Nachdem ich nach Hause gefahren bin, wollte ich eigentlich direkt zu Steven, mich vergewissern, dass zwischen uns alles okey ist. Je länger ich allerdings gewartet habe, desto mehr Zweifel überkamen mich. Normalerweise hingen wir täglich zusammen oder schrieben zumindest miteinander. Aber es kam nichts von ihm. Genauso wenig hab ich mich getraut ihm zu schreiben. Es frisst mich innerlich auf.

Jetzt sitze ich wieder auf der Couch und versuche mich von dem lächerlichen, deutschen Kulturprogramm - auch RTL genannt - berieseln zu lassen. Wie oft habe ich schon hier gesessen und mich dem sogenannten Assi TV hingegeben und dabei meine Probleme verdrängt - Dinge, die ich zu tun hatte, aufgeschoben.

Aber diesmal hat die Hypnose keine Wirkung auf mich. Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich meinen Blick zu meinem Smartphone schweifen lasse, in der Hoffnung, er würde mir endlich schreiben. Je öfter ich allerdings auf mein Handy gucke, desto fester klammere ich mich an die Flasche Jack Daniels.

Seit fünf Tagen bin ich nun Zuhause. Die Einsamkeit erdrückt mich so langsam - zieht mich in die kalte Dunkelheit.

Ich öffne meine Augen wieder. Der Fernseher hat sich wohl durch längere Nichtbenutzung selbst ausgeschaltet. Nur das Blinken meines Handys erfüllt in Abständen weniger Sekunden den nun dunklen Raum.

Während ich nach meinem Handy greife, stoße ich die leere Whiskey Flasche vom Sofa, die mit einem dumpfen Knall auf den Teppich fällt.

Mit meinem Smartphone in der Hand richte ich mich auf und wische mir den angetrockneten Sabber von der Wange.

Ich war in den letzten Tagen immer wieder enttäuscht, wenn ich eine Benachrichtigung bekommen habe und diese dann nicht von der verhofften Person war. Deswegen war ich auch schon öfter am Überlegen, ob ich mich für eine Zeit lang nicht von sämtlichen Medien - dem Fernseher natürlich ausgeschlossen - trennen sollte. Jedoch konnte ich mich nicht dazu überwinden.

Umso größer ist allerdings die Überraschung, als ich verschwommen den Namen ‚Sudden💕' in meiner WhatsApp Benachrichtigung lese. Der Bildschirm verdunkelt sich wieder, ohne dass ich eine Möglichkeit hatte, mir die Nachricht durchzulesen.

Ziemlich überfordert versuche ich mein Handy wieder anzuschalten und dieses dann zu entsperren.

‚Können wir reden?' Eine simple Frage, die eigentlich eine genauso simple Antwort erfordert, mir aber eine unglaubliche Angst macht.

Ich könnte einfach ‚ja' oder ‚nein' schreiben. Beide Antworten könnten mir aber die Chance verkacken, dass zwischen Steven und mir wieder alles normal wird. Und mehr als das will ich gar nicht, so lange ich ihn nicht verliere.

Während ich noch über eine passende Antwort nachdenke und dabei an die dunkle Wand starre, höre ich den nächsten Benachrichtigungston.

‚Ich bin auf dem Weg zu dir'

Mein Herz fängt an zu rasen und mir wird augenblicklich schlecht. Es handelt sich nur noch um wenige Minuten bis er vor meiner Tür steht und ich endlich sein hübsches Gesicht wiedersehe.

Mich überkommt Panik. Ich springe auf und muss mich direkt am Regal vor mir festhalten, da mir - neben der Angst und Aufregung Steven wieder zu sehen - der Alkohol ganz schön zusetzt und den Raum dazu bringt sich zu drehen.

Ich schleppe mich ins Bad und laufe in der Dunkelheit auf dem Weg dahin erst mal gegen einen Schrank und dann noch mal mit der Schulter gegen den Türrahmen.

Als ich das Licht anmache, erschrecke ich mich vor meinem eigenen Spiegelbild. Ich sehe so erschöpft aus.

Ich drehe das Wasser auf und wasche mir damit durchs Gesicht. Die Kälte ist erfrischend und hilft mir mich ein wenig zu beruhigen.

Im nächsten Moment ertönt dann allerdings das Klingeln, das meine Aufregung zu einem ganz neuen Level hebt. Ich starre in die Dunkelheit, in die Richtung aus der das Klingeln kam und klammere mich dabei am Rand des Waschbeckens fest.

In meinem Kopf sammeln sich zu viele Gedanken auf einmal. Erst das zweite Klingeln an der Haustür befreit mich aus meiner Schockstarre und lässt mich einen relativ klaren Gedanken fassen.

Langsam bewege ich mich in Richtung der Wohnungstür und drücke mit schwitzigen Fingern direkt auf den Knopf des Summers. Ich höre wie die Haustür geöffnet und hinter sich wieder geschlossen wird. Die langsamen Schritte auf der Treppe werden immer lauter, bis sie letztendlich verstummen. Stattdessen klopft es nun auf der anderen Seite der verschlossenen Wohnungstür, vor der ich immer noch wie angewurzelt stehe.

Ich lege meine Hand auf die Türklinke und drücke diese langsam runter. Ein wenig energischer geht nun die Tür auf. Und da steht er, hat die Hand auf dem weißen Holz gelegt und schaut mich mit seinen warmen braunen Augen sorgenvoll an.

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⏰ Last updated: Jul 22, 2019 ⏰

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Im Suff gefangenWhere stories live. Discover now