Come on closer!

Ein morgendlicher Besuch

Mit eiligen Schritten verließ ich unsere Wohnung und eilte die Treppe hinab. Unten angekommen bekam ich einen Geistesblitz: Was war, wenn er noch einmal wiederkommen würde? Bemüht, nicht laut los zu schreien, begab ich mich wieder nach oben. Die alten Holzstufen knarzten bei jedem Schritt den ich tat. Nach einer Weile war ich außer Atem. Warum mussten wir ausgerechnet im 7. Stock in einem alten Haus wohnen, welches keinen Fahrstuhl besaß? Nach endlos scheinenden Minuten hatte ich unsere Wohnung erreicht. Ich öffnete die Tür und machte mich auf ins Schlafzimmer. Markus hatte sich wieder hingelegt. Das Licht hatte er aber angelassen, das machte er immer, wenn ihm etwas Sorgen bereitete oder wenn er nicht wusste, was noch passierte. Auf leisen Sohlen schlich ich mich zu ihm ans Bett und tippte ihn sanft an. Augenblicklich öffnete er die Augen. Er murmelte müde vor sich hin und bevor er sich wieder umdrehen konnte, zog ich ihn nach oben:  "Hey,Maxi. Was soll Das?" Ich umarmte ihn zärtlich. "Du kommst mit mir. Sicher ist sicher. Nicht, dass er zurück kommt und dir noch Schlimmeres antut!" Als er den Mund aufmachen wollte, hielt ich ihn mit einem Kuss davon ab. Das war mit Abstand meine Liebste Methode, Markus zum Schweigen zu bringen.  "Keine Widerrede. Du kommst mit! Außerdem halte ich es für sinnvoll, wenn du dich mal von einem Arzt durchchecken lässt!" Widerwillig stand Markus auf, zog sich an und trottete bald darauf hinter mir her.

Als wir die gefühlt Eintausend Stufen zur Haustür herabgestiegen waren und nun im strahlenden Sonnenlicht standen, besserte sich Markus Laune schnell. Er reckte sein Gesicht der Sonne entgegen und schloss die Augen. Ich musste lachen. In manchen Dingen war er eben noch ein bisschen Kind geblieben und das liebte ich so an ihm. Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch erreichten wir die kleine Gasse, in der sich die Eisdiele der Familie Wessel befand, die nun liebevoll von Marlon und seiner Frau Anne weitergeführt wurde. Achja, Anne ist der Richtige Name von Horizon,nicht dass ihr euch wundert. An der Eisdiele hing ein Schild, was den Besuchern mitteilte, dass diese momentan geschlossen war. Marlon und Horizon sind in Australien auf Entdeckungtour. Das wollten sie schon immer einmal machen. Ich drückte auf den silbrigen Klingelknopf und kurz darauf hörte man einen grummeligen Leon aus der Gegensprechanlage: "Wer ist da?" Er ließ uns herein und wenige Minuten später saßen wir bei Leon und Vanessa auf der Couch. "Was fällt euch ein, am frühen Morgen einfach so hier aufzutauchen?" Leon baute sich Wütend vor uns auf "Habt ihr mal auf die Uhr geschaut? Es ist noch mitten in der Nacht. Und wehe es ist nichts Wichtiges!" Auch seine Freundin war nicht wirklich erfreut über unseren morgendlichen Besuch. Die beiden waren Langschläfer und meistens vor 12 Uhr für nichts zu gebrauchen. Hoffentlich sind sie heute ausnahmsweise mal dazu in der Lage, die Dinge zu verstehen, die ich Ihnen erklären möchte. "Ja,Vanessa. Es ist wichtig. Sehr wichtig sogar! Darkside ist wieder da!" Langsam erhob ich mich von der Couch, um nach den beiden Briefen in meiner Tasche zu wühlen. Das laute Knistern bescherte mir einen bösen Blick von Leon, der immernoch Todmüde war, aber das war es mir Wert. Als ich gefunden hatte, wonach ich auf der Suche war, legte ich die beiden Schreiben auf den gläsernen Wohnzimmertisch. "Ich seh' nix. Was soll da sein?" blaffte er mich an. "Du darfst mich jetzt für Verrückt erklären, aber da steht etwas und nur ich kann es lesen. Markus hat da nämlich auch nichts entdecken können. Darkside will sich an uns rächen, für was auch immer und er war bei uns in der Wohnung. Er hat Markus in Gefahr gebracht und dann hab ich den zweiten Brief gefunden. Auf dem stand, das wäre nur ein kleiner Vorgeschmack für uns gewesen. Wir sollen hinter den Horizont fahren,um den nächsten Hinweis zu bekommen!" Vanessa war auch aufgestanden und lief im Raum umher: "Wenn das so ist, dann müssen wir den anderen Bescheid geben!"