30 | Gefrorene Kirschtorte

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Wusste von Aykan von nichts oder tat er nur so?

Es konnte doch nicht sein, dass er nichts mitbekommen hatte.

Üzeyir hatte bestimmt jemanden gebraucht, bei dem er sich ausheulen konnte.

»Warum so still heute?«, fragte Maxim auf einmal und haute mir seine Pranke auf die Schulter.

Ich stieß ihn kraftvoll zurück, der brauchte mich mal gar nicht antatschen. »Als ob ich halt sonst am Rumlabern bin«, sagte ich gereizt und schob mir meine Kippe zwischen die Lippen.

»Nein, Bruder, aber du hast heute voll noch nichts gesagt.« Maxim hob seine Cap, um sich am Hinterkopf zu kratzen. Sah dabei so aus, als wär' er ein hängengebliebener Affe. »Du hast doch uns. Du kannst immer mit uns reden, weißte? Wenn was los ist und so.«

Ich musste mich echt zusammenreißen, um ihn nicht auszulachen. Warum zur Hölle sollte ich mit ihm solche Gespräche führen? Das tat ich mit niemandem, verdammt.

In der letzten Stunde hatten wir Sport. »So, Jungs, jetzt erstmal zehn Runden um den Platz«, teilte der Berger uns seine grandiose Idee mit. Genervtes Aufstöhnen war zu hören.

Trotz dass es bereits nachmittags war, prallte die Sonne auf den Tartanplatz, als wir losliefen. Auch wenn ich meine Zähne zusammenbiss und versuchte, mit aller Kraft die Schmerzen zu unterdrücken, fiel ich schon in der ersten Runde zurück.

Verdammt. Dabei gehörte ich sonst zu den Besten im Sport. Mein Platz war an der Spitze und nicht irgendwo im Mittelfeld.

Ich lief weiter. Ich würde nicht aufgeben. Niemals. Verbissen rannte ich weiter, Schritt für Schritt.

Bald überholte mich Aykan und konnte das natürlich nicht unkommentiert lassen. »Alter, Jay, machs'e 'n Seniorenspaziergang?«, lachte er und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, als er an mir vorbeiließ.

»Wow. Fühlst dich jetzt einmal überlegen?« Spöttisch lachte ich auf, doch er hörte mich schon gar nicht mehr. Für einen Moment stellte ich mir vor, wie ich ihm einfach einen schwungvollen Tritt in den Rücken versetzen würde, mit voller Wucht auf sein Trikot mit dem Logo von Fenerbahçe.

Ich ließ es, wäre ja nur ein Eingeständnis daran, dass er mich provoziert hatte.

Genervt sah ich in die Richtung vom Berger. Wann würde dessen Trillerpfeife über den Platz klingen, die Scheiße hier beenden?

Egal, wie ich auftrat, der Schmerz wurde mit jedem Schritt stärker. Langsam wurde mir klar, dass es echt eine idiotische Idee gewesen war, trotzdem mitzulaufen. Warum hatte ich nicht einsehen können, dass es heute halt nicht ging? Es dauerte nicht mehr lange, dann fiel ich in einen langsamen Gehschritt zurück.

Als dann auch noch der fette, laut schnaufende Erik, den eh immer alle nur mobbten, mich überholte, reichte es mir. Warum gab ich mir überhaupt so eine frustrierende Scheiße, anstatt dass ich dem Berger einfach von der Sache mit meinem Fuß erzählt hätte? Das hätte ja auch keine Schwäche bedeutet.

Verdammt, es ging nur um Schulsport. Nichts, wo ich mich wirklich beweisen musste.

»Alles gut bei dir, Jonathan?«, brüllte mir der Berger zu. Es war mittlerweile total auffällig, wie ich hinterherhumpelte. Mir war auch nicht Federicos irgendwie besorgter Blick entgangen. Der sollte nur seine Fresse halten, sonst würde er Bekanntschaft mit meiner Faust machen.

Ich nickte und rannte wieder los, schaffte es dieses Mal aber nur bis zum nächsten Eck des mit Metallgittern umzäunten Platzes.

Der Berger kam auf mich zu. »Bist du verletzt?«, fragte er, als er mich erreicht hatte. »Was ist passiert?« Er joggte locker neben mir her.

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora