Ein Stückchen Normalität

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„ Sag mal sollen wir uns ein leckeres Frühstück machen, Yvonne? Ich meine es ist eh schon fast sechs und müde bin ich auch nicht wirklich so dass ich wieder einschlafen könnte." schrie ich aus der Küche, aber ohne eine Antwort abzuwarten fing ich einfach an die Brötchen aufzubacken. Als wir zuhase angekommen waren, tranken wir einen Kaffee zusammen und Yvonne fragte mich ob sie nicht duschen gehen könne, was sie natürlich kann. Sie ist nach unserer gemeinsamen Tasse Kaffee duschen gegangen und ich hatte ihr noch hinterher gerufen das sie sich ruhig Zeit nehmen kann.

Ob das alles Zufall war? Das nun Yvonne in mein Leben getreten ist? Ob das auf die Rechnung meiner Eltern ging, weil sie es nicht ertragen können mich von da oben so traurig zu sehen? Oder wollten sie einfach nicht, dass ich sie wieder sehen? Es wäre einfach zu früh gewesen. So gerne ich sie auch wirklich wieder sehen würde aber was zu früh ist ist zu früh und ich glaube auch nicht das sie besonders erfreut wären, wenn sie mich  in meinen jungen Jahren wieder sehen würden, ohne erfülltes und erfolgreiches Leben. Ich ertappte mich selber wie ich während dem Rühren des Pancaketeigs stumm vor mich hinstarrte und in meine Gedanken vertieft bin. Seit langem war es mir mal wieder egal und ich ließ meine Gedanken zu. Wie hatte mein Vater immer gesagt, man muss weiter machen egal was passiert und aus allem das beste machen. Denn wer den Regenbogen liebt, muss den Regen in Kauf nehmen.                                                          Ich erwachte erst aus miener Gedankenstarre als ich bemerkte wie Yvonne die Küche betrat. Sie lächelte mich an „ Nah meine Kleine über was hast du nachgedacht?" Wie als hätte sie es gewusst. Ich lächelte sie ebenfalls an „ Nur über all das was heute passiert ist. Ob es ZUfall war oder vielleicht ja doch meine Eltern ihre Hände im Spiel hatten. Und darüber was mein Vater immer zu mir gesagt hatte." „ Ach Mila, weißt du ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass deine Eltern da ihre hände mit im Spiel hatten sie wollen nicht ddas du dein Leben so früh beendest ohne das du jemals etwas gesehen, erlebt oder erreicht hast. Glaub mir sie wünschen sich für dich ein wunderschönes Leben, genau das was du dir immer vorstellst und glaube mir wenn ich dir sagen, dass sie dir dabei helfen werden. Sie werden überall sein wo du auch bist, sie werden dich auf jeden Schritt begleiten und ihenen wird kein Weg zu weit sein nur damit sie bei dir sein können und glaub mir wenn ihr euch wieder seht und daran glaube ich fest das ihr das werdet, dann werden sie sich freuen wenn du ihnen alles erzählst was du erlebt hast und wie vollkommmen dein Leben war. Sie werden dich anlächeln, dir still zuhören bei all den ganzen Kleinigkeiten die du ihenen erzählen wirst obwohl sie jede einzelne Sekunde bei dir waren. Sie werden dir einfach nur zuhören." Wie auf Knopfdruck fingen die Tränene nur so an über die Wange zu laufen, Yvonne kam auf mich zu und nahm mich fest in die Arme. Warum wusste diese Frau einfach genau welche Worte die waren, welche ich hören will. Und auch etwas in mir auslösten. Wir deckten den Tisch, machten das Essen fertig und aßen dann schweigend. „ Du kannst dann auch ruhig duschen gehen wenn du magst Kleine, ich räume hier schon auf." Ich nickte ihr als Antwort nur zu und verschwand nach oben. Ich schnappte mir ein frisches Handtuch, warf das alte in die Wäsche, drehte das heiße Wasser auf und stieg unter die Dusche. Wer den Regenbogen liebt, muss den Regen in Kauf nehmen.  Die Worte meines Vaters hallten mir immer und immer wieder durch den Kopf.  Für was gibt es eigentlich den Tod? Der Tod ist wahrscheinlich einfach der Lauf des Lebens. Ich glaube ich hätte nicht mal Lust ewig zu leben. Immer das selbe Tag für Tag, monoton, einseitig und schleppend. Da wünscht man sich doch einfach irgendwann sein Leben zu beenden.  Aber meiner Meinung nach, ist der Tod nur da um sein Leben zu bezahlen und umso besser dein Leben war oder ist desto treuer ist der Preis, sprich umso früher kommt der Tod. Das müsste ja dann heißen, dass meine Eltern ein wunderschönes Leben gehabt haben, wenn sie so früh und vorallem zusammen gehen durften. Zusammen. Ohne mich.                                                                                                                                                     Mit diesem Gedankengang drehte ich das Wasser ab und wickelte mein mittlerweile knochigen Körper in das kuschelige Handtuch. Ich lief in mein Zimmer, zog frische Unterwäsche an aber weiter kam ich nicht, mein Blick hing im Spiegel fest. Als ich realisierte, dass ich mich da in diesem Spiegel sehe, schossen mir die Tränene in die Augen. Ich sah schlimm aus von meinem anfänglichen etwas übergewichtigen Körper war nix mehr zu sehen. In dem Spiegel war nur noch ein dünne,knochiges Mädchen zu sehen. Ja mir war bewusst das ich durch das Nix-Essen-Wollen etwas abgenommen hatte aber das es so viel war, war mir nicht bewusst. Klar ich hatte auch die ganze Zeit seit dem Tod meiner Eltern selten in den Spiegel geschaut, ich würde fast sogar schon sagen ich haben sämtliche Spiegel gemieden.  Bei diesem Anblick und der Tatsache das ich mir so egal war leufen die Tränene schon zum Zweiten mal an diesem Morgen die Wangen herunte, nur mit der Tatsache, dass ich sie diesmal nicht versuchte zuverdrängen oder sie zurück zu halten versuchte. Ich zog mein flauschigen Bademantel an schnürrte ihn locker zu und leif immer noch weinend die Treppen runter und betrat das Wohnzimmer wo Yvonne am Fenster stand und nach draußen in den Garten schaute. „ Nah Mila, hast du das duschen genossen?" fragte sie mich mit ruhiger Stimme aber immernoch zum Fenster gerichtet. Ich trat näher an sie ran blieb dann stehen und wollte gerade ansetzten um zu sagen "Jaja war sehr angenehm.", doch da drehte sie sich auch schon um und sah mir direkt in die Augen. „ Mila, was hast du meine Kleine?" fragte sie mit besorgter Stimme „ Komm wir setzten uns auf die Couch und du erzählst mir jetzt erstmal alles, damit wir zusammen über diese Sachen hinweg kommen. Es ist nie einfach einen Menschen zu verlieren. " Sie führte mich zur Couch und ich setzte mich und sie war dann  auch schon in der Küche verschwunden. Ich fragte mich wie ich es ihr am besten Erklären konnte aber ich beschloss einfach nur nicht viel drüber nach zu denken sondern einfach alles genau so zu erzählen wie es in meinem Kopf auch vor sich geht. Nach wenigen Augenblicken kam Yvonne auch schon wieder mit zwei Tassen heißem und unvorstellbar leckerem Kaffee zurück sowie mit Cookies. Sie setzte sich neben mich auf die Couch und reichte mir eine Tasse und stellte den Teller mit den Cookies auf den Tisch ab. „ Und nun erzähl meine Liebe, damit das endlich alles ein Ende nehmen kann und du irgendwann auch dein Studium beginnen kannst." Ich nickte stellte die Tasse auf den Tisch stand auf lief zum Fenster vor dem vor wenigen Minuten Yvonne noch stand und begann mit zitternder Stimme „ Ich bin so in der Trauer versunken das ich mich selbst verloren habe, dass ich mir egal geworden bin. Unterm Strich ist mir alles egal geworden." Yvonne schaute mich an sie sagte nichts, sie hörte mir einfach nur zu. Ich holte tief Luft und fuhr fort „ Ich habe angefangen zu schreiben, über das hier alles."  ich  wirbelte mit meinen Händen durch den Raum. „ Auf jeden Fall hat mir das Schreiben sehr geholfen. Doch dann kam der Zeitpunkt als es nicht mehr geholfen hat und diese Leere in mir wieder kam." Yvonne nickte nur und sah mich erwartend an. „ Und dann hatte ich diesen schlimmen Traum letzte Nacht. Ich stand total neben mir und meine Füße haben mich wie von alleine zu dieser Brücke getragen. Und heute als ich unter der Dusche stand sind die Worte von meinem Papa durch mein Kopf gehallt und auch dazu hab ich mich gefragt vofür es den Tod gibt.  Nach dem duschen, wurde mir es dann komplett bewusst. Ich bin mir egal." Ich öffnete den Bademantel und ließ ihn zu Boden fallen. Yvonne machte den Mund auf, wollte etwas sagen aber es kam kein Ton aus ihrem Mund. Als sie sich wieder gefangen hatte, sprach sie mit ruhiger Stimme das erste mal seit dem wir hier zusammen auf der Couch sitzen. „ MIla, ich weiß was du meinst. Ich weiß wie es sich anfühlt, wenn du nur Knochen spürst wenn du deinen Körper anfässt. Aber hey jetzt bin ich da ich werde dir jetzt jeden Abend immer etwas kochen und wenn du die nächsten Tage genauso isst wie du es heute morgen getan hast sehe ich kein Problem dich wieder auf Normalgewicht zu bringen. So das man nicht nur Knochen spürt und sieht okay? Mila wir bekommen das zusammen hin, ich werde jetzt nicht mehr gehen. Nicht jetzt wo ich gesehen habe, wie sehr du mich brauchst." Sie stand von der Couch auf, kam auf mich zu, bückte sich hob meinen Bademantel auf drückte ihn mir in die Hand und zog mich in eine lange, geborgene Umarmung.

