5- "Wer ist Gwinn?"

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Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte ich mich zu ihm um. Warum war er so unfreundlich? Ich hatte ihm vorhin geholfen. (Auch wenn ich Teil des Problems gewesen war.)

Der Kopf schüttelnd wandte er sich wieder ab, den Atem langsam aus den Lungen lassend.

Arroganter Herbelzwerg.
Mit einem gepressten Lächeln ließ ich das immer noch schwebende Buch auf seine Füße fallen.

„Was bei allen Todes-..."

„Calean, welch seltener Anblick in diesem Zimmer! Und Gwinn!", betrat der Schulleiter hinter uns den Raum und ließ uns beide zusammenfahren, „Ich nehme an, ihr habt euch miteinander bekannt gemacht?"

„Wenn Sie das irgendwie wieder rückgängig machen können, sagen Sie es gleich" , brummte Calean. Sein Gesicht bestand ausschließlich aus Kanten, die durch die ständig gerunzelte Stirn verschlimmert wurden.

„Sehr gut, sehr gut", nickte Kenrik, ohne ein Wort gehört zu haben, und quetschte sich auf den Stuhl hinter seinem Pult. Es folgte eine kurze Pause, in der er seine Brille suchte und Caleans Geduldsschnur riss.

„Gibt es einen speziellen Grund, warum wir hier sind?" Zu meiner Überraschung sagte er es bei weitem nicht so unhöflich, wie ich es von ihm erwartet hätte. Aber er schaffte es, seinen eigenen eingemeißelten Gesichtsausdruck an seinen Gegenüber weiterzugeben. War das seine Begabung? Leuten schlechte Laune machen?

„Sicherlich", bestätigte der Schulleiter reserviert, als berechne er die Stimmung im Zimmer neu, „Gwinn, ich hatte dir bereits gesagt, dass wir dich nur unter der Prämisse behalten, dass du für dein Essen arbeitest."

Ich nickte und schüttelte den Kopf gleichzeitig. Einerseits, weil ich mich zwar erinnerte, dass er das gesagt hatte, aber andererseits vorausahnte, was gleich kommen würde.
Bitte, bitte nicht.

„Ich möchte, dass du mit Calean am Stall arbeitest."

Neben mir fiel eine Kinnlade herunter.

Ich seufzte. Großartig. Einfach großartig.

„Sie hängen mir einen Stein ans Bein!", beschwerte Calean sich, die Arme vor seinem Körper verschränkt, „Bitte, ich arbeite gerne mehr, wenn sie diese Naturkatastrophe von meinem Hof fernhalten!"

„Hey!", ich kämpfte mit dem Instinkt weitere Bücher auf seine Füße fallenzulassen, „Du kannst den ganzen Tag ein Idiot sein. Warum nimmst du dir nicