9- „Du kannst mir helfen, Essen aus der Küche zu stehlen"

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Ich schluckte.
„Er glaubt mir nicht."

Ihr Gesicht verdunkelte sich und ihr Griff um die Klinge wurde fester.
„Warst du wieder höflich? Gwinn, wenn du es jedes Mal auf die nette Art versuchst, wird dich nie jemand ernst-...", sie stoppte, zog eine Grimasse und fuhr ruhiger fort, „Das heißt, er wird nicht nach dem Informanten suchen?"

Wir hatten uns darauf geeinigt, dass eine Verbindungsperson in unserer Schule die einzige Antwort auf die Frage war, wie zwei blaue Federn ungesehen verteilt worden waren. Ein Außenseiter wäre jedem aufgefallen.

Ich seufzte.
„Im Gegenteil. Er will es totschweigen, damit wir nicht weiter die Gunst der Rebellen verlieren."

„Das ist Grabmul-Mist. Wir-... ohhhh. Hallo Maze."

Schwungvoll drehte ich mich in die Richtung, in die sie sah.
„Maze!" Ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte, denn er stiefelte den Gang hinunter, beide Hände in den Hosentaschen vergraben und keine Amila weit und breit. Er war Teil des letzten verbliebenen Suchtrupps gewesen. Waren sie alle wieder zurück?
„Habt ihr...?"

Er schüttelte den Kopf. Eine vernichtende Geste.
„Es tut mir leid. Wir waren die ganze Nacht unterwegs, aber nichts. Sie verwenden irgendeinen Zauber, der meine Fähigkeiten abblockt und..." Sein Atem stockte und brach mir das Herz. Er sah verloren aus. Jünger und frustrierter, als ich ihn kennen gelernt hatte.

„Hey, hey", vorsichtig nahm ich ihn in den Arm, „Wir werden einen anderen Weg finden." Seine Kleidung war kalt von dem Wetter draußen, seine Bartstoppeln rau an meiner Wange.

„Wie?", er machte sich wieder los von mir, ohne die Geste erwidert zu haben, „Es bräuchte einen verdammt starken Magier, um diesen Schild zu durchbrechen oder einen Such-Zauber zu wirken. Wir haben hier niemanden, der dazu in der Lage wäre." Ärger tränkte jedes seiner Worte. Mit entschlossenen Schritten marschierte er zur Bürotür und hob die Faust zum Klopfen.

„Caleans Schwester", sagte Elayn.

Wir beide drehten uns zu ihr um.

Wer?

Maze ließ seine Hand wieder sinken. Er sah erst zu mir, ehe er sich an Elayn wandte.
„Was hast du gesagt?"

Die sah nicht glücklich über ihren eigenen Vorschlag aus. Verlegen kratzte sie sich am Kopf.
„Wie ist deine Beziehung zu Calean?"

Oh super, gleich zu dem unangenehmen Teil. Jetzt war ich auch nicht mehr glücklich.
„Er hasst mich."

Neben mir machte Maze Anstalten sich wieder umzudrehen, „Blödsinn. Wenn, dann hasst er mi-..."
Ich knuffte ihn in den Arm.

„Schusch, Maze", gewann Elayn langsam an Fahrt, „Calean hat eine ältere Schwester, die bei der Hand des Lichts aufgenommen wurde, wegen ihrer außergewöhnlichen magischen Talente. Wenn er sie fragen würde..." Sie ließ den Satz unvollendet, wie eine unausgesprochene Frage nach einem Plan.

„Wenn ich zu ihm raus reite...", ich kam ins Zögern. Einmal, weil Sir Kenrik mir das vor nicht ganz zehn Minuten verboten hatte, aber vielmehr, weil das bedeutete...

„Kenrik wird dich sowieso nicht im Unterricht haben wollen, du kannst im Moment nichts für sie tun", dachte Elayn den Satz für mich zu Ende.
„Und falls sie doch raus gelassen wird, werden wir nach ihr sehen", versprach sie feierlich, das Messer in die Höhe hebend, „Jetzt beeil dich!"

„Und was soll ich tun?", erkundigte sich Maze, überfordert von der Geschwindigkeit, in der sich unser Plan entwickelte.

„Du kannst mir helfen, Essen aus der Küche zu stehlen", erklärte ich hochzufrieden. Endlich etwas, in dem ich gut war.

Jagd der Nebelflüsterer- Die VogelfängerWhere stories live. Discover now