Ungehörte Schreie

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„Ich hasse dich dafür!“ Gracie's Rufe waren die einzigen die man im Umkreis etlicher Meilen hörte. Wütend stampfte sie mit ihren Turnschuhen den schlammigen Feldweg entlang. Eine Wandertour ist eigentlich etwas schönes. Vorausgesetzt SIE ist nicht dabei. Wie könnte man sie nur am besten beschreiben? Groß, schlank, schwarze lange Haare. Ach ja, und hohl wie der Resonanzkörper einer Gitarre. So hatte er es sich nicht vorgestellt, als er sie zum wandern einlud. Er hatte sich überhaupt gewundert wieso sie so schnell und bereitwillig zusagte. Vielleicht stimmte es ja doch das sie in ihn verliebt war. Dieses Gerücht wurde vor etwa 2 Monaten von einigen Mädchen aus seiner Klasse zum Leben erweckt und hielt sich bis Heute hartnäckig. Gracie hatte sich dazu nie geäußert, es war ihr vermutlich egal was die anderen dachten. Er, Dennis, war eigentlich das genaue Gegenteil von ihr. Verlegen und alles andere als selbstsicher. Hin und wieder schielte er zu ihrem (noch)-Freund Marty hinüber, der neben ihn den Weg entlang schlurfte. Mit ihm war er öfters in dieser Gegend unterwegs, besonders leiden konnte er ihn aus irgendeinem Grund trotzdem nicht.

„Hör zu Dennis, du hast Gracie doch gehört. Können wir nicht einfach umkehren?“ fragte Marty nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens schließlich genervt über das ewige ächzen seiner Freundin. 

„Wir sind aber bald da! Nur noch dort um die Kurve und dann einfach eine Weile geradeaus!“ antwortete Dennis gespielt selbstsicher, während er auf seiner Wanderkarte herumfuchtelte. 

„Was heißt eine Weile?“ fragte Gracie mit geradezu verzweifelter Stimme. Dennis tat so, als hätte er sie nicht gehört. Es waren noch gut 5 Kilometer. Für ihn nicht viel, aber für sie unerträglich. Endlich war Ruhe, zumindest für ein paar Minuten. Dann ertönte jedoch ein nicht sehr liebliches „Pause bitte!“ von hinten. Dennis biss sich auf die Unterlippe und drehte sich wütend um. 

„Okay, 10 Minuten Pause für unsere kleine Diva!“. Gracie setzte sich entnervt hin, während Marty in seinem Rucksack nach Essbarem kramte. Dennis schlich sich heimlich von der Gruppe weg, er wollte lieber die Gegend erkunden als sich mit Marty über Football oder seine Freundin zu unterhalten. Dennis sah sich um. Sie waren auf einem schmalen Feldweg am Rande eines großen Waldes. Auf der anderen Seite lag eine große Wiese und von weitem konnte man auf einem Hügel bereits die ersten Häuser ihrer Wohnsiedlung sehen. Langsam trottete Dennis einen schmalen Pfad in den Wald hinein. Er war dunkel, dunkel und geradezu unheimlich still. Aber vor allem war er vermüllt. Alte Verpackungen, Dosen und sogar ein alter Kühlergrill lagen verstreut im Dickicht. Früher im zweiten Weltkrieg war die gesamte Gegend mitsamt dem großen Wald Teil eines Militärlagers der Wehrmacht, das 1945 komplett zerstört wurde. Die Spuren sind noch deutlich zu sehen. Unzählige alte Bombenkrater, mittlerweile meistens zugewachsen oder mit Wasser gefüllt, erinnern noch an damals. Neugierig schaut er in jeden hinein. Leer. Allesamt. Plötzlich drang ein Gestank durch seine Nase. Langsam näherte er sich einem Krater, den er zuerst übersehen hatte. Farne bedeckten einen Großteil, so das man ihn leicht übersehen konnte. Je näher er am Krater war desto schlimmer wurde der Geruch. Angewidert kam er langsam näher und blieb schließlich vor dem Krater stehen. Nichts. Nichts außer ein Haufen Schrott. Etwas Spielzeug, eine Mülltüte mit Kinderschuhen und eine alte Jacke. Dennis atmete auf. Er dachte schon dort läge eine...Moment mal! Wo kam dann der Geruch her? Er sah sich um. Nichts zu sehen. Er sah sich noch einmal um und kehrte dann zu Gracie und Marty zurück. 

„Das hat ja gedauert! Scheiße, wo warst du denn?“ fragte Marty bereits ungeduldig.

„Da unten ist irgendwas! Riecht echt komisch dort!“ antwortete Dennis abgelenkt. 

„Ja, jetzt riech ich's auch! Dennis, wasch dich mal wieder!“. Marty's hyänenartiges Lachen erfüllte den Wald. 

„Witzig, Marty. Wirklich witzig! Aber könntest du jetzt deinen Arsch bewegen und dir das auch mal ansehen?“ fragte Dennis ernst. Marty drehte sich erst genervt zu Gracie, dann streckte er sich mit einem lauten Stöhnen. 

Creepy Pastas und andere gruselige GeschichtenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz