Jetzt musste ich Kunst hinter mich bringen. Vielleicht eine Chance endlich mit Jace zu reden?

Als ich mich vor meine Leinwand stellte, wusste ich sofort, dass ich kaum zum Malen kommen würde. Eine Ahnung hatte ich nämlich auch nicht. Es war wirklich bisher nur ein gelber Fleck für die Sonne und ich hatte noch eine Menge zutun. Naja ich kann's versuchen!

Jace konnte ich nicht sehen, nur wenn ich mich umgedreht hätte, aber ich wollte ihn nicht beobachten. Wie bescheuert war das dann bitte?

Ich hatte aber Glück, denn er lief an mir vorbei, um sich Farbe zu holen.

"Jace!", zischte ich, als er mich erreichte. Zuerst drehte er sich etwas verwirrt um, bis er mich sah und dann wartend auf mich runter blickte.

"Es gibt einiges, was ich noch mit dir besprechen will.", sagte ich leise, damit es niemand hörte. Mrs Flowa war eh viel zu beschäftigt.

"Ich aber nicht.", antwortete er knapp und ging weiter, während mir die Kinnlade auf den Boden klappte. Jetzt musste ich wohl andere Geschütze auffahren.

Als er nochmal an mir vorbei zurück an seinen Platz ging, sagte ich, den Blick starr auf mein Bild gerichtet, "Ich weiß, dass diese Schramme nicht von der Schlägerei mit dem Typen auf der Party ist."

Im Augenblickwinkel erkannte ich wir er kerzengerade stehen blieb und sich etwas blass zu mir drehte.

"Ich war dabei, vergessen?", sagte ich und biss mir auf die Lippe, um nicht zu grinsen.

Jace setzte sich neben mich und zwang mich mit dem Malen aufzuhören. Er nahm meinen Kinn zwischen die Finger und drehte mein Gesicht zu sich.

"Aber du hast es niemandem gesagt, richtig?" Sein Blick wechselte zu meinen Lippen und in mir kamen Erinnerungen auf. Mein ganzer Körper wollte sich jetzt an ihn schmeißen und ihn küssen, um das Gefühl zu wiederholen, dass ich beim letzten Mal gehabt hatte.

Dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte, machte mich schwach. Ich wusste genau, was er vorhatte.

Mit leiser Stimme erwiderte ich: "Du denkst auch, ich merke nicht, was du versuchst. Aber mein Mund kann auch aller Welt erzählen, was wirklich passiert ist. Wovor hast du Angst?" Tatsächlich wirkte meine Stimme keineswegs brüchig, eher hinterlistig und kräftig.

Jetzt bloß nicht auf seine Lippen starren, sonst ist alles dahin!, warnte mich mein Engel.

Es kostete wirklich viel Kraft ihm weiter in die schönen Augen zu sehen. Wie sehr ich braune Augen liebte. Und dann noch dieser Grünstich...

"Bitte."

Hat er gerade bitte gesagt?

"Ich habe meine Gründe und ich will nicht, dass du kaputt machst, was ich geplant habe. Die Leute sollen ruhig glauben, ich habe Carsen eine reingehauen."

Jace ließ endlich meinen Kinn los und sah kurz auf den Boden, bevor er mir eindringlich in die Augen schaute. "B... ich brauche da jetzt wirklich deine Hilfe. Sag du wärst dabei gewesen und es wäre so passiert. Dann lass ich dich in Ruhe. Ich gebe bei der Wette freiwillig auf."

Sein Blick war so bittend, dass ich ihm nichts ausschlagen wollte... äh konnte.

"Gut." Das war, was ich gewollt hatte oder? Das er mir das Leben nicht mehr schwer machte. Aber als er aufstand und an seinen Platz ging, wusste ich, dass sich das geändert hatte.

Den Rest der Stunde saß ich vor meinem Bild und wusste nicht, was ich tun sollte. Das einzige, was ich zustande brachte, war die Sonne zu erweitern. Aber sonst war die Leinwand noch immer weiß.

Nach der Stunde ging ich stumm aus dem Schulgebäude und machte mich auf den Weg nach Hause. Durch die Kopfhörer bekam ich kaum etwas von der Außenwelt mit.

Alec hatte mir geschrieben, dass er mich sehen wollte und ich hatte ihm versprochen auch gegen Abend zu ihm zu kommen.

Als ich durch die Seitengasse, fünf Minuten von Zuhause entfernt, ging, wurde ich plötzlich gegen eine Wand gedrückt.

"Na Brooklein!", sagte Dave und ich schluckte.

"Was glaubst du, wie findet es Alec, wenn er rausfindet, dass du Jace in der Bibliothek nachspioniert hast, statt zu ihm zu kommen?", fragte er mit einem bösen Grinsen im Gesicht.

Scheiße! Scheiße! Scheiße!

Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter.
"Was willst du?", wollte ich wissen und meine Stimme war heiser.

"Eine Nacht. Dann ist alles geregelt!", stellte er sofort als Forderung.

"Vergiss es!", zischte ich und wandte mich zum Gehen, aber er drückte mich weiter gegen die Hauswand.

"Oh nein. Wie enttäuscht wird dein kleiner Freund sein." Er tippte auf seinem Handy herum.

"Okay!", sagte ich wimmernd. "Hör auf damit. Jetzt stell eine Forderung und ich tu's!"

Wäre ich doch nie in die Bibliothek gegangen!

"Sex.", sagte er und grinste dreckig. Mir wurde richtig schlecht.

"Gibt es nichts Anderes?", fragte ich mit zittriger Stimme und schaute ihn bittend an.

"Nö.", antwortete er gelangweilt und sah mir dann wieder in die Augen. "Ja oder Nein Brooklein?"

Was mache ich jetzt? Jace ist nicht mehr hier, um mich zu retten!
Scheiße!

"Ein Come-back?", rief jemand hinter uns und Dave schreckte zurück. Ich nutzte meine Chance und machte mich von ihm los. Tatsächlich brachte ich einige Meter Abstand zwischen uns.

Amber Pollon stand da und starrte uns entgeistert an und wir genauso zurück.

"Och Dave." Sie fing sich zuerst wieder. "Musst du immer deine Ex- Freundinnen bedrängen? Wenn du geil bist, geh wie jeder andere in den Puff.", sagte sie vorwurfsvoll. Half sie mir etwa gerade?

Dave warf mir einen letzten wütenden Blick zu und verschwand dann. Amber richtete ihre stechend blauen Augen auf mich. "Wenn er dich nochmal nervt, sag einfach du rufst seine Mutter an. Der ist das Engelchen in der Familie, was glaubst du passiert, wenn es nicht mehr so ist?"

Dann setzte sie ihre alte arrogante Miene auf und ließ mich immer noch benommen zurück.

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