Blood of the Nephilim (5)

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„Okay, du lenkst sie ab, wenn ich mit dem Arzt rede, okay? Ich muss unbedingt die Akte sehen."

Fayth nickte, und gemeinsam gingen sie in das Krankenhaus, in dem Sebastian lag, als er starb. Atemlähmung konnte nicht das Einzige sein, was er gehabt hatte. Schließlich kamen all die Symptome, die seine Krankheit hatte nicht bei einer normalen Atemlähmung vor. Da musste mehr passiert sein. Das hatte Fayth auch eingesehen, als Alexa ihm von dem Gespräch mit ihrer Mutter erzählt hatte. Sie hatten anschließend bei dem Arzt angerufen, der Sebastian behandelt hatte, bevor Alexas Familie ihn ins Krankenhaus gebracht hatte, doch dieser konnte keine Auskunft geben. Zum einen wegen der Schweigepflicht, und zum anderen weil er selbst keine genaue Diagnose machen konnte. Er hatte den beiden helfen wollen, das hatte man gemerkt, aber er konnte nicht, durfte nicht. Der Arzt meinte, sie sollten sich an das Krankenhaus wenden, was sie dann ja auch taten. Ihnen war bewusst, dass sie die Informationen nicht durch einfaches Fragen bekommen würden, deshalb wollten sie irgendwie an die Akte kommen. Es würde ein schwieriges Unterfangen werden, und die Chancen, überhaupt die Akte einsehen zu können war gering. Aber sie mussten es versuchen. Sebastians Lieblingssprichwort war: 'Wer nicht probiert, hat schon verloren'.

„Also du redest mit dem Arzt, und ich spiele einen auf 'Ohnmächtig', oder wie?", fragte Fayth, um noch einmal nachzuhaken.

Sie nickte. „Ja, genau. Du wirst dann dein Handy hören, okay?"

„Okay."

Sie trennten sich. Alexa ging zum Schalter, und fragte nach dem Arzt, der ihren Bruder damals behandelt hatte. Sie hatte ein paar Tage zuvor angerufen, und einen Termin ausgemacht. Die Empfangsdame bat sie, sich ein wenig zu gedulden. Fayth war inzwischen in irgendeinen Wartebereich verschwunden, und würde nun nur auf Alexas Zeichen warten, bevor er seine Show abzog. Es musste einfach klappen! Nach etwa fünf Minuten Wartezeit für Alexa kam der Arzt, der für ihren Bruder zuständig gewesen war. Er war etwa Ende vierzig, hatte stark ergrautes Haar, und einen Drei-Tage-Bart, der ein wenig ungepflegt wirkte. Er sah noch genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte und schien zudem genauso erschöpft, wie damals. Als der Arzt auf den Wartebereich zukam, erhob sie sich. Mit einem freundlichen Lächeln erreichte er sie, und hielt ihr die Hand hin. Sie erwiderte das Lächeln nicht, nahm aber aus Höflichkeit die Hand des Mannes.

„Hallo Alexa. Es freut mich, dich wiederzusehen."

„Hallo Dr. Watkins", erwiderte sie knapp.

„Wie geht es dir?"

„Ganz gut."

„Schön." Er schnaufte, und hatte noch immer dieses Lächeln aufgesetzt. „Du bist nochmal wegen deinem Bruder hier, hab ich Recht?"

Sie nickte. Aus irgendeinem Grund konnte sie diesen Arzt nicht leiden. Vielleicht war es Watkins falscher Optimismus, mit dem er versuchte, die Leute vor einem Nervenzusammenbruch zu bewahren. Eigentlich spielte er seine Rolle als besonnener Arzt gut, aber sie hatte ihn schon längst durchschaut. Womöglich hatte er keine Lust sich mit Patienten und deren Familien herumzuschlagen, die die Hoffnung schon längst aufgegeben haben. Deshalb versuchte er sie zu trösten, indem er sagte, es würde alles wieder gut. Auch ihrer Familie hatte er versichert, dass Sebastian wieder gesund werden würde. Aber genau das Gegenteil war eingetreten.

„Nun gut, dann komm mal mit", meinte er, und ging voran durch einen Gang, in der sich auch die Krankenhausverwaltung befand. Am Ende des Korridors bog er ab, in einen weiteren, und öffnete dann eine Tür auf der linken Seite. Alexa folgte ihm. In dem kleinen Büro angekommen, bat Watkins sie, sich zu setzen, und entschuldigte sich kurz, um Sebastians Akte zu holen. Sie wartete, und ging im Kopf den ganzen Ablauf der Aktion noch einmal durch. Dann kam Watkins zurück, und schmiss die Akte vor sich auf den Tisch, bevor er sich ein wenig gebieterisch hinter den Schreibtisch setzte, und sie wieder anlächelte. Sie fühlte sich unbehaglich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 01, 2010 ⏰

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