25.11. 22:00

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Was ist eigentlich perfekt? Diese Frage beschäftigt mich nach wie vor.

So gesehen ist gar nichts und schon gar keine Person perfekt. Man kann sich dem Zustand "perfekt" nur annähern. Das denke ich jetzt und das ist auch gut so. Früher dachte ich immer ich müsse perfekt sein, aber das bin ich nicht. Dieses "perfekt sein" war die Version von mir die Andere von mir wollten und nicht ich als perfekt ansah und das hatte mich unglücklich gemacht. Seit damals hat sich aber sehr viel geändert und meine Sichtweise hat sich verändert. Deswegen ist es in meinen Augen selten sinnvoll dieses perfekt zu erreichen. Statt darauf zu achten und warten das etwas perfekt ist, der Zeitpunkt perfekt ist, etc sollte man lieber glücklich sein und den Moment genießen. Den letztendlich ist nichts perfekt und nichts bleibt für immer so wie es jetzt gerade ist. Den Moment genießen und dankbar für alles sein. Das ist das was ich jeden Tag aufs neue Versuche und eine Sache an der ich dennoch immer wieder scheitere. Manches nimmt man dann doch wieder für selbstverständlich und wenn es einem dann fehlt oder man es nicht mehr hat dann merkt man meistens erst wie wichtig es für einem war. Das ist jetzt nicht nur auf Dinge sondern vor allem auf Personen bezogen. Natürlich besitzt man keine Personen, aber man bekommt von seinen Freunden und seiner Familie immer wieder ihre Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt und merkt meist erst wenn es schon zu spät ist, wie wichtig einem diese Person ist oder wie viel sie einem bedeutet hat. 

Bei mir war es mein Opa. Als kleines Kind war ich sehr oft bei meinen Großeltern, weil diese mich vom Kindergarten abgeholt haben da meine Eltern arbeiten mussten. Meine Mutter musste 1 bis 2 Stunden länger arbeiten als das ich im Kindergarten war. Diese ein bis zwei Stunden habe ich dann immer mit meiner Oma und meinem Opa verbracht. Als ich dann eingeschult wurde, habe ich die beiden dennoch ein mal in der Woche besucht. Je älter ich wurde desto seltener besuchte ich sie und desto seltener und weniger Zeit verbrachte ich mit ihnen. Dann wurde mein Opa kam mein Opa ins Krankenhaus. Anfangs haben wir ihn noch oft besucht, aber je länger er dort war desto seltener besuchte ich ihn wieder. Ich sagte immer das ich nicht wollte. In Wirklichkeit brach es mir jedes Mal aufs neue das Herz ihn so schwach und gequält zu sehen. Um das ganze hier zu erklären: nach der OP wurde die Wunde immer wieder neu geöffnet um sie zu reinigen oder weil plötzlich ein Fehler entdeckt wurde oder man raus fand das die OP nicht komplett durchgeführt worden ist. Das hat sehr an seinem Lebenswillen und an seiner Psyche gezogen. Man konnte richtig beobachten wie mit jedem Besuch mehr Leben aus ihm wich zu dieser Zeit. Sehr bald wurde seine Haut grau und seine Augen leuchteten nicht mehr. So als wäre jegliche Kraft und jeglicher Lebenswille aus ihm gewichen. Nach einem Jahr Krankenhausaufenthalt wurde er schließlich entlassen, aber es war dennoch nicht wie früher. Letzten Endes starb er dann 3 Wochen nach seinem Geburtstag. Ab hier ging es abwärts mit mir. Ich konnte und wollte es lange Zeit nicht akzeptieren dass er Tod ist. Ich gab mir die Schuld. Ich gab mir für vieles die Schuld und hierfür besonders, obwohl ich nichts dafür kann. Ich hab mich lange Zeit nicht damit befasst, weil ich mich nur dauernd selbst fertig machte. Circa ein Jahr später bin ich ausgezogen in meine erste eigene Wohnung. Ab da fing ich langsam an mich mit allem wofür ich mir in den letzten Jahren die Schuld gegeben habe zu befassen. Es war anfangs nicht einfach und ich hatte das Gefühl es wird nur schlimmer, aber heute kann ich sagen dass es befreiend ist wenn man erkennt das man an gewissen Sachen keine Schuld trägt und auf gewisse Sachen keinen Einfluss hat. Man macht sich das eigene Leben nur unnötig selbst noch schwerer als es eh schon ist.

Wenn ich mal wieder vergesse das ich nichts dafür kann, habe ich immer noch meine Freunde die mit mir durch dick und dünn gehen und mich daran erinnern das ich ein Mensch bin. Ich bin ein Mensch und jeder Mensch macht Fehler. Fehler machen ist menschlich und auch gut, da man aus seinen eigenen Fehlern meist am besten lernt.  

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