Teil 1

17 2 0
                                    

»Er ist so süß!!«, rief meine beste Freundin Mia.
Ich lachte.
Wenn sie nur wüsste. Ihr Schwarm und Star war nämlich alles andere als süß. Er war ein Arschloch. Ein egoistischer Idiot, der andere behandelte, als wären sie Kinder.
Aber Mia wusste das nicht, sie hörte seine Musik rauf und runter und hängte Poster an ihre Wände. Sie liebte ihn abgöttisch. »Hoffentlich dreht er sich für dich um, Lili!!«, quietschte Mia und hüpfte leicht herum. Ich nickte leicht und dann wurde ich aufgerufen.


Ich hatte mich bei The Voice Of Finland angemeldet und war bis in die Auditions gekommen, doch damals hatte ich nicht gewusst, dass er zu den Coaches gehörte. Er war schon früher Musiker gewesen, aber ich hätte nicht gedacht, dass er es bis ins Fernsehen bringt. Vielleicht hat seine Art sein Talent für mich versteckt.
Mit einem Seufzen lief ich auf die Bühne, nickte der Band zu und begann zu singen. Ich achtete nicht auf die Coaches, da ich es vorzog mit geschlossenen Augen zu singen. Meine Augen blieben die ganze Zeit über geschlossen. Ich sang ein Lied, das mir viel bedeutete. Es trug mich viel mehr, als ich es trug und ließ mich für einen Moment alles vergessen. Ich dachte an nichts mehr und ließ mich treiben. Ließ meine Gefühle fließen und hoffte, dass diese Welle bis zu den Coaches schwappte. Erst mit dem letzten Ton öffnete ich meine Augen und stockte kurz.
Nur einer hatte sich umgedreht und dieser eine war er. Ich seufzte wieder und fuhr durch meine Haare. Jetzt durfte ich mir nichts anmerken lassen. Ich war sowieso innerlich zwiegespalten. Ich freute mich, dass ich weiter war und hasste es jetzt schon, in seinem Team zu sein.
»Hallo«, sagte ich dann ins Mikro und wurde von allen herzliche begrüßt.
Dann stand er von seinem Stuhl auf und lief zu mir. Er zog mich in seine Arme und ich sah, dass er grinste. »Schön, dich zu sehen«, hauchte er in mein Ohr und ließ mich dann wieder los. Mit Mühe verkniff ich mir ein Augenrollen. Er tat so, als ob nichts passiert wäre. Besonders das schiefe Grinsen machte mich wütend. Dann ging ich von der Bühne und wurde von Mia stürmisch umarmt. »Du bist in seinem Team!!« Ich nickte und lächelte. Ja, mein Alptraum begann.

Die erste Probe war nach zwei Wochen, in denen ich mir überlegt hatte, wie ich mich am besten verhielt. Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass ich einfach kühl blieb und so wenig wie möglich mit ihm sprach. Ich wollte ihm aus dem Weg gehen so gut es ging und je weniger wir sprachen, desto weniger musste ich mich mit ihm abgeben. Schlimm genug, dass ich mit ihm proben musste.

Müde fuhr ich zum Studio und suchte den Raum zu dem ich bestellt wurde. Nach zwanzig Minuten fuhr ich mir seufzend durch die Haare. Ich hatte keine Ahnung mehr wo ich war und wo ich hin musste. Ich war durch unendliche Gänge geirrt und hatte beinahe jede Tür geöffnet, doch kein Weg hatte sich als der richtige erwiesen.
Mir blieb nichts anderes übrig als ihm zu schreiben. Das erste Mal war ich froh, dass ich seine Nummer noch hatte.
»Ich finde den Raum nicht. Hilf mir. Ich bin irgendwo im Erdgeschoss in Trakt C.«, schrieb ich ihm und bekam prompt seine Antwort.
»Wie heißt das Zauberwort, Lil?«
Ich ballte meine Hand zu einer Faust und knurrte leise. »Nenn mich nicht so ... Hilf mir, bitte!« Sofort schloss ich den Chat und wartete dann einfach nur noch. Ich setzte mich auf den Boden und schloss meine Augen. Nach einigen Minuten (schneller als ich dachte) hörte ich Schritte und als ich aufblickte sah ich ihn vor mir stehen. Mit einem Grinsen auf den Lippen, das ich direkt zum Kotzen fand. Er fand sich richtig toll.
»Guck nicht so selbstgefällig«, sagte ich und stand auf, die Hand die er mir hinhielt ignorierend. »Ach, keine Ursache, du musst dich doch nicht bedanken, ich habe dir gerne geholfen«, sagte er während er die Augen verdrehte und lief dann den Gang entlang.
Ich lief ihm hinterher und summte dann leise einen Song. Als er begann mitzusummen hörte ich jedoch auf.
»Danke, dass du mir geholfen hast«, sagte ich dann knapp und ging an ihm vorbei in den Raum, in dem die Probe stattfinden sollte. Als ich mich umsah erkannte ich jedoch, dass niemand anderes in dem Raum war bis auf ihn und mich. »Wir sind allein?«, fragte ich dann und sah ihn genervt an. »Erst ja«, sagte er, »Später kommen noch meine Sidecoaches. Du musst nur eine Stunde mit mir allein aushalten, Lil.«
Er wirkte amüsiert und ich wurde ziemlich wütend. Ich hasste es, wenn er mich Lil nannte. Das hatte er früher immer getan und es erinnerte mich daran. Ich wollte mich nicht erinnern.
»Was willst du proben? Ich erfahr doch erst morgen, welchen Song ich in den Battles singen soll.« Er nickte und setzte sich auf ein Sofa. Dann klopfte er neben sich und sah mich lächelnd an. »Komm schon, Lili.« Ich zögerte und setzte mich dann.
»Was willst du, Osmo?«, fragte ich ihn und sah von ihm weg.
»Lil, ich versteh nicht, wieso du mich hasst. Und bevor wir miteinander arbeiten, wollte ich das klären.«
Ich lachte leise. Er verstand nicht, wieso ich ihn hasste? Lustig.
»Du hast mich von vorne bis hinten nur verarscht. Ich weiß auch nicht, wieso ich was gegen dich habe«, meinte ich und stand auf. Seine Hand hielt mich aber fest. Ich fiel zurück auf das Sofa und sah ihn böse an. Seine Berührung hinterließ ein unangenehmes Prickeln auf meinem Arm.
»Lil, ich habe mich entschuldigt«, sagte er und sah direkt in meine Augen.
»Super. Davon kann ich mir nichts kaufen«, schnaubte ich leise.
»Willst du Geld, Lil?«, fragte er und nahm meine kalte, kleine Hand in seine warme, große. Ich riss sie weg und sprang auf.
»Hör auf mich so zu nennen, verdammt nochmal!!«, rief ich und drehte ihm den Rücken zu, »Und dein Geld kannst du dir sonstwohin stecken!«
Ich hasste das Gefühl, das ich in seiner Nähe hatte. Ich hasste es, mich neben ihm immer noch wohlzufühlen. Denn langsam aber sicher kam dieses Gefühl durch. Besonders jetzt, wo wir alleine waren. Ich hasste ihn für das, was er mit mir gemacht hatte, aber ein anderes Gefühl stach langsam hindurch.
»Ich mag es aber dich so zu nennen. Und das weißt du«, sagte er plötzlich ziemlich dicht hinter mir und ging dann an mir vorbei. Er drehte sich und stellte sich mir gegenüber hin. Ich nickte. »Ja, ich weiß«, sagte ich und raufte mir die Haare, »Hör zu, ich will eigentlich echt nichts mehr von dir wissen, weil du mich einfach total mies behandelt hast, aber ich bin dir trotzdem dankbar, dass du dich für mich umgedreht hast. Und aus diesem Grund bin ich bereit, mich normal zu verhalten und mit dir zu reden und so. Aber nach The Voice will ich nichts mehr mit dir zu tun haben!«
Kaum hatte ich das gesagt hatte ich das Gefühl, dass es falsch gewesen war. Er grinste und umarmte mich dann kurz.
»In Ordnung. Komm, wir gehen«, sagte er und hielt mir die Tür auf. Dass er behauptet hatte, seine Sidecoaches würden noch kommen, hatte ich wieder vergessen und sagte deshalb nichts. »Danke«, murmelte ich und ging dann mit ihm aus dem Gebäude. Ich gebe es ungern zu, aber ohne ihn hätte ich mich wieder verlaufen.
»Wir sehen uns Morgen. Ich schreibe dir, wann du da sein musst. Die Redaktion übertreibt mit Terminzeiten immer etwas«, sagte er, schenkte mir ein Lächeln und ging dann. Ich grummelte und fuhr nach Hause. Ich wollte nicht, dass er mir schrieb. Gereizt schmiss ich mich auf mein Sofa, schaltete den Fernseher an und aß etwas von den Keksen, die auf meinem Tisch standen. Das waren seine Lieblingskekse gewesen. Und schon hatte ich keine Lust mehr auf Kekse. Seufzend schüttelte ich meinen Kopf.
»Du Arschloch«, murmelte ich und genau in dem Moment bekam ich eine Nachricht von ihm. »Hey :) Morgen früh um 10 Uhr reicht auf jeden Fall. Ich freu mich, dass du in meinem Team bist, auch, wenn du mich nicht mehr leiden kannst. Ich hoffe du gewinnst das! Bis morgen, Lil (tut mir leid, ist eine Angewohnheit)«
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte das nicht. Ich wollte einfach nicht, dass mein Herz schneller schlug wenn er mir schrieb. Unsere Beziehung war dreieinhalb Jahre her. Ich sollte nichts mehr fühlen. Nicht für ihn. Mürrisch antwortete ich ihm dann: »Okay, danke. Bis morgen.« Dann legte ich mein Handy weg und lief ins Badezimmer. Ich duschte und machte mich bettfertig.

_____________

Moikka! Hier eine kleine Kostprobe dieser Story. Wenn sie euch gefällt, schreibt gerne einen Kommentar oder bewertet, damit ich weiß, ob Interesse besteht, weiterzule

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Apr 05, 2019 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Osmo ei ole söpöäWhere stories live. Discover now