~Kapitel 1: Ein neuer Fall~

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Seine Jeans und sein schlichtes weißes Shirt sagten ihr in diesem Moment wer dieser Jenige war. Geschweige denn von seinen blonden Haaren und seinen haselnussbraunen Augen. Paul Renner. Ihre frühere Affäre und ihr Kollege.

Ihre Augen fielen über seinem Körper zu seinem Gesicht. Hoffentlich war sie nicht ganz so auffällig was ihre Musterung von gerade eben anging. Kurz räusperte sich die junge Frau. Erneut kreiselten ihr die Worte, die er, bevor sie ihm sagte, sie würde nach New York gehen, durch den Kopf. Ihr Kollege hatte sie tatsächlich gefragt ob die beiden es nochmal probieren sollten. Was wäre passiert, wenn ich nicht in die USA gereist wäre?, kam ihr der Gedanke auf. Würden sie dann vielleicht sogar zusammen sein? Jetzt in diesem Moment? In der Gegenwart? Diese Vorstellung brachte sie insgeheim etwas durcheinander und reflexartig schüttelte sie den Kopf. Paul, der sie anblickte, zog seine Augenbrauen in die Höhe. »Alles klar bei dir?« fragte der Blondhaarige nach. Sofort nickte sie. »Klar. Guten Morgen.«

Hatte sie sich wirklich diese Chance entgehen lassen?

Noch immer war dieses Kribbeln in der Magengegend zu spüren. Ein angenehmes, warmes Gefühl, dass sie schon vor ihrer größeren Reise empfand, welches trotz David noch vorhanden war. Nach der Aktion in Budapest kam sie oft ins Grübeln was die Beziehung der Beiden in ihrer Zeit in New York anging. Hatte sie sich vielleicht getäuscht? Hatte sie David Bartok wirklich geliebt? Nachdem die Kommissarin bemerkte, dass er ein Typ der Verwöhnten Menschen war, die alles nur in den Arsch geschoben bekommen, hatte sie sich auch schon getrennt. Selbst sie musste früh genug lernen, dass man oft genug die Dinge selbst in die Hand nehmen musste und sich selbst durch den Weg schlagen müsse. Er hatte so was anscheinend nie erkannt und wurde so nicht erzogen. Sie wiederum schon.

Anmerken ließ sie sich aber (Gott sei Dank) nichts. Und es schien auch so, als würde ihr Kollege, der sich nun an ihren Schreibtisch anlehnte, das nicht erkennen, was sie leicht beruhigte. Schon vor einiger Zeit schwor sie sich, sich nur auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Besonders als sie beim FBI gearbeitete hatte, war das einer der höchst angesehensten Vorsätze von ihr. Da war ein gut aussehender blonder Polizist jetzt einfach fehl am Platz. »Wie läuft's bisher?« fragte Paul dann nach. »Soweit gut. Ich muss echt sagen, ich hab euch vermisst.« antwortet sie mit einem Grinsen auf den Lippen. Das stimmte. Selbst musste sie sich eingestehen, dass ihr der Chaos, den Semir und Paul immer veranstalteten, mehr als gefehlt hatte. Mittlerweile hatte sie sich daran, ebenso wie die Krüger an den unzähligen geschroteten Dienstwägen, gewöhnt. Ihre Augen trafen wieder die Berichte, die sich immer noch vor ihr befanden und sich leider nicht selbstständig gemacht hatten. So ein Mist aber auch. Berichte, die sich emanzipieren, wären aber auch nur ein Traum für jeden Beamten. Klar, den Job machte sie nicht erst seit gestern, aber die Schreibarbeit mochte sie mindestens genauso wenig wie ihr türkischer Kollege.

»Gerkhan, Renner. In mein Büro.« riss sie eine bekannte Stimme aus ihrer Vorstellung. Diese schien eindeutig die von Kim Krüger zu sein. Ihrer Chefin. Jenny's Blick ging kurz zu ihr. Die Krüger war ernst und sachlich, so wie normalerweise immer. Paul und Semir schlugen sofort den Weg in das Büro von ihr an, wo die beiden Schlendriane auch schon Platz nahmen. Viel bekam Jenny nicht mit. Zumal arbeitete sie gerade an einem Fall worum es um einen Raubüberfall auf offener Straße ging, der nicht gerade gut durchplant und eher spontan war. Auch konnte sie sich nicht ewig mit den Sachen von Semir und Paul auseinandersetzen. Aber sie würde schon noch erfahren um was es ging, damit behielt sie auch recht.

Die junge Frau sah zu den beiden Männer, welche wieder aus dem Büro austraten. Kurz wartete sie ab und zog ihre schmalen Augenbrauen in die Höhe. Wenige Augenblicke später gingen die Beiden auch schon erneut in das Büro von Jenny. »Was gibt's?« fragte diese sofort nach. »Wir brauchen jemanden, der sich in einem Boxclub einschleust.« antwortete der Deutsch-Türke. »Was habt ihr alles?« stellte sie die nächste Frage, um so die nötigsten Informationen rauszubekommen. Ihr Blick glitt zu Semir, der Mann, der bekannt dafür war, die Autobahn für die Müllhalde bereit zu machen. »Mehrere Menschen wurden in den letzten Tagen umgebracht. Bisher gibt es nur einen Zusammenhang: sie sind auf die selbe Schule gegangen. Mehr hat Susanne noch nicht raus gefunden. Was wir aber noch wissen, ist dass es Hinweise auf den F.C.-SPORTS gibt.« sagte ihr schwarzhaariger Kollege. »Außerdem hat man einen Schnipsel einer Mitgliedskarte des Boxclubs gefunden. Hartmut hat das soweit schon ausgewertet.« gab Paul dazu noch Auskunft. Nicht lange musste sie überlegen. Undercover zu Arbeiten war schon immer für sie spannend gewesen. »Ich mach's.« willigte sie sofort ein. Wenigstens hatte sie dann etwas zu tun. Ein Bonus war dabei, dass sie früher oft boxen gehen war.

Panny - Freundschaft mit Liebe Where stories live. Discover now