? "Nein, ich werde das Interview Ihres Vaters noch fertig machen. Dann hab ich morgen die Möglichkeit es noch mal gegenlesen zu lassen." Er schien noch verwirrter. "Sie sind doch der Chef. Macht das nicht einer Ihrer Angestellten?" Man merkte, das er aus wohlbehütetem Haus kam. Vermutlich war er es gewohnt, das andere für ihn so etwas erledigen. Mich würde es auch nicht wundern wenn er eine Nanny gehabt hat. Der Gedanke brachte mich irgendwie zum schmunzeln. "Tina ist leider aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Deswegen werde ich das schreiben übernehmen." Auf seinem Gesicht konnte man sehen das er verblüfft ist. "Warum verschieben sie nicht einfach die Veröffentlichung?" Er war ein Geschäftsmann, das zeigte mehr als nur sein teuer wirkender Anzug, von Termin Einhaltung verstand er aber anscheinend weniger. "Und damit Leser verlieren? Nein, das geht nicht. Der Artikel wurde schon vor mehreren Wochen angekündigt. Meine Leser wollen dieses Interview in der nächsten Ausgabe sehen und als Chef ist es meine Aufgabe das möglich zu machen."  Ich war von seiner Bossigen art ehrlich gesagt etwas abgeturnt. Klar er hat die Mittel solche arbeiten abzugeben, aber heißt das dass man das mit jeder arbeit machen soll? Ich liebe meinen Job und deswegen will ich ja auch so viel wie möglich selber machen. "Da haben Sie vermutlich recht. Das zeigt wohl, das ich mich  mit Ihrer arbeit nicht sonderlich gut auskenne." Er war einsichtig. Das gefiel mir. "Naja, ich kenne mich ja auch nicht mit Ihrer aus. Wir machen beide was wir gut können und was uns Spaß macht." Bei dem Wort Spaß verzog er nur das Gesicht. "Stimmt etwas nicht Herr Meyer?" Er trat wieder näher zu mir. " Arbeit muss nicht immer Spaß machen. Es muss erfolgreich sein und Geld bringen mehr aber auch nicht." Ich war verblüfft. Fast schon geschockt. "Wenn die arbeit nicht Spaß macht, dann macht man sie auch nicht gerne und dann wird das Ergebnis auch dementsprechend schlecht ausfallen. Klar gibt es Momente da würde ich auch alles am liebsten hinschmeißen, sowas ist aber normal. Meiner Meinung nach muss man in seinem Beruf aufgehen, man muss es lieben. Die meiste Zeit zumindest." Ich sah an seinem Gesichtsausdruck das ich irgendwas falschen gesagt hatte. "Tut mir leid. Ich wollte Ihnen nicht über den Mund fahren. Das ist meine Meinung, aber Meinungen sind ja bekanntlich verschieden." Ich wollte die Stimmung auflockern. Leider gelang mir das so überhaupt nicht. "Ich kann sie verstehen. Es ist nur.." Er stockte mitten im Satz. "Was wenn man keine andere Wahl hat? Wenn man es tun muss?" Ich glaub ich verstand worauf er hinaus wollte. Sein Vater hat das Unternehmen damals gegründet. Eigentlich sollte es an Lucas Bruder übergehen. Der ist allerdings vor drei Jahren bei einem schweren Unfall tödlich verunglückt. "In manchen Dingen muss man an sich selber denken. Was einen glücklich macht und was man wirklich will. Man hat nur ein Leben." Er schaute mir tief in die Augen und machte seinen Mund auf. So als ob er was sagen wollte. Er schaute weg. Seine Augen, welche vorhin noch so voller unausgesprochener Gefühle waren, wurden wieder die eines Geschäftsmannes. Kalt, professionell und stumpf. Ich konnte fast schon hören wie er seine Mauer wieder hochzog. "Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend Frau Schwarz. Machen Sie nicht zu lange. Morgen ist auch noch ein Tag." Er drehte sich um und schaute nicht mehr zurück als er durch die Tür nach draußen ging.  

Liebe auf UmwegenWhere stories live. Discover now