Meister der Schlüssel

7 0 0
                                    


Tim schloss die hölzerne Ladentür hinter sich. Die kleine Glocke am oberen Tür Rand läutete einmal kurz und der Junge sah in das Kompakte Geschäft hinein. Er staunte mit großen Augen als die Pure Macht des Raumes ihn packte. Er ignorierte den alten Mann am hinteren Ladentresen welcher ihn bereits angesprochen hatte, denn seine Aufmerksamkeit galt erstmal den Schlüsseln. Im gesamten Raum verteilt hingen diese an dünnen Fäden von der Decke herunter, einen klaren Pfad zum Tresen lassend. Aber nicht nur das. An den mit grüner Tapete überzogenen Wänden waren Harken hineingedreht, an welchen ebenfalls massenweise Schlüssel hingen. In verschiedenen Formen und Farben thronten sie dort. Von Totenköpfen bis Rosen und Kegeln. Mit Zehn Kanten, Drei Ecken und manchmal nur einem Zahn. Der Junge trat einige Schritte in den Raum hinein und drehte sich einmal im Kreis. Der alte Mann hinter der Ladentheke betrachtete ihn mit müden aber erfreuten Augen. Es schien ihn nicht zu interessieren das Tim ihn ignoriert hatte. Einmal umhergedreht stockte der Junge und sah nun den Mann an. Mit überraschtem stottern sagte er „Hallo.", und sah dann ein wenig beschämt im Raum umher. „Besuch, um diese Uhrzeit?", sprach der Mann und richtete sich ein wenig. Tim fiel sofort sein Buckeliger Rücken auf. Er schien viel durchgemacht zu haben. Auch seine Halbglatze an dessen Rand lange weiße Haare wuchsen sprach dafür. „Ich habe mich verlaufen.", antwortete Tim und nahm seinen Übermantel aus Leinen ab. Er war komplett durchnässt. Der alte Mann rückte sich seine Brille zurecht und wendete die Zeitung aus welcher er gerade las. „So, verlaufen also. Na dann.", reagierte der Mann trüb und sah weiter in das Papier vor sich, eine Hand unter seinem Kinn. Das gefiel Tim, denn so konnte er sich weiter im Raum umsehen. Seine Augen schossen zuerst auf die Schaufenster in welche er von außen geblickt hatte. Diese waren mit grünem Samt abgehängt worden. Somit konnte man keinen richtigen Blick in den Laden hineinwerfen. Im Schaufenster selber warb der Mann damit die besten Schlüssel anzufertigen, was wohl auch der Fall war.

Tim guckte zurück zum Tresen. Über diesem hing eine alte Lampe mit grünem Schirm, welche Kerzenlicht ausstrahlte. Die gleichen Lampen hingen verteilt, im Laden aber schafften es nicht ihn vollständig zu erleuchten. An der hintern Wand Links vom Tresen war eine weitere Holztür in dessen Material schöne Verzierungen eingearbeitet waren. Zumindest so mochte der Junge es hindurch der hundert Fäden erkennen, denn auch dort hingen die Schlüssel an Wand und Decke. Rechts vom Tresen hingegen war ein samtig roter Vorhang an der Wand angebracht. Dieser wirkte sehr unpassend, zumal dort kein Fenster sein konnte. Es war die Laden Rückwand. Der alte Mann an der Theke fing den Blick des jungen ab. „Haben wir alles gesehen?", fragte er und faltete die Zeitung zusammen, sie beiseitelegend neben die dort stehende Kasse. Tim sah ihn fragend an. „Nein. Was ist hinter dem Vorhang dort?", fragte der Junge sofort nach. Der alte Mann drehte sich zur Seite. Mit hochgezogenen Augenbrauen, als wenn er nichts sehen konnte, betrachtete er den Vorhang und sagte einige Sekunden nichts. „Ja, da ist eine Tür hinter Junge.", antwortete der Mann schließlich recht trocken und sah noch für einen Moment in die Richtung des Vorhangs, bevor er sich wieder Tim widmete. Wieso hatte der Mann einen Vorhang vor die Tür gehängt? „Sag mal wie heißt du Junge?", riss der Mann ihn aus seinen Gedanken. „Ich bin Tim.", antwortete dieser knapp. Er war jung, vielleicht 13. Seine Haut war bleich und seine Statur sehr mager. Klar jemand aus armen Verhältnissen, das gab auch seine Kleidung wieder, welche aus einer alten Weste, einer Hose aus Leinen und abgetretenen Lederlatschen bestand. Der Mann hinter dem Tresen nickte leicht und sagte schließlich „Aha. Ich bin Patrick, Schlosser vom Beruf.", womit er Tims Frage beantwortete bevor er sie stellen konnte. Der Junge blickte wieder in den Raum, zu den Schlüsseln die von der Decke baumelten. Er griff nach einem welcher sich sofort löste. Erschrocken sah der Junge in Patricks Gesicht. Der alte Mann räusperte sich einmal, machte dann jedoch eine beruhigende Geste. „Wieso hast du hier so viele Schlüssel?", fragte
ihn Tim.

Meister der SchlüsselWhere stories live. Discover now