Kapitel 1

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Da die Vermieterin des Hauses am heutigen Tag nicht anwesend sein konnte, hatte sie mir in einer E-mail mitgeteilt wo sie den Schlüssel für mich deponieren würde. Nach dem ich ihn gefunden hatte schloß ich die Türe auf und betrat den Eingangsbereich. Die Wände waren weiß gestrichen und ein großes Fenster sorgte dafür, dass ausreichend Licht in den Raum fallen konnte. Die Decke wurde von einem Querbalken aus hellem Holz geziert der perfekt zum ebenfalls hölzernen Dielenboden passte. Auf der linken Seite befand sich eine Treppe, die sowohl zum Schlafzimmer als auch zum Bad führte. Ich zog meine Schuhe aus und hängte meine Veste an einen der unzähligen Kleiderbügel, die an einer Stange in der Garderobe hingen. Nox, der nun geradewegs an mir vorbei ins Wohnzimmer lief, erzeugte das mir vertraute Geräusch leise tapsender Pfoten auf den Dielen. Ich folgte ihm und war von der Größe des Wohnzimmers überrascht.

Nach dem ich die Anzeige für das Haus gelesen hatte, war ich mit Miss Murray der Vermieterin in Kontakt getreten. Später hatte sie mir dann Bilder vom Grundstück und der Innenausstattung per Mail geschickt. Das Anwesen hatte auf den Fotos jedoch deutlich kleiner auf mich gewirkt, weshalb ich jetzt um so verwunderter war als ich in dem ebenfalls weiß gestrichenen Raum stand. Auch das Wohnzimmer besaß eine Fensterfront. Der kleine Kamin der in die Wand eingelassen war, wurde von Steinen ummauert und besaß ein hölzernes Sims. Angrenzend an das Wohnzimmer befand sich eine Art Wintergarten, dessen Dach aus einer hölzernen Konstruktion bestand in die Glasscheiben eingesetzt waren. Fasziniert und überwältigt schaute ich in den blausblauen Morgenhimmel über mir. Ein Bellen von Nox riss mich aus meinen Gedanken. Ich wendete meinen Blick von dem Glasdach ab und lief zu dem Raum, aus dem das Geräusch gekommen war. 

Nox hatte die Küche entdeckt und bellte noch einmal schwanzwedelt in meine Richtung. Das erinnerte mich daran, dass es Zeit war etwas zu frühstücken. Ich ging zurück zum Auto um das Hundefutter und die Brötchen zu holen. Da sie vom Vortag stammten waren sie bereits etwas hart geworden, aber zusammen mit ein wenig Butter und Marmelade waren sie durchaus noch genießbar. Nox leerte derweil gierig seinen Napf und rollte sich danach dicht an meine Füße gedrängt unter dem Tisch zusammen. Nachdem ich ebenfalls das Essen beendet hatte, stellte ich den Teller in die Spüle und ging nach oben.

Neben der Treppe befand sich eine Holztüre die in ein kleines Gästebad führte, wobei es oben noch ein zweites, größeres Bad gab, neben dem das Schlafzimmer lag. Es besaß, genauso wie das Bad eine Dachschräge und ein großes Dachfenster. Insgesamt befanden sich in dem Haus sieben Räume, wenn man das Wohnzimmer und den angrenzenden Wintergarten jeweils einzeln betrachtete. Durch die vielen Fenster und hellen Wände wirkte es einladend und fröhlich. Auf der einen Seite war es elegant und schlicht gehalten, doch der große Garten und die hölzernen Elemente verliehen dem alten Anwesen auch etwas gemütliches und träumerisches. Erst jetzt fiel mir auf wie glücklich und froh ich darüber war hier zu sein, denn obwohl noch einige meiner Möbel fehlten, fühlte es sich bereits wie ein zu Hause für mich an.

Da ich am heutigen Tag noch nicht arbeiten musste, entschied ich mich dafür einige der von mir mitgebrachten Umzugskartons auszupacken. Im ersten Karton befand sich ein dunkel eingebundenes Fotoalbum, auf dem der Name Laura Adams stand. Ich erinnerte mich noch genau daran, wie Mum und ich es gekauft hatten als ich noch jünger gewesen war und wie sie zu Hause anschließend mit einem silbernen Stift, meinen Namen auf den Einband geschrieben hatte. In diesem Album befanden sich alle möglichen Bilder von mir und meiner Familie.

Ich schlug die erste Seite auf und las den kleinen Text, den Mum für mich dorthin geschrieben hatte. "In Erinnerung an all die schönen, lustigen und peinlichen Momente die du mit deiner Familie erlebt hast und erleben wirst, ein Geschenk von Mum an dich meine kleine Laura." Auf den nächsten Seiten befanden sich Babybilder von mir und meinem Bruder, gefolgt von Bildern im Kleinkindalter. Ich blätterte das Fotoalbum durch bis ich bei den neuesten Bildern angekommen war. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus als ich die Bilder sah, die Nox als Welpe unter dem Weihnachtsbaum zeigten. Auf einem dieser Bilder versank er fast vollständig in einem Berg aus Geschenkpapier, während er ein für seine Verhältnisse, viel zu großes Hundespielzeug im Maul trug. Es folgten noch weitere Bilder, die meine Familie bei den Vorbereitungen und dem anschließenden feiern von Weihnachten zeigten. Das Album besaß noch einige leere Seiten was vermutlich auch erstmal so bleiben würde, da Dad im Sommer bei dem Versuch ein Familienselfie zu machen, die Kamera in den Pool gefallen war. Ich klappte das Fotoalbum wieder zu und stellte es in in eines der Bücherregale im Wohnzimmer.

Nachdem der Inhalt des letzten Kartons verstaut war, setzte ich mich in die Küche und sah auf meinem Handy nach, ob ich irgendwelche Nachrichten bekommen hatte. Ein Blick in WhatsApp veriet mir, dass meine Familie und meine Freundinnen mich scheinbar sehr vermissten, da ich unzählige Nachrichten von ihnen bekommen hatte. Nachdem ich mich durch den Großteil dieser Nachrichten gelesen hatte, fiel mir auf dass es bereits Abend geworden war. Ich legte mein Handy zur Seite und beobachte den Sonnenuntergang durch das Küchenfenster. Dabei fiel mein Blick auf eine Tourismusbrochüre von Snowshill, die Miss Murray für mich auf den Wohnzimmertisch gelegt haben musste und die ich wohl während des Aufräumens mit in die Küche genommen hatte. Ich blätterte die Brochüre durch wobei mir malerische Landschaften und wunderschöne alte Gebäude ins Auge fielen, die alle als kulturträchtig und touristenfreundlich beschrieben wurden. So weit weg vom hektischen Alltag und den Problemen Birmingham's, hatte ich also die perfekte Gegend für einen Neustart im Leben gefunden.

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⏰ Last updated: Feb 17, 2019 ⏰

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Forgiveness Kannst du die Vergangenheit hinter dir lassen?Where stories live. Discover now