Am Abend standen wir zusammen in der Küche und machten eine frische Pizza sowie noch einen Flammkuchen. Wer das alles essen soll? Keine Ahnung ich schätze mal ich aber egal es macht Spaß wieder jemanden  zu haben und nicht mehr ganz so alleine zu sein. Wir schoben die fertige Pizza und den Flammkuchen in den Ofen und deckten den Tisch.                                              Nach dem Essen, richete ich für Yvonne noch unser Gästezimmer was ab heute ihr Zimmer ist. Ich möchte sie nicht mehr gehen lassen. Vorallem hat sie leider nichts wo sie hin kann also kann sie auch genauso gut bei mir bleiben. Als ich ihr gute Nacht gesagt hatte und wir beide auf unsere Zimmer gingen, legte ich mich in mein Bett und starrte an die dunkle Decke meines Zimmers. Und wisst ihr was? EIn mir vertrautes und sehr lästiges Gefühl überkam mich wieder, Leere. 

Die Leere ist schwer zu beschreiben aber eins kann ich euch sagen und jeder der sie schon einmal selber erlebt hat kann mir da zustimmen, schön ist etwas anderes. Jeder empfindet Gefühle anders für manche fühlt sich das anders an als für andere. Aber schön ist es denke für keinen. Die Leere gibt dir einen Grund traurig zu sein, traurig, alleine , wertlos, unzufreiden, sie lässt einen zweifeln und am schlimmsten, sie gibt dir das Gefühl aufgeben zu wollen. Auch jetzt wo ich Yvonne an meiner Seite habe kommt sie wieder. Aber warum? Warum kann diese Leere nicht einfach verschwinden und mich in Ruhe lassen? Hab ich es denn nicht verdient glücklich zu werden? Ich möchte meine Trauer überwinden, in ein neues Leben starten wieder Freude am Leben finden und neue Freunde kennen lernen, die vielleicht nicht unbedingt in England wohnen. Ich möchte endlcih mein Studium beginnen und einfach wieder bereit für Neues sein aber momentan kann ich das nicht. Werde ich das irgendwann jemals können? Ich bezweifle es. Aber ich muss es tun, es bringt nichts immer nur da zu sitzen und trübsal zu blasen. Ich muss etwas tun aber ich kann mich dazu nicht aufraffen.

Ich bekam durst, ließ meine Gedanken für einen Moment zurück und begab mich in die Küche. Ich ging mit einer Flasche Wasser und einem Glas bewaffnet wieder zurück auf mein Zimmer, schenkte mir ein Glas Wasser ein und legte mich wieder zurück  in mein Bett wo meine Gedanken mich empfingen.

Warum musste es denn auch mich und meine Eltern treffen? Warum nicht einen alten Menschen, welcher eh sterben möchte und für den es auch so langsam Zeit wird. Ich weiß man wünscht Menschen nicht den Tod aber es wäre plausibler gewesen wenn es ihn getroffen hätte als meine Eltern die ihr halbes Leben noch vor sich hatten. Der Tod, der Preis für unser Leben. Denn auf dieser Welt ist nichts umsonst. Es hat alles seinen Preis, Liebe bezahlst du mit dem Herz, Freundschaft mit dem Kopf und das Leben ja das Leben halt mit deinem Tod. Das Leben ist ungerecht, gewaltsam, hässlich und grausam aber trotzdem hat es auch schöne Momente an denen man sich klammern sollte wenn die schlechten überwiegen. Und Yvonne war so ein schöner Moment den man festhalten soll und mit ihr keht ein Stückchen Normalität zurück. Danke Mama, danke Papa, dass ihr mir Yvonne geschickt habt.

Mit diesen Gedanken schlief ich endlich ein.....


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⏰ Last updated: Aug 11, 2019 ⏰

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Die Hand die mich hieltWhere stories live. Discover now