P R O L O G

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Er brüllt. Eve ist noch nicht da, aber sie hat die Polizei gerufen.
Ich sitze zitternd in der Badewanne, starre auf zwei knochige Kniespitzen, auf das kalte Wasser, das mich betäubt.

Ein dunkler Tropfen fliegt ins Wasser.
Ich beobachte, wie er verläuft, und sich zu Rauch auflöst.
Alles schmerzt.
Mein Trommelfell pocht und meine Augenbrauen wollen sich verziehen. Autsch.

Neben mir klingelt mein Handy, ich sehe Eves Kontaktbild.
Er brüllt weiter.
Draußen vorm Bad, schlägt er wie wild gegen die Tür. Schreit. Mach' die verdammte Tür auf, du Miststück. DU VERDAMMTES MISTSTÜCK. MACH' AUF!

In meinen Augen sammeln sich bittere Tränen. Warum tut er mir das an?
Mit bebenden Schultern, taste ich mein Gesicht ab. Fahre über ein zugeschwollenes Auge, ein pochendes Stück Oberlippe, wertloses Fleisch.
Ich bin wertlos.

Mach' die verdammte Tür auf, du Miststück. DU VERDAMMTES MISTSTÜCK. MACH' AUF!

Das vibrieren des Handys, reißt mich aus meiner Trance. Jetzt sehe ich das dunkelrote Wasser, - die kaputte Badezimmertüre die schon fast aus den Angeln fällt.
Ich bring' dich um, brüllt er.

Die Badewanne quitscht, als ich mich stöhnend bewege, meinen Fuß auf die kalten Fließen setze. Den Türknauf fest im Blick.
Dann hebe ich ab.

"Phi?", wimmert Eve. "Tu' bitte nicht, was er dir sagt."
Ihre Stimme überschlägt sich.
Sie muss hören, was hier vorgeht, durch die Funkverbindung.

DU KLEINES WERTLOSES STÜCK SCHEIßE.

Keuchend, sinke ich auf den eiskalten Fußboden. Meine Zehen werden lila, einer meiner Finger ist gebrochen. Er war einfach in zwei Teile geknackt, als es anfing.

Das Geräusch erinnerte an Leuchtstoffröhren, wenn man sie umbog um Licht zu erzeugen. Nur das ich in der Dunkelheit saß.
"Bleib im Bad.", weint Eve.
"Bleib, bitte."
Ich schüttelte den Kopf und ein Schalter legte sich in meinem Kopf um. So war er nicht. Er würde damit aufhören. Ich konnte ihm beweisen, das ich einen Wert hatte.

Doch soweit kam ich nicht. Mit einem ohrenbetäubenden Knall, brach die Tür. Sie flog so weit auf, das sie rücklings gegen die Wand knallte. Mein Freund stand nun seelenruhig im Türstock.
DAS WIRST DU BÜßEN. KOMM HER, DU SCHLAMPE.

Nackt und schutzlos sacke ich auf den glatten Fußboden, schiebe mich in die Ecke und höre das Sausen einer Gürtelschnalle. Ein sofortiger Schmerz zuckt über meinen Rücken, der sich, wie eine gefräßige Schlange, durch jeden Quadratzentimeter meiner Haut frisst.Der Schmerz treibt mich zurück in die Dunkelheit.

Meine Augen fixieren den Dreck zwischen den Fugen der Fließen. Kleine Staubkörnchen. Kleiner, als irgendetwas sonst.

Ich schluchze.

P H O E N I X                       Aus der AscheDonde viven las historias. Descúbrelo ahora