02.The offer

9.2K 538 43
                                    

" A true friend encourages us, comforts us, supports us like a big easy chair, offering us a safe refuge from the world"
H. Jackson Brown Jr.

 Ich pfriemle am Verschluss meiner Schiene am rechten Arm, wie immer wenn ich nervös bin.
"Wie kann ich Ihnen helfen, Mr...?"
"Dumbledore. Albus Dumbledore"
Ich strecke ihm die linke Hand entgegen, nicht die Rechte. Eine milli Sekunde, vielleicht auch zwei, blickt er verwirrt drein und begreift. Mit einem wissenden Lächeln schüttelt er mir die Hand.
"Nun Mr.Dumbledore?"
"Ich hätte ein paar Fragen an Sie, Miss Hill. Wenn Sie gestatten?"
"Okaaay", ich ziehe das Wort zu drei Silben.
"Zunächst einmal, wissen Sie wer ich bin?"
Ich atme tief ein und schlage die Augen nieder. Schattenhafte Bilder flitzen hinter meinen Liedern entlang. Aber kleine klaren Umrisse tauchen auf. Nur etwas, was mir sagt, dass ich vor ihm keine Angst haben muss.
"Ich schätze Sie sind Mr. Dumbledore. Sie waren beim Hauskonzert und Sie haben mir zu gelächelt. Also haben Sie eine Liebe zu Musik oder zu Kindern, weil manche Auftritte... naja und... und Sie haben einen beachtlichen Bart", ich starre zu Boden. Dumbledore kichert (alte Männer können das?)
"Nicht schlecht, nicht schlecht, Miss Hill. Und danke ich finde meinen Bart auch ziemlich beeindruckend"
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht.
"Weswegen sind Sie wirklich hier, Sir?"
"Wie Sie eben schon richtig folgerten, habe ich eine Vorliebe für Musik"
Ich ziehe eine Augenbraue hoch (Dafür hab ich wirklich sehr lange geübt!)
Am liebsten hätte ich so was gesagt wie: " Machen wir uns nichts vor. Wir wissen doch beide, dass Sie einer von denen sind"
Aber ich traue mich nicht. Stattdessen ergreift Mr Dumbledore das Wort:
"Wo haben Sie so Klavier spielen gelernt?"
Diese Frage überrascht mich kalt.
"Wir haben ein Klavier zu Hause und irgendwann, ich glaub ich war zehn oder elf, da fing ich an, alleine."
"Und warum?"
Ich schlucke. Wie oft habe ich mir selbst oder Mum oder Estah diese Frage gestellt? Zu oft, doch ich weiß es einfach nicht.
"Ich... ich... denke... ich hatte einfach Langeweile"
Ich ziehe den Verschluss meiner Schiene auf und zu. Was wiederum Dumbledores Aufmerksamkeit auf diese zieht.
"Ein Unfall?", fragt er mit warmer Stimme.
Normalerweise antworte ich knapp mit dem Text den Mum mir eingebläut hat.
"Ja, ein Unfall... Vor etlichen Jahren und dann kommt da noch eine seltene Erbkrankheit... hinzu", stottere ich. Na super, das würde Dumbledore mir nicht abkaufen. Aber die andere alternative den Fluch zu erwähnen finde ich zu riskant. Bei der Vorstellung schüttele ich mich innerlich.
Dumbledore lächelt mich wissend an und mustert mich mit seinen funkelnden, blauen Augen. Irgendwas daran kommt mir verdächtig bekannt vor. Das bringt mich dazu mich zu überwinden und die Frage zu stellen, die mir auf den Nägeln brennt: "Mr Dumbledore, warum sind Sie wirklich hier? Bitte sagen Sie mir die Wahrheit, ich habe das Gefühl Sie wissen besser warum ich Klavier spiele und was es mit meinem Arm auf sich hat."
Ich blicke ihm direkt in die Augen.
"Nun gut, Miss Hill. Ich bin hier, um Sie zu bitten auf meine Schule zu wechseln."
Das verblüfft mich jetzt wirklich.
"Aber warum sollte ich die Schule wechseln? Ich bin hier glücklich. Die Leute akzeptieren mich und ich..."
"Ja?"
"Ich muss mich nicht verstellen", füge ich kleinlaut hinzu: "Wieso in aller Welt sollte ich die Schule wechseln?", abwehrend hebe ich die Hände.
"Weil Sie frei wären. Hogwarts ist eine Schule für Hexerei und Zauberei"
Mir fällt das Kinn runter.
"Es gibt ganze Schulen... für Leute wie mich?", stammle ich und merke wie meine Hände zu zittern beginnen.
"Ja", sagt er und lächelt mich wieder an.
"Sie wären nicht gezwungen Ihre Kräfte zu verstecken und Sie müssten Magie nicht mehr des nahts mit Ihrer Mutter üben"
"Moment... Sie wissen davon?"
"Aber natürlich meine Liebe"
Ich will gerade eine weitere Frage stellen, da läutet der Gong.
"Überlegen Sie es sich gut, Miss Hill. Wir werden bald Kontakt zu Ihnen aufnehmen . Guten Abend und noch viel Glück beim Wettbewerb, meine Stimme haben Sie".
"Jona?", höre ich Kate rufen.
"Kommst du, es geht weiter!"
"Guten Abend, Mr Dumbledore. Aber ich glaube das ist nicht nötig. Ich will hier bleiben. Meine GCSE und meine A-Levels machen. Danke für das Angebot aber, nein"
Damit drehe ich mich zu Kate und Rosi , die an der Hecke auf mich warten.
"Was wollte der Typ von dir?", platzt es sofort aus Kate raus. Ich blicke mich um, doch Dumbledore ist bereits verschwunden.
"Er wollte mir glaub ich ein Stipendium anbieten. Für eine Schule... für Leute wie mich...", ich hasse es Kate und Rosi nicht die ganze Wahrheit zu sagen.
"Ein Musikstipendium?", rät Kate sofort und umarmt mich von der Seite.
Zögerlich nicke ich. Daran hatte ich gar nicht gedacht.
"Jona, das ist ja einfach genial!", quietscht sie entzückt.
"Und nimmst du es an?", möchte Rosi ungewöhnlich leise wissen. Ich starre hoch in den blauen Nachthimmel und dann zu Kate und Rosi.
"Nein", sage ich dann, was Rosi ein Lächeln entlockt.
Trotzdem fragt sie warum ich mich gegen das Stipendium entscheiden würde.
"Ich weiß nicht genau. Aber ich glaube ich könnte euch nicht allein lassen und wie gesagt im Moment ist alles... alles so perfekt. Ich will das nicht zerstören. "
Jetzt ist es Rosi mich zu umarmen, während Kate uns in den Saal schiebt.
"Trotzdem, das ist so eine einzigartige Chance, du solltest es dir wenigstens noch Mal überlegen, okay?", wendet sie ein.
"Sie sind der Boss, Miss Jordan", erwidere ich und tue so als würde ich Rosi salutieren.
"Gut, dann wäre das geklärt", Kate und Rosi grinsen sich verschwörerisch zu.
"Aber jetzt, Miss Hill, wird erst einmal gewonnen".
Sie fassen mich je an einer Hand und ziehen mich zu unserer Klasse. Auf einmal wird mir wieder klar, warum ich so gut mit den Beiden befreundet bin.

Wir gewinnen tatsächlich. Ich sage wir, weil ich das schöner finde als zu sagen: Ich gewinne.
Und wir feiern das. Mit der ganzen Klasse gehen wir spontan zum Italiener um die Ecke . Diesmal muss ich mich der Aufmerksamkeit wohl oder übel stellen, denn alle Leute verwickeln mich in Gespräche.
Auch bei dem Foto, dass wir später als Andenken machen, werde ich nach vorne geschoben.
Trotzdem finde ich es traurig als sich der Abend zum Ende neigt.
Zu Hause wartet Mum auf mich. Sie weiß zwar, dass ich mit meiner Klasse essen war und mit Kate nach Hause gegangen bin aber trotzdem ist sie erleichtert mich zu sehen. Meine Mum hat immer Angst, Angst Estah und mich zu verlieren. Sie hat mir noch nie gesagt, warum und ich glaube sie wird es mir nie verraten aber Estah und ich sind uns sicher, dass Mum einiges durchgemacht haben muss.
"Hattest du Spaß?", fragt sie, als sie mir die Tür öffnet.
"Und wie".
Ich lege meine Jacke ab und stelle die Noten ins Regal über dem Sofa.
"Ich bin so stolz auf dich", sie umarmt mich. Ich lächle in mich hinein, da ich dieses Kompliment zu würdigen weiß.
Ich löse mich von ihr und mache Anstalten nach Oben zu gehen.
"Sei leise auf der Treppe, ja? Estah schläft schon. Gute Nacht, mein Engel"
"Nacht, Mum".
Als ich die Treppe hochschleiche, höre ich wie Mum ihre üblichen Schutzzauber spricht. Wie gesagt sie hat Angst, wirklich große Angst.
Ich stehle mich an Estahs Tür vorbei zum Badezimmer. Beim Zähne putzen starre ich mich im Spiegel an. Das bin ich, denke ich mir und stelle mir gleichzeitig die Frage, ob ich damit zufrieden bin. Ich wäre gerne etwas größer, denn mit 1,60m ist man nicht wirklich groß, wenigstens bin ich schlank. Meine dunkel blonden Haare haben sich aus der Flechtfrisur gelöst und hängen in unordentlichen Locken über meine Schultern. Meine Augen sind braun, nichts besonderes. Bis auf die Schiene und die Sache mit der Zauberei, oh und hab ich schon meine leicht paranoide Mutter erwähnt?
Warum habe ich ihr eigentlich nichts von Dumbledore erzählt, frage ich mich im Stillen. Ich überspringe das knarrende Dielenbrett, um Estah nicht zu wecken, auch wenn ich mir sicher bin, dass sie noch bis spät in die Nacht lesen wird.
Ich liege im Bett und starre an die Decke. Warum habe ich es ihr nicht erzählt? Weil sie dann noch mehr Angst hätte. Weil sie dich überhaupt nicht mehr aus den Augen lassen würde, antwortet eine leise ehrlich Stimme in meinem Kopf.
Ja, vielleicht deswegen. Aber will ich überhaupt hier weg, nur um einen Teil von mir nicht mehr verstecken zu müssen? Ein winziger Teil von mir will das, der Teil der genervt von der ganzen Heimlichtuerei ist. Aber im Großen und Ganzen könnte ich das nie. Nennt mich feige aber ich habe Angst, dass Mum vor Sorge umkommt. Naja sie hat halt ihre Gründe.
Ich grüble noch weiter, über meine Mum, Rosie und Kate und immer wieder um diesen Dumbledore.
Schließlich schlafe ich ein.

Jona  (HP Fan-Fiction / Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt