-Ich hasse mein Leben-

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„Wofür war der?", fragte ich, als er sich wieder zurück auf seine Seite lehnte. Die Cafeteria war randvoll und einige Mädchen musterten mich schon neidisch.

„Du bist einfach süß und ich liebe dich."

Mir blieb der Mund offen stehen, obwohl ich gerade einen Löffel Pudding hatte hineinschieben wollen. Die Schokomasse plumste zurück in den Becher.

„Was hast du gerade gesagt?", fragte ich erschrocken und schaute ihm direkt in die leuchtenden Augen. Alec lächelte mich nur engelsgleich an und widmete sich seinem Erdbeerjogurt zu.

Verdammt! Ich konnte es ja noch nicht mal erwidern, weil ich keinen Mum dazu hatte.

Ich ließ meinen Pudding einfach stehen. Es bemerkte sowieso niemand, denn plötzlich ertönte ein Kreischen hinten aus der Cafeteria.

Ich brach mir fast den Rücken, als ich mich zur Quelle umdrehte und sah eine wütende Jesse auf Amber zu rasen.

Alec und ich tauschten einen fragenden Blick. Alle sahen in die Richtung der beiden Mädchen und mir fiel plötzlich wieder ein wie Jesse Caine geküsst hatte.

Ihre Wange war tomatenrot und Amber stand mit ausgestreckter Hand vor ihr. Den Rest konnte man sich denken.

Jesse ging auf Amber los und zog sie an den makellosen hellbraunen Haaren. Diese schrie so laut, dass sich einige die Ohren zuhielten.

Meine Augen folgten dem Szenario interessiert und ein wenig weiter rechts sah ich Caine, der so zufrieden grinste, dass ich ihn am liebsten geschlagen hätte.

Vielleicht sollte mal jemand etwas tun! Aber bevor ich aufstehen konnte, stand auch schon Jace bei den beiden und zog sie auseinander.

Ich konnte nicht hören, was er sagte, aber es war wohl etwas ziemlich Strenges und Bestimmendes, denn Jesse ließ von Amber ab. Sie warf ihre Haare zurück und verließ hoch erhobenen Hauptes die Cafeteria.

Nach einigen Sekunden der Schreckensstarre drehten sich die meisten Schüler weg. Ich jedoch starrte gebannt auf die Stelle, wo Jace noch immer mit Amber redete und langsam ihren Arm losließ.

Schluckend erhob ich mich und brachte mit Alec mein Tablett zurück.
Mein Blick jedoch ließ keine Sekunde die beiden los.

Dann verließen wir die Cafeteria, denn es klingelte schon zum Unterricht.

In Kunst begann mein Bild langsam Form anzunehmen, aber meine Gedanken schweiften immer wieder zum Vorfall in der Cafeteria. Liebte Jace nicht eigentlich streitende Mädchen? Zickenkrieg und so?

Während ich begann die Menschen zu malen, deren Schatten ich auch noch ergänzen musste, um das Thema zu treffen, lief Jace an mir vorbei und ich zischte ihm ein Hey zu.

Sein Kopf drehte sich langsam in meine Richtung. Die Schramme in seinem Gesicht war nur noch ein roter Strich, aber ich starrte sie trotzdem an. Was war da bloß passiert?

„Was ist?", sagte er ausdruckslos und musterte mich mit seinen braunen Augen.

„Seit wann spielst du den Streitschlichter?", versuchte ich so beiläufig zu fragen, wie nur möglich.

Jace atmete tief durch und setzte sich direkt neben mich. Ich konnte seinen Atem in meinem Gesicht spüren, als er sagte: „Warum interessiert dich das so Mauerblümchen? Du wolltest unbedingt, dass ich dich in Frieden lasse, aber jetzt wo ich es tue, willst du die ganze Zeit was von mir."

Ich schluckte.
„Das stimmt nicht. Außerdem bin ich kein Mauerblümchen." Mehr.

„Ah stimmt, du hast ja jetzt Alec. Wie läuft es eigentlich?", wollte er im Plauderton wissen.

„Das hat dich nicht zu interessieren!", fauchte ich zurück.

„Achso." Er erhob sich, aber beugte sich nochmal runter, als er meinte: „Dann hat dich auch mein Leben nicht zu interessieren."

Mit diesen Worten verschwand er, jedoch entging mir sein selbstherrliches Grinsen nicht.

Verdammt, er war echt gut im Rausreden. Aber er hatte Recht. Warum kümmerte es mich überhaupt? In gewisser Hinsicht hatten wir nichts miteinander zu tun.

Nach dem Unterricht ging ich nach draußen und genoss den leichten Wind, der mein Gesicht kühlte. Es war mal zur Abwechslung nicht so heiß in Miami. Das war wirklich selten im Sommer oder Herbst.

Leider war meine ruhige Stimmung schnell Vergangenheit, als ich Stimmen hörte - weibliche Stimmen!

„Oh hallo Brooke.", sagte Jesse, die mich irgendwie leicht bitchig musterte. An ihrer Seite stand Skyler ich-bin-so-toll Edison.

War sie nicht Ambers beste Freundin?

Die beiden liefen weiter und ich schaute ihnen verwirrt hinterher. Jesse und ich hatten Amber und sie immer gehasst. Schon von klein auf hatten wir über sie hergezogen, wie sie über uns auch. Und jetzt ließ sie mich für eine von denen stehen? Tolle Freundin!

Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg nach Hause, wo ich schnell bemerkte, dass ich raus musste. Allein!

Ich wollte einfach für mich sein. Also schnappte ich mir mein Fahrrad und fuhr zu dem Wald, in dem wir auch Dark Race gespielt hatten.

Leider hatte ich noch immer keine Ahnung, mit wem ich überhaupt so wild rumgeknutscht hatte, aber es blieben doch nur noch die drei oder?

Als ich durch den stillen Wald spazierte, knisterten die Stöcke unter meinen Füßen und es roch angenehm herb.

Auf einmal kam mir ein Gedanke. Der Kerl, der mich bei dem Spiel gefangen hatte, hatte nach Zitronenminze gerochen, genau wie der Kerl im See, der mich fast entjungfert hätte, wenn...

Also natürlich nur, wenn es auch einer von dem Spiel gewesen war, wovon ich bei diesem unverwechselbaren Geruch ausging.

Aber das bedeutete auch, dass es nicht Jace gewesen sein konnte. Irgendwie war ich ein wenig enttäuscht. Aber ich hätte es wissen müssen, als ich ihn geküsst hatte. Außerdem roch er eher nach Orange und Zimt. Eine wunderbare Mischung.

Na gut, also hatte ich entweder Caine oder Mason geküsst. Ich kam dem Ziel immer näher.

Mein Gedankengang wurde von einem Knacken hinter mir unterbrochen. Mein Herz blieb für eine Sekunde in meiner Brust stehen.

Dark RaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt