Freunde am Verzweifeln

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So ging es los und es wurde nicht besser. Die Slytherins, die vor mir drankamen brauchten leider alle einfachen Wesen wie Flubberwürmer auf und zu allem Überdruss saß ich auch noch neben Hermine. Und zu meiner großen Freude gab sie mir einen Werwolf vor. Ich stöhnte innerlich, während Lockhart freudig in die Hände klatschte. „Eine sehr gute Idee, Miss Granger. Ich weiß noch genau, wie ich damals von einem Werwolf in einer Telefonzelle belagert wurde. Wie würden Sie die Situation lösen, Miss ... Carter?“

Ich hatte keine Idee. Fragend schaute ich zu Seamus hinüber, doch er zuckte nur mit den Schultern. „Beeilen Sie sich!“, rief Lockhart, offenbar ganz in seinem Element. „Er setzt zum Angriff an.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Machen Sie es, wie ich es tun würde!“, fuhr Lockhart vor. Leider hatte ich schon längst vergessen, wie er sich damals aus dieser Telefonzelle befreit hatte. „Ihn anlächeln?“, schlug ich ohne große Motivation vor. Seamus und Dean kicherten. 

„Eine interessante Idee, ich weiß bloß nicht, ob das wirklich funktionieren würde ...“ Lockhart schien ernsthaft darüber nachzudenken. 

„Oh, bei Ihnen bestimmt“, platzte es aus mir heraus und die Jungen kicherten noch mehr. Lockhart nickte langsam. „Nun ja, wo Sie Recht haben ...“ Dean konnte sich nicht mehr beherrschen und verbarg sein Gesicht in seinen Händen, während er einen Hustenanfall vorspielte. „Nun denn, 10 Punkte für Gryffindor, für diese kreative Problemlösung. Welches Wesen soll nun Mister Finnigan angreifen?“ Seamus verstummte augenblicklich und ich schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. „Eine Vettel!“

Als die Stunde endlich zu Ende war, stellte ich erleichtert meinen Stuhl zurück und verließ das Klassenzimmer. Ich war gerade zwei Korridore weiter gekommen, als jemand meinen Namen rief. Ich drehte mich um und sah Hermine. Sie schien wütend zu sein. Ich warf ihr einen fragenden Blick zu. „Was'n los?“

„Passt du denn gar nicht mehr im Unterricht auf?“, fragte sie aufgebracht. 

„Nicht in seinem Unterricht, nein.“

„Du tust so, als wäre der komplette Unterricht nur Zeitverschwendung.“

Nun wurde auch ich wütend. „Jetzt hör mir mal gut zu Hermine! Wenn ich wissen will, was Lockhart wann, wo und wie gemacht haben soll, dann lese ich seine Bücher. Er muss mir das ganze nicht vorlesen oder vorspielen!“ - „Aber ...“ Doch ich hatte mich nun in Rage geredet und ließ sie nicht zu Wort kommen. „Und wenn du mich fragst, dann brauche ich nicht zu wissen, warum man bei einem Yeti keinen Earl Grey bestellen sollte. Und wenn ich einer Todesfee begegnen werde ich ihr irgendeinen funktionierenden Zauber entgegenschicken und sie nicht anlächeln und ...“ - „Es ist ja nicht nur Verteidigung gegen die dunklen Künste, Adriana! Ich hab dich in der letzten Woche beobachtet. Du kommst zu spät zu Zauberkunst und bekommst Zauber, die du früher mit links geschafft hast, nicht auf die Reihe. Morgens, wenn wir aufstehen, kommst du kaum aus dem Bett und abends kommst du immer als letzte in den Schlafsaal. Du sitzt die meiste Zeit in der Bibliothek, aber deine Hausaufgaben hast du trotzdem immer erst auf den letzten Drücker fertig. Du läufst vor uns weg und isst kaum etwas. George vermisst dich und du bekommst es gar nicht mit. Wir wollen dir doch nur helfen ...“

„Ich will aber keine Hilfe!“ Wütend drehte ich mich auf dem Absatz um und ließ meine Freundin einfach stehen. Ziellos schlürfte ich durch die Korridore. Natürlich hatte Hermine Recht. Hermine hatte immer Recht. Aber ich konnte mich einfach nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren. Ich hätte es wirklich zu gerne getan und ich hatte es auch wirklich versucht, aber es kam mir alles so schrecklich unnötig vor.

Nach zehn Minuten machte ich auf dem Absatz Kehrt und ging Richtung Bibliothek. Vielleicht fand ich ja in der Geschichte von Hogwarts einen geeigneten Raum für meine Duellübungen. Doch kaum hatte ich die Bibliothek betreten, sah ich auch schon den buschigen Haarschopf von Hermine hinter einem der Regale lauern. Also machte ich wieder Kehrt und ging in die andere Richtung. Erst als ich auf dem zugigem Astronomieturm stand, merkte ich, dass mich meine Füße dorthin getragen hatten. Ich schaute mich kurz um und kletterte dann über die Brüstung in mein 'Nest'.

Schwarz wie die Nacht: Misstrauen (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt