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*sechsundzwanzig Monate zuvor*

"Isabelle? Wach auf! Es ist schon halb neun!" Ich schreckte aus meinem Schlaf auf, als ich die aufgeregte Stimme meiner besten Freundin Hermine hörte. Seit der ersten Klasse waren wir beide unzertrennlich. Augenblicklich fiel mir ein, dass wir heute nach Hause fahren würden und keiner von uns bis jetzt gepackt hatte, da wir das eigentlich heute Morgen machen wollten. So viel zu dem Thema. War ja klar, dass etwas schiefgehen musste, wenn ich Hermine ausnahmsweise mal überredete später zu packen.

"Wieso hat dein Wecker nicht geklingelt?", fragte ich und sprang auf. In Gedanken ging ich schon durch, was ich noch alles machen musste, bevor wir den Schlafsaal für die nächsten zwei Monate verlassen würden. Die anderen Mädels, mit denen wir uns den Schlafsaal teilten, hatten natürlich schon gepackt und rieben sich verschlafen über die Augen. Es war wahrscheinlich einer ihrer Wecker, der Hermine geweckt hatte.
"Keine Ahnung.", antwortete sie mit Verzweiflung in der Stimme, aber war ebenfalls schon dabei sich umzuziehen."Wir haben nur noch eine halbe Stunde dann müssen wir in der großen Halle sein!"
Ich schnappte mir meine Sachen und verschwand im Bad, bevor sie mich noch nervöser machen würde.

In Windeseile zog ich mir ein Tshirt, eine Jeans und eine dünne Strickjacke an. Es war zwar schon Ende Juni, aber immer noch kein richtiges Sommerwetter, wie ich es mir wünschte. Meine langen, blonden Haare band ich in einem Dutt zusammen nachdem ich sie kurz gekämmt hatte. Schminke brauchte ich nicht, schließlich war nur ein Tag wie jeder andere abgesehen davon, dass ich meine Familie wiedersehen würde.

Als ich aus dem Bad kam sah ich, dass Hermine schon am Packen war. Schnell zog ich meinen Koffer unter meinem Bett hervor und schmiss meine Sachen rein. Ich versuchte sie wenigstens halbwegs zusammenzulegen, damit der Platz ausreichen würde, aber es dauerte eindeutig zu lange.
"10 Minuten.", setzte Hermine mich in Kenntnis, die schon dabei war ihren Nachttisch auszuräumen.
"Wenn wir rennen haben wir noch fünf Minuten.", berechnete ich schnell, während ich den letzten Rock aus meinem Schrank zusammenfaltete.

Fast auf die Sekunde genau zehn Minuten später ließen wir uns außer Atem zu Harry und Ron an den Gryffindortisch fallen. Mit den beiden hatte ich mich durch Hermine in meinem zweiten Jahr angefreundet und auch sie zählten mittlerweile zu meinen engsten Freunden.
"Guten Morgen" begrüßten wir sie wie aus einem Mund.
"Morgen", nuschelte Ron verschlafen.
"Guten Morgen.", begrüßte Harry uns, "Seid ihr auch mal in den Genuss des Verschlafens gekommen?" Er lachte, woraufhin ich nur die Augen verdrehte. Normalerweise waren Hermine und ich wenigstens halbwegs pünktlich und Harry und Ron verschliefen, aber diesmal war es umgekehrt. Klar, dass das nicht unkommentiert blieb.

Als wir mit dem Essen fertig waren machten wir uns auf den Weg zum Gryffindorturm. Kurz nachdem wir die große Halle verlassen hatten trafen wir Malfoy und seine 'Bodyguards'. Zu sagen, dass wir uns nicht gerade gut verstanden war eine Untertreibung. Er verabscheute uns, was nach mehreren Jahren selbstverständlich auf uns übergefärbt war. Es war schon vorgekommen, dass diese Aufeinandertreffen für einen von uns im Krankenflügel geendet waren, aber meistens blieb es bei Beleidigungen und Schlagabtäuschen.

"Potter! Geh mir aus dem Weg!", befahl Malfoy in einem gebieterischen Ton, der mich beinahe zum Lachen brachte, so albern wirkte es.
"Was ist dein Problem Malfoy?", fragte Harry ihn daraufhin genervt.
"Du und deine Bande von Schlammblütern und Blutsverrätern.", sagte er abfällig. Ich hasste, mit welch einer Selbstverständlichkeit er diese Beleidigungen nutzte, als wäre ihm nicht bewusst, wie schwerwiegend sie waren.
"Lass uns doch einfach in Ruhe!", fuhr ich ihn wütend an.
"Halt du dich daraus, Carters!" Wie immer nannte er mich bei meinem Nachnamen.
"Nein, werde ich bestimmt nicht.", widersprach ich mit herausfordernden Blick. Ich wusste, dass alleine meine Widerworte ihn zu Weißglut bringen konnten und es machte mir verdammt viel Spaß.
"Solltest du aber, sonst wirst du was erleben", erwiderte er aggressiv. Wäre ich seinen Ton nicht gewohnt oder eine ängstliche Erstklässlerin, wäre ich vielleicht zusammengezuckt, aber ich grinste nur.
"Da bin ich aber mal gespannt.", meinte ich betont gelangweilt. Nicht mehr lange und er würde ausrasten, kein Zweifel. Aber leider war er heute  ausgeglichener als sonst und warf mir nur einen bitterbösen Blick zu.

Drei Stunden später saßen Hermine, Harry, Ron und ich in einem Abteil im Zug nach London. Ron und Harry unterhielten sich über Quidditch und Hermine las irgendein Buch. Ich starrte aus dem Fenster und war in Gedanken versunken. Mein Buch war leider nicht spannend genug, um mich dazu durchzuringen es zu lesen und das Gespräch war mir doch etwas zu enthusiastisch.

"In drei Minuten sind wir da", verkündete Hermine. Ich sah aus dem Fenster. Sie hatte Recht. Der Bahnhof war schon schemenhaft in der Ferne zu sehen und Vorfreude wuchs in mir, sodass ich  nicht mehr sitzen bleiben konnte. Hermine beobachtete mich mit einem Grinsen. Ich konnte es kaum abwartend meine Eltern und besonders meine sieben Jahre jüngere Schwester Lottie, eigentlich Charlotte, wiedersehen.

Als ich den Zug verließ fand ich mich auf Gleis 9 3/4 wieder, der vor geschäftigem Treiben nur so brummte. Überall vereinten Schüler sich mit ihren Eltern, Geschwistern oder anderen Verwandten. Ich lächelte, wohlwissend, dass auch ich meine Eltern gleich wieder sehen würde.
"Isabelle!", hörte ich Hermine links von mir rufen. Sie stand bereits etwas abseits der großen Menge, die den Zug verließ und winkte mich zu sich und den anderen zwei. Mit meinem Koffer in der Hand schlängelte ich mich so schnell es ging zu ihnen.

"Zeit sich zu verabschieden.", meinte ich, als ich bei ihnen ankam. Ein weiteres abenteuerliches Jahr lag hinter uns, aber so gruselig es auch gewesen war, solange ich meine besten Freunde an meiner Seite hatte war es nur halb so schlimm. Wir umarmten uns zum Abschied, ich drückte Harry fest an mich. Ihn würde ich am längsten von allen nicht sehen, das war klar.
"Ihr schreibt mir, ja?", bat er und wir nickten sofort.

Dann sah ich über Rons Schulter hinweg ein kleines Mädchen mit dunkelbraunen, langen Haaren auf uns zulaufen, meine Schwester. Ich verabschiedete mich nochmal von meinen besten Freunden und ging dann meiner Schwester entgegen.

"Isabelle!", begrüßte sie mich freudestrahlend und schlang ihre Arme um mich. Ich ließ den Griff meines Koffers los und erwiderte ihre herzliche Umarmung.
"Na Mäuschen.", begrüßte ich sie und ein strahlendes Lächeln legte sich auf mein Gesicht.
"Komm! Mum und Dad sind dahinten." Sie griff nach meiner Hand   und zeigte in Richtung unserer Eltern. 

Keine Minute später waren wir bei ihnen und sie begrüßten mich herzlich. Ich umarmte sie nacheinander, dann nahm Dad mir mein Gepäck ab.
"Und, wie geht's dir, Süße?", erkundigte meine Mutter sich, während wir zu den Ausgängen schlenderten. Lottie hielt immer noch meine Hand fest und strahlte unablässig.
"Gut, es ist bloß eine Menge passiert, was wir verarbeiten müssen, aber ansonsten ist alles in Ordnung.", sagte ich wahrheitsgemäß. Die Rückkehr von Voldemort, wie Harry behauptet hatte, war zwar beängstigend, aber im Moment fühlte ich mich sicher und wollte mir darüber keine weiteren Gedanken machen. "Und wie geht es euch?", lenkte ich vom Thema ab.

My Destiny in Hogwarts (Draco Malfoy FF)Where stories live. Discover now