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Jimin saß mittlerweile am Tresen in der Küche und ich gegenüber von ihm.
"Also ist es wahr... w-wir haben ein gemeinsames Kind?"
Flüsterte er traurig vor sich hin.

Ich nickte zögerlich und wischte mir die neu dazu gekommenen Tränen aus dem Gesicht.
Er war so ruhig. Ich dachte, dass er ausrasten würde und sauer rausrennt. Aber so wahr es nicht, er saß einfach nur ruhig da und versuchte die ganze Situation erstmal zu verarbeiten.

Er nickte ebenfalls und öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, jedoch schloss er ihn nach wenigen Augenblicken wieder und sah mir stattdessen direkt in die Augen.

"I-Ich..-"
Setzte ich an, doch Jimin fiel mir ins Wort.

"Warum Yuna? Warum hast du es mir nicht erzählt...?"
Hauchte er verletzt und sah mich ebenfalls mit Tränen in den Augen an. Es tat schrecklich weh ihn so zu sehen.
"Hätte ich gewusst, dass du... dass wir ein Baby bekommen... Ich wäre niemals in meinem Leben gegangen. Ich hätte dich niemals alleine im Stich gelassen... Hätte ich gewusst, dass ich Vater werde, dann hätte ich für euch alles aufgegeben. Yuna..."

Seine Worte brachen mein Herz und sein Blick machte dies nur noch schlimmer. Ihm liefen einzelne Tränen über die Wangen, aber er wischte sie nicht weg. Im Gegenteil, er beließ es dabei und sah mich weiterhin verletzt an.

"Jimin... weißt du wie oft ich versucht habe dich zu kontaktieren? Ich war zwei Jahre lang nur damit beschäftigt deine Nummer ausfindig zu machen, aber jedesmal ohne Erfolg. Bis zu dem Punkt, an dem ich es aufgegeben habe und keine Hoffnung mehr hatte. Ich dachte du hättest schon längst mit mir abgeschlossen und deine Vergangenheit hinter dir gelassen. Du warst nur noch in den Nachrichten mit irgendwelchen Affären und ab dem Zeitpunkt hörte ich auf... weil ich, weil ich dachte, d-dass es dir sowieso egal sein würde."
Es war schwer für mich, diese Sätze auszusprechen, da sie wehtaten. Ich habe damals wirklich alles versucht, aber nichts hat auch nur im geringsten funktioniert.

"Sag sowas nicht...Wie könnte ich dich jemals vergessen, wie könntest du mir jemals egal sein huh?"
Nun lachte er leicht unter seinen Tränen.
Jimin holte plötzlich mit etwas zittrigen Händen den Herzanhänger seiner Kette unter seinem T-Shirt hervor und bei dem Anblick weiteten sich meine Augen.

"Du h-hast sie noch?"
Diese Kette habe ich ihm zu unserem Abschlussball damals geschenkt und er war so glücklich darüber.

"Können wir?"
Jimin stand mit einem schwarzen Anzug im Türrahmen und grinste mich an.
"Einen Moment noch!"
Ich rannte zurück in mein Zimmer und holte eine kleine schwarze Schatulle aus meinem Nachttisch. Mit ihr in der Hand machte ich mich wieder auf den Weg zurück zu Jimin.
Ich hielt ihm erwartungsvoll die kleine schwarze Box hin und er nahm sie in die Hand.
"Was ist da drin?"

"Mach es auf!"
Ich grinste ihn an, was er erwiderte.
Jimin öffnete die Box und zum Vorschein kam eine filigrane silberne Kette mit einem Herzanhänger, der auf der Rückseite das Wort 'Promise' eingraviert hatte. Seine Augen blitzten sofort auf und sein Lächeln wurde breiter.
"Die ist wunderschön Baby."
Nachdem er das sagte, zog er mich zu sich ran und legte seine weichen Lippen auf meine.
"Ich liebe dich."

"Ich dich auch Jiminie."

"Ich hab sie nicht einmal abgenommen. Nicht ein einziges Mal."
Er strich mit seinem Daumen über die Gravur und sah mich dann traurig lächelnd an.

Er hatte sie die letzten Jahre über jeden Tag bei sich? Vielleicht bin ich ihm ja doch nicht so egal gewesen, wie ich dachte.

"Ich habe nach dir gesucht, aber ich konnte dich nirgendwo finden. Dann habe ich erfahren, dass du weg von deinen Eltern gezogen bist, aber niemand konnte mir sagen wohin."

Ich atmete tief ein und sah in an.
"Meine Eltern haben mich auf die Straße gesetzt, nachdem ich Ihnen erzählt habe, dass ich schwanger mit deinem Kind bin. Sie wollten kein Enkelkind von einem 'dreckigen Mistkerl' und haben mich gezwungen, mein Baby abzutreiben.
Aber ich wollte nicht... Ich wollte das nicht Jimin...Ich hatte niemanden mehr. D-Du warst nicht mehr da..."

Ich sah nichts mehr, nachdem ich endgültig in Tränen ausgebrochen bin, als ich das alles erzählt habe. Es war mir egal, wie ich jetzt aussah. Der ganze Frust, die Trauer und die Verzweiflung kamen hoch und ich konnte es nichtmehr zurückhalten. Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf und vergrub mein Gesicht danach in meinen Händen.

Ich habe auch nicht mitbekommen, wie Jimin von seinem Stuhl aufstand und auf mich zukam. Das einzige was ich spürte, waren zwei starke Arme, die sich um mich legten und ich somit in eine feste Umarmung gezogen wurde.
Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Brust und schluchzte ununterbrochen.
Er strich mir sanft über den Rücken und legte sein Kinn auf meinem Scheitel ab.

Er strich mir sanft über den Rücken und legte sein Kinn auf meinem Scheitel ab

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"Shhh alles ist gut... Ich bin hier."
An seiner gebrochenen leisen Stimme wurde mir sofort klar, dass Jimin auch weinte und als ich zu ihm aufsah bestätigte sich mein Verdacht. Sein Gesicht war von Tränen überströmt, dennoch strahlte er so eine Stärke und Geborgenheit aus, sodass ich mich in seinen Armen sofort wieder wohl fühlte.
Das war so faszinierend an ihm. Diese ruhige Art, die einen selber beruhigt und man sich sofort geborgen fühlt.

"Es tut mir so verdammt leid Yuna... Ich... Ich hätte für dich da sein müssen. Bitte verzeih mir."
Er löste sich nach ungefähr zwei Minuten aus der Umarmung und hob mit zwei Fingern mein Kinn an, sodass ich gezwungen war in seine Augen zu sehen. Dann lächelte er mich immer noch unter Tränen an und wischte mir mit seinen Daumen die bereits heruntergeflossenen Tränen aus dem Gesicht.

"I-Ich bin Vater..."
Sein Lächeln wurde immer breiter und seine Augen fingen an zu glänzen.
Auf einmal spürte ich wieder Jimins Arme um mich, die mich noch fester als vorher an ihn drückten. Danach fing er an zu schluchzen.

Ich stellte mich auf Zehenspitzen, legte meine Arme um seinen Hals und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Mit meinen Fingerspitzen strich ich über seine Haare und ein kleines Lächeln formte sich auf meinen Lippen.
"Sie sieht aus wie du, nicht wahr?"
Bei meiner Aussage mussten wir beide kurz lachen, da es stimmte. Sumi ähnelte ihm sehr stark, selbst sein Charakter spiegelte sich in ihr wieder.

"Ich habe eine Tochter..."
Jimin wiederholte sich immer und immer wieder und konnte es anscheinend immer noch nicht so richtig fassen. Er sah mich an und Tränen flossen seine Wangen runter. Einen Moment später spürte ich, wie sich seine beiden Hände an meine Wangen legten.
"Ich werde ab jetzt für euch da sein, egal was kommt, ich werde meinen Fehler nicht wiederholen. Versprochen."

Versprochen ist so leicht gesagt, aber ich denke, ich werde ihm verzeihen. Sumi braucht schließlich ihren Vater und ich hoffe, dass Jimin für sie da sein wird und die verlorenen Jahre aufholt. Sie braucht ihn, wir brauchen ihn.

Er fuhr sich durch seine Haare und sein Blick landete auf einer kleinen zierlichen Gestalt, die am Türrahmen stand und uns verschlafen anblinzelte.
"Mami ich hab Hunger."
Quengelte sie während sie auf uns zu tapste und meine Hand nahm.

"Darf ich vorstellen; Jimin das ist Sumi."

You left me ~ pjm.Where stories live. Discover now