Meg Thomas - Vorgeschichte

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Ich konnte nie ein normales Leben führen.
Schon als ich noch ein Baby war, verließ mein Vater meine Mutter und mich.
Sie sorgte stets allein für mich.
Wir hatten nicht viel Geld, aber kamen immer gerade so über die Runden.
Meine Mutter arbeitete viel und tat alles dafür, dass es mir so gut wie möglich ging.

Als kleines Kind merkte ich schnell, dass ich anders war, als andere Kinder in meinem Alter.
Als die anderen Mädchen ihren Barbies die Haare kämmten und die Jungs über ihre neuesten 'Hot Wheels' berichteten, war ich stets damit beschäftigt, für Aufruhr, Unruhe und Raufereien zu sorgen.
Ich zog den anderen Kindern an den Haaren, klebte ihnen Kaugummis hinein, schubste sie gegen andere, und und und.
Vielleicht lag es einfach daran, dass ich etwas neidisch auf sie war.
Schließlich durfte ich nie solche wunderschönen Puppen haben oder ein paar coole, krass-schnelle Autos, um die anderen Kinder in den Schatten zu stellen.
Ich musste mir meine Aufmerksamkeit, die ich so nötig hatte, anders verdienen.

So kam ich oft mit Einträgen in meinem Hausaufgabenheft heim.
Oft musste meine Mutter meinetwegen zu immer ernster werdenden Elterngesprächen, sie begann zu verzweifeln.
Jetzt im Nachhinein verstehe ich, wie schwierig ich ihr das Leben gemacht haben muss, aber sie nahm mich immer in Schutz und hielt ausnahmslos zu mir.
Schließlich war ich ihr Ein und Alles, sie hatte niemanden außer mir.

Nach den genannten Elterngesprächen oder Hausaufgabenheft-Einträgen suchte sie oft das Gespräch zu mir, doch vergeblich, ich war einfach zu stur.
Ich machte was ich wollte, hörte ihr nicht zu, stempelte es als 'halb so wild' ab und nahm es gar nicht für voll.
Ich verstand ihr Leid damals noch nicht.

Trotz meines wilden Charakters und meiner Eigensinnigkeit, war ich eine super Schülerin und brachte immer gute Noten mit nachhause.
Meine Mutter war sehr stolz auf meine schulischen Leistungen und ich liebte es daraufhin ihr schönes, stolzes Lächeln zu sehen, was sie leider nur selten zeigte.

Eines Tages bekamen wir einen neuen Sportlehrer.
Als ich ihm auch so respektlos gegenüber trat, wie all den anderen Lehrern und Kindern, reagierte er anders, als ich es gewohnt war.
Er sah mich streng an. Einschüchternd. Böse.
Ich versuchte meine immer mehr werdende Nervosität mit einem überheblichen Lachen zu überspielen, was ihn nur mehr erzürnte.
Er hob die Hand und ich dachte, er wolle mich gleich schlagen.
Als er ausholte, zuckte ich.
Nichts geschah.
Ich öffnete die Augen nach wenigen Sekunden erschüttert wieder und sah, wie sein Arm ausgestreckt auf die Rennbahn zeigte.
"Du rennst so lange, bis du gelernt hast was Respekt heißt, auch wenn du Tage hier verbringen wirst!".
Seine Stimme klang so streng.
So bestimmend.
Ich konnte nicht anders, als zu gehorchen.

Irgend etwas hatte er an sich, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Er war anders.
So wie auch ich anders war.
"Was glotzt du so?! Das war doch eine klare Anweisung, also befolge sie, Mädchen! Aus dir wird wohl niemals etwas werden." Aua, diese Worte taten selbst mir weh.

Ich schluckte meinen Stolz herunter und begann meine Runden zu laufen.
Ich lief und lief.
Ich sah, wie die anderen Schüler mit der Zeit nachhause gingen.
Wie die Lehrer gingen.
Wie es immer düsterer draußen wurde.
Wie die Dämmerung anbrach und die Laternen-Lichter zu flackern begannen.
Irgendwann sah ich den Mond.
Die Sterne und den Nebel.
Und als ich so in den Nachthimmel schaute, dachte ich über viele Dinge nach.
Über mein Leben.
Über das Leben der anderen Schüler.
Über meine Mutter.
Darüber was Lehrer wohl in ihrer Freizeit taten.
Hatten sie ein Leben wie andere Menschen auch?
Ein Normales?
Aber was ist schon normal.

Irgendwann dachte ich darüber nach, wie lange ich wohl schon laufe.
Meine Muskeln durchzog ein stechender Schmerz.
Meine Beine taten höllisch weh.
Mein Hals war trocken und ich bildete mir ein Blut zu schmecken.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 19, 2021 ⏰

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