29 | Blaues und rotes Licht

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Ich warf einen schnellen Blick zurück und musste feststellen, dass der Bulle schon am Anfang des Durchgangs zu sehen war.

Verdammt.

Nachdenken. Aber eigentlich war's auch egal, so 'ne Knasterfahrung hatte noch keinem geschadet.

Tarek lief schon wieder los, ich ihm mit großen Schritten hinterher, was besseres wusste ich ohnehin nicht. Langsam ging mir die Rennerei auf den Sack, Verfolgungsjagden in Filmen waren definitiv geiler.

Sein Ziel war eine Reihe von Garagen, die zwischen den beiden hinteren Häusern lag, dann erkannte ich auch, was er im Visier hatte. Die zwei Mülltonnen, die am Rand standen. Keine Ahnung, ob wir das wirklich als Fluchtweg nutzen konnten, aber immer noch besser, als der Polizei in die offenen Arme zu laufen.

Mit erstaunlicher Leichtigkeit gelang es Tarek, sich auf die blaue Mülltonne und dann aufs Dach der Garage zu ziehen. Hätte ich ihm bei seiner Körpermasse überhaupt nicht zugetraut.

Ich tat es ihm gleich und kletterte auf die Tonne. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, doch das Scheißteil war immer noch ganz nass.

Ein kurzer Augenblick der Unaufmerksamkeit und ich fand mich auf den Kieselsteinen wieder, die sich in mein Knie bohrten. Durch meinen linken Fuß zog sich ein stechender Schmerz, das hatte mir gerade noch gefehlt.

Verdammte Scheiße!

Ich unterdrückte ein Fluchen und rappelte mich eilig wieder auf. Keine zehn Meter mehr zwischen mir und dem Polizisten. Erneut zog ich mich auf die Mülltonne, dieses Mal zwang ich meine ganze Konzentration auf diesen einen Augenblick. Ich umfasste mit meinen Fingern die kühle Metallkante des Daches und wollte mich gerade hochwuchten, als der Bulle seine Hand mit festem Griff um mein linkes Bein legte.

Scheiße, wollte der mir das Blut abdrücken?

Ich strampelte, doch er ließ mich nicht los.

»Komm runter, Junge, ist die bessere Entscheidung«, sagte der Hurensohn mit einer väterlichen Stimme, als würde ich deshalb auf ihn hören.

Ich ließ das Dach los und stand wieder mit beiden Beinen auf der Mülltonne, ehe ich herumwirbelte. Für ein Moment traf mein Blick die gutmütigen braunen Augen des Polizisten, dann holte ich mit meinem freien Bein aus. Mit voller Kraft trat ich ihm ins Gesicht, so fest, dass sein Kopf nach hinten flog.

Ein schmerzvolles Stöhnen klang aus seinem Mund, kurz sah ich noch das Blut, das aus der Nase tropfte, dann galt meine Aufmerksamkeit wieder dem Garagendach. Dieses Mal gelang es mir endlich, mich hochzuziehen und mit drei großen Schritten war ich auf dem anderen Ende des Flachdaches angelangt.

Von Tarek war nichts zu sehen.

Ich ließ mich auf der Kante des Daches nieder. Konnte ich die zwei Meter einfach springen?

Bestimmt keine gute Idee.

Scheiße, wie war Tarek hier runtergekommen? Oder hatte er sich einfach in Luft aufgelöst?

Ein Blick nach hinten. Erleichtert stellte ich fest, dass der Bulle nicht zu sehen war.

Ich kniete mich auf die Kante, dann drehte ich mich um und hangelte mich daran runter. Für einen Moment hing ich an der Garagenrückseite, ehe ich meinen Griff löste und mich fallen ließ.

Abermals prallte ich auf dem Boden auf.

Schmerz zog sich durch meinen Arsch, auf dem ich gelandet war, dann drang Wasser durch den Stoff meiner Jogginghose. Warum musste hier ausgerechnet eine Pfütze sein?

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now