Prolog.

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St. Ives, England 1592

Mal wieder laufe ich dem Metzgersburschen hinterher und versuche ihn zu fangen. Wie immer ist er viel schneller als ich da er auch schon 12 ist. Obwohl er 4 Jahre älter ist als ich, ist er mein bester Freund und ich bin fast täglich bei ihm.

Meinen Eltern ging es in den letzten Tagen nicht so gut, weshalb sie mich oft fort schickten um die Einkäufe zu erledigen und für unser Essen zu sorgen. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen sie mich in die Stadt geschickt hatten. Ich sollte einen Laib Brot und etwas Fleisch holen, nicht viel, dennoch genug um uns drei ein wenig zu sättigen.

Wir hatten nie wirklich viel, dennoch beklagten wir uns nicht, denn wir hatten uns. Ich hatte nie Geschwister und stand somit im Mittelpunkt meiner Eltern. Zu gut erinnere ich mich an die Abende gemeinsam mit meinem Vater, wie wir draussen am Feuer lagen und die Sterne gezählt haben. Mein Vater hatte das lesen, schreiben und rechnen von seinem Vater beigebracht bekommen und es an mich weiter gegeben. Es war nicht üblich, dass die armen lesen, schreiben oder gar rechnen konnten und ich fühlte mich mit dieser Gabe immer schon besonders.

"Jason! Los fang mich doch!" Ruft Samuel der Metzgersbursche und streckt mir die Zunge raus. Er überragte mich schon um gut eineinhalb Köpfe und dementsprechend war auch seine Statur muskulös und kräftig im Vergleich zu meiner. Durch das wenige essen blieb ich eher schmächtig.
"Ich bin nicht so schnell Sam!" Rufe ich ihm hinterher und beobachte ihn wie er hinter ein altes Weinfass springt.

"Samuel!" Hören wir beide eine uns allzu bekannte Stimme. Seine Schwester. "Mutter und Vater brauchen dich! Hör auf rum zu spielen!" Ruft sie quer über die Wiese zu uns.
Etwas enttäuscht kommt Samuel hinter dem Fass hervor und bleibt vor mir stehen. Zuckt entschuldigend mit seinen Schultern. "Entschuldige Jason, aber die Pflicht ruft" teilt er mir mit und senkt traurig den Blick.
Immer wenn seine Eltern seine Schwester vorschicken, heisst es für ihn er muss in der Metzgerei aushelfen. Sie würde ihnen niemals helfen. Sie war der Inbegriff einer eingebildeten neumodischen Schnepfe und ließ mich froh sein, keine Geschwister zu haben.
Vorallem keine Schwester.

Ebenso enttäuscht wie Samuel zucke ich mit den Schultern und lächle ihn an "Das macht doch nichts. Ich sollte sowieso langsam nach Hause. Meine Eltern warten bestimmt schon auf mich" Teile ich ihm mit, bevor ich mich bücke und meinen Beutel mit dem Laib Brot und dem eben gekauften Fleisch aufhebe und über meine Schulter schwinge.

"Ok, sehen wir uns morgen wieder?" Fragt er mich mit einem freundlichen, hoffnungsvollen Lächeln auf den Lippen, woraufhin ich sofort mit dem Kopf nicke.
"Ja, bestimmt. Ich möchte dich schliesslich noch fangen" grinse ich ihn an und drehe mich um, um nachhause zu kommen. Meine Eltern warten bestimmt schon auf mich und haben Hunger, so wie sie es jeden Tag tun, wenn ich nachhause komme.

Mein Heimweg führt mich durch ein Stück Wald und an mehreren Hütten vorbei, in welchen kleine Familien so wie die meine leben. Hin und wieder Grüße ich sie mit einem kurzen Hallo und einem winken, gehe jedoch immer weiter.
Mein Heimweg ist jeden Tag ziemlich lang, wir leben etwas weiter weg von der Stadt und ihrem Trubel, weshalb es auch des öfteren vorkommen kann, dass ich komplett durchs dunkle laufen muss.

Mittlerweile sehe ich schon den Qualm unseres Kamins und beginne schneller zu laufen, da ich es kaum abwarten kann zurück bei meinen Eltern zu sein und ihnen von meinem Tag mit Samuel zu erzählen. Ganz besonders meine Mutter liebt es, wenn ich ihr von meinen Abenteuern erzähle, wenn ich heim komme.

Vorsichtig öffne ich unsere alte Holztüre und trete in mein Heim ein. Unter meinen Füssen knackt der Dielenboden und nichts anderes als das knisternde Feuer im Kamin und meine Schritte sind zu hören.
"Mama! Papa! Ich bin wieder zuhause" rufe ich, während ich mir die Schuhe von den Füssen Streife. Jedoch antwortet mir niemand und verwundert schaue ich ins Wohnzimmer in welchem niemand sitzt. Auch am Esstisch ist alles wie zuvor.

Als letztes schaue ich in das Schlafzimmer meiner Eltern und sehe wie die beiden im Bett liegen und schlafend die Augen geschlossen haben. Verwundert trete ich näher ans Bett und muss die Nase rümpfen. Ein beißender Geruch kommt mir entgegen und meine Eltern sehen ziemlich blass aus in dem gedämmten Licht.
"Papa?" Sage ich leise und beginne seine Schulter zu schütteln.
Keine Reaktion.
"Papa bitte wach auf das ist nicht lustig. Ich habe essen mit gebracht" sage ich und schüttel ihn fester. Sein Arm rutscht von seinem Bauch runter und hängt nun still über den Bertrand herunter.

Schnell laufe ich ums Bett herum "Mami bitte" ich schüttel auch sie und es kommt keine Reaktion "Mami Mami! Bitte!" Besorgt schüttel ich die beiden immer fester. Das Bett knackt und sie geben immernoch keine Reaktion von sich.
"Wacht doch auf" seufze ich und Tränen beginnen meine Augen zu verlassen. "Bitte" ich falle auf meine Knie, den Kopf neben meiner leblosen Mutter auf der Bettkante lehnend "Bitte wacht auf" Tränen fallen auf meine Knie herab und ich realisiere was passiert ist.

Meine Eltern waren todkrank, haben es mir nicht gesagt und nun bin ich allein.

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Jason - Eine Ewigkeit im KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt