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Ich atme tief durch und gehe dann einige Schritte auf dem Deck umher, bevor ich mich drehe und zum Steuerrad sehe.

Noch immer stehen Jack und Sophia dort. Während er lenkt, lehnt Sophia entspannt an der Reling und lacht, da er anscheinend Mal wieder einen Witz gemacht hat.
Schwer schluckend setze ich mich schließlich doch in Bewegung und gehe die Treppen nach oben zu den beiden. Neben Jack komme ich zum stehen.
Sophia mustert mich kurz, woraufhin ihr Lächeln verschwindet und einem besorgten Gesichtsausdruck weicht, da ich sie nicht wie sonst anlächle. Scheisse wie könnte ich auch, wenn ich gerade ihr kleine Schwester geküsst habe?
"Ich muss mit dir reden", sage ich leise, ohne eine Miene zu verziehen. Sie nickt kurz und sieht zu Jack, weshalb ich "allein" hinzufüge und nach ihrer Hand greife.
Sie sagt nichts, da ich sie mit mir die Treppen nach unten zerre und dann in meine Kajüte gehe. Dort angekommen schiebe ich sie ein wenig mehr in den Raum hinein und schliesse hinter mir die Türe, deute auf einen der Stühle am Tisch. "Setz dich", befehle ich. Ohne Widerworte gehorcht sie, was es mir nicht unbedingt leichter macht mit der Sprache raus zu rücken.

Nocheinmal hole ich tief Luft, schliesse die Augen und greife mir seufzend in den Nacken, bevor ich Sophia wieder ansehe.
"Was ist los?", fragt sie leise. Besorgnis und Angst schwingen in ihrer Stimme mit, weshalb ich mich dazu entscheide nicht lang um den heißen Brei herum zu reden und es ihr einfach zu sagen. "Ich habe deine Schwester geküsst."
Stumm sieht sie mich an und blinzelt mehrere Male. "Du hast Valeria geküsst?", fragt sie dann und ich nicke.
Kurz ist es wieder mucksmäuschenstill in unserer Kajüte, bevor sie schliesslich "Warum hast du sie geküsst?" fragt.
Ich gehe einen Schritt auf sie zu, bleibe dann jedoch stehen, aus Angst ihr zu Nahe zu treten. "Sie hat mich darum gebeten", gebe ich zu und greife mir erneut in den Nacken. Mithilfe meiner kleinen Massage versuche ich zumindest ein bisschen zu entspannen, was leichter gesagt, als getan ist.
"Sie liebt mich Sophia."

Augenblicklich weiten sich ihre Augen vor Schock und sie öffnet den Mund. "Deswegen hat sie sich so verändert", flüstert sie, jedoch eher zu sich selbst, als zu mir.
"Du wolltest sie auch küssen oder? Du hättest nein sagen können, hast es aber nicht." Sie sieht mich prüfend an und mein Mund wird staubtrocken.
Ich merke wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet, als ich kaum merklich nicke.

Scheisse man!

Ich liebe diese Frau vor mir und habe mir selbst geschworen sie niemals anzulügen, weshalb also kriege ich kein Wort raus? Das schlimmste ist auch noch, dass ich es nicht einmal bereue Valeria geküsst zu haben. Aber wie erklärt man sowas der großen Liebe?

"Baby", setze ich schliesslich zu einem Erklärungsversuch an. "Ich bereue es nicht, aber mir tut es leid..."
Sie nickt und atmet daraufhin tief aus. "Einerseits würde ich dir und Valeria dafür jetzt liebend gerne eine reinhauen. Immerhin küsst man keine andere Frau, wenn man schon eine hat. Oder macht sich an den Mann einer ran, geschweige denn der Schwester." Ernst sieht sie mich an, was mich nur noch nervöser werden lässt. Ich kann ihr dieses Bedürfnis nicht einmal verübeln, denn ich würde jeden Mann töten, der sie auch nur falsch ansieht.
Unsicher beginne ich meine Hände zu kneten, als sie aufsteht und auf mich zu kommt. Direkt vor mir bleibt sie stehen und die Enttäuschung steht ihr ins Gesicht geschrieben. Ich versuche meinen Blick abzuwenden, jedoch greift sie nach meinem Kinn und richtet meinen Blick auf sich. "Wann? Eben grade? Und dieses eine Mal? Mehr nicht?", fragt sie.
Ich nicke. "Ja. Ich bin direkt zu dir gegangen, nachdem es passiert ist. Sie hat mir versprochen mich zu vergessen, oder eher gesagt es zu versuchen."
Ich greife nach Sophias Hand und entferne sie von meinem Kinn, um näher an sie zu treten. Mit meiner Hand in ihrem Nacken lehne ich meine Stirn gegen ihre. "Ich habe dich Baby. Du bist es und du wirst es immer sein. Ich habe kein Bedürfnis, das ganze nocheinmal zu wiederholen."
"Okay." Sie legt ihre Arme um meinen Körper und drückt sich an mich. "Weil du es mir sofort gesagt hast. Und weil es nur ein Kuss war." Sie lehnt sich etwas zurück, um mich anzusehen. "Ich kann es ihr in gewisser Weise nicht verdenken. Bei den wenigen Männern hier würde ich mich auch erst auf dich fixieren. Viel Auswahl gibt es schließlich nicht."
Während sie schmunzelt verdrehe ich meine Augen und gebe ihr einen Kuss. "Ich liebe dich", sage ich, was sie erwidert. "Du solltest mit ihr reden. Zumindest einmal. Ich möchte nicht, dass ich zwischen euch stehe Baby und danach kommst du sofort zu mir, verstanden?"

Jason - Eine Ewigkeit im KampfDonde viven las historias. Descúbrelo ahora