Chroma

Kapitel 2 - Waldspaziergang

»Argh, das ist so schweeer!« Ella drehte sich einmal mit Trippelschritten im Kreis, bevor sie wieder die drei Pokémon neben dem Professor ansah. »Die sind alle super knuffig.« Sie kniete sich auf den Boden, um sie auf Augenhöhe zu betrachten.
    Das Grüne und das Blaue waren ihr komplett neu und das Orangfarbene hatte sie schon einmal auf einem Foto gesehen, gemeinsam mit seinen Entwicklungen. Außerdem war es vom Typ Feuer und sie würde mit ihm eine lange Familientradition fortführen.
    »Ach Mist, dann nehm ich halt dich.« Sie lächelte unsicher und hielt dem Orangen ihre Hand hin. Sofort sprang es zu ihr und schlug ein. Die anderen beiden wurden vom Professor in ihre Pokébälle gerufen.
    »Glumanda. Der passt zu dir.« Professor Erle drückte Ella einen Pokéball in die eine Hand und ein rotes Gerät, das wie ein flachgedrückter Pokéball aussah, in die andere. »Das ist sein Pokéball und das hier ein Pokédex. Wenn du mit ihm auf ein Pokémon zeigst und–«
    »Ich weiß, ich weiß!« Ella hielt den Dex in Richtung Glumanda, aber nichts passierte. »Höh?«
    »Du musst auf den Kopf in der Mitte drücken.«
    »Oh.«
    Nun wurden ihr Grundinformationen zu Glumanda angezeigt und ein kurzer Text, der das Pokémon beschreiben sollte: »Je gesünder das Glumanda, desto heller lodert die Flamme seines Schweifs. Erlischt sie, erlischt auch sein Leben.«
    »Gruselig ...« Die Flamme an dem Schweif ihres Glumandas tanzte aber fröhlich und hell. »Dir scheint es aber gut zu gehen.«

Trocken und fröhlich hüpfend, verließ Ella am Abend das Labor, dem Professor und Aki winkend.
    »Ich red mit meinen Eltern darüber, bis dann, Professor Erle. Bis dann, Aki, war schön dich kennenzulernen.«
    Aki lächelte, auch sie war nicht mehr nass. Der Professor hatte beiden Handtücher gegeben und die Sachen draußen trocknen lassen, während sie je eines seiner übergroßen Oberteile übergezogen hatten.
    Mit einem breiten Grisen öffnete Ella ihre Haustür.
    »Ich bin wieder da!«
    »Willkommen zurück! Hilfst du bitte gleich mit den Tisch zu decken?«
    »Okay.« Ella zog sich ihre Schuhe aus und ging in die Küche, um ihrer Mutter zu helfen, die von dort aus gerufen hatte. »Wo sind die beiden Kleinen?«
    »Die spielen.«
    Ein Schrei. Vienna kam an die Schwelle zur Küche gerannt.
    »Mama! Katy hat ein Donphan auf meinen Kopf geworfen!« Vienna fuchtelte mit der Figur des Panzerpokémons in der Luft herum.
    »Hab ich gar nicht. Es ist nur runtergefallen.« Ein zweites, deutlich kleineres Mädchen tauchte neben Vienna auf.
    Mit Tellern in der Hand lief Ella schmunzelnd den Kopf schüttelnd an ihren Schwestern vorbei zum Tisch. »Dann spiel nicht mit schweren Donphanfiguren auf dem Hochbett.«
    Ihre Mutter gab Vienna währenddessen ein Kühlakku und beruhigte sie etwas.

»Guten Appetit!«
    Alle begannen zu essen. Auch Ellas Vater war kurz vorher zurückgekommen.
    »Wobei hast du Professor Erle geholfen?« Ihre Mutter schien keine Ahnung zu haben.
    »Na ja ... Nur die Wasserpokémon abgekühlt und beim Trocknen ein paar Dokumente sortiert.«
    »Ich will auch Pokémon abkühlen«, sagte Katy.
    »Ach genau, und noch was.« Ellas Grinsen wurde breiter als sie den geschrumpften Pokéball aus ihrer Tasche holte und ihn durch Knopfdruck vergrößerte. »Tadaaa!«
    »Boaaaah!«
    »Ich will auch!«
    Viennas Augen strahlten während Katy ihren Hals reckte, um an Vienna vorbeisehen zu können. Ellas Eltern lächelten sich an.
    »Und, welchet hast'e bekomm'?« Ellas Vater deutete auf den Ball.
    »Komm raus, Blaze!«
    Das Glumanda materialisierte sich auf Ellas Schoß.
    »Die Flamme kann nichts verbrennen und tut auch nicht weh, also keine Sorge.« Sie grinste in die Runde, wurde dann aber ernster. »Mama, Papa? — Darf ich bitte durch Chroma Reisen und die Arenen herausfordern?«
    »Ich auch!«
    »Eigentlich spricht da nichts gegen. Bleib aber noch drei Tage zur Vorbereitung hier und renne nicht gleich morgen früh los.«
    »Ick würd' ma wünschn, dass da jemand begleitet.«
    »Ich komm mit!«
    »Du kannst gehen, wenn du selbst zehn bist, Katy.«
    »Man ...«
    Ella lächelte ihrer Schwester entschuldigend zu.
    »Okay, dann find ich bis dahin jemanden. Irgendwer aus meiner Klasse will sicher auch eine Reise beginnen.«