49. Nexum inter geminos

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49. Nexum inter geminos

„Harry, möchtest du deine Geschichte erzählen?“, fragte Dumbledore.

Harry nickte, wenn auch etwas widerwillig und erzählte seiner Schwester was ihm geschehen war, auch wenn sie sich das meiste anhand der Bilder irgendwie zusammen gereimt hatte.

„Also ist Voldemort wieder zurück.“ Es war weniger eine Frage als eine Feststellung.

„Ich fürchte ja“, erwiderte Dumbledore. „Und die Geschehnisse rund um die dritte Aufgabe waren sein Versuch euch beide aus dem Weg zum räumen. Doch er hat nicht damit gerechnet, dass ihr so von euren Lieben beschützt werden.“

„Aber wieso hat Moody mir das Gift gegeben?“ Emily runzelte die Stirn. „Oder ist er auch ein Todesser?“

„Moody war schon das ganze Jahr über nicht Moody“, antwortete Dumbledore. „Sagt dir Vielsafttrank etwas?“ Als Emily nickte, fuhr er mit seiner Erklärung fort: „Barty Crouch jr hat sich das ganze Jahr über als Moody ausgegeben und das so geschickt, dass niemand etwas gemerkt hat. Crouch jr. hat auf Voldemorts Anweisungen gehandelt.“

„Was passiert nun mit ihm?“, fragte Emily leise.

„Er wurde von einem Dementor geküsst.“

„Oh.“ Erinnerungen an die schrecklichen, dunklen Kreaturen überkamen Emily und unwillkürlich zog sich ein Schaudern über ihren Körper. „Aber was mich viel mehr interessiert ist, warum ich diese Bilder von Harry gesehen habe?“ In ein paar hastigen Worten erklärte sie Harry was genau mit ihr passiert war und Harry runzelte besorgt die Stirn.

„Wie ihr wisst, besteht zwischen euch beiden eine besondere Verbindung“, begann Dumbledore. „Seelenverwandtschaft oder auch Nexum inter geminos.“ Er deutete auf das Buch, das Emily immer noch auf dem Schoß liegen hatte. „Es bedeutet, dass ihr euch näher steht als normale Zwillinge, ihr könnt manchmal die Gefühle und Gedanken des anderen spüren. Oder ihr habt Zugang zu einer gemeinsamen Traumwelt.“

Harry nickte als er sich an sein zweites Jahr erinnerte, als er Emily in seinen Träumen begegnet war. „Kann ich auch Emily in meinen Träumen besuchen oder nur sie mich?“

„Dazu komme ich später, Harry“, erwiderte Dumbledore. „Was ihr vielleicht nicht wisst ist, ist dass eine solche Verbindung auf zwei Arten entstehen kann. Einmal ist sie angeboren, zum anderen kann sie durch ein besonderes Erlebnis ausgelöst werden.“

„Der Mord an unseren Eltern“, wisperte Emily.

Dumbledore nickte. „Das Opfer eurer Mutter hat euch nicht nur gerettet, sondern euch auch miteinander verbunden. Als Zwillinge steht ihr euch noch näher als die meisten Menschen, doch die Liebe eurer Mutter hat diese Verbindung verstärkt und sie zu dem gemacht, was sie heute ist. Deshalb ist eure Seelenverwandtschaft auch so einzigartig.“

Emily blickte zu Harry, der nur mit den Schultern zuckte und dessen Blick sagte, dass ihn inzwischen gar nichts mehr wunderte.

„Und es erklärt auch warum ihr die Verbindung so unterschiedlich stark wahrnehmt“, fuhr Dumbledore fort. „Wenn die Verbindung angeboren ist, sind beide normalerweise auf dem gleichen Level was die Verbunden- und die Offenheit gegenüber dem anderen betrifft. Ihr habt euch beide sehr unterschiedlich entwickelt und auch eure Vergangenheit weist große Unterschiede auf, die die Wahrnehmung der Verbindung beeinflussen. Außerdem kommt hinzu, dass es nun mal Harry ist, der die große Bürde zu tragen hat.“

Dumbledore sah zu Harry. „Um deine Frage zu beantworten: ja, auch du kannst Emily besuchen. Es dürfte nur einige Übung verlangen. Eure Verbindung ist noch nicht ausgereizt, jedes neue Ereignis kann eure Verbindung ändern.“

Animagus - II - Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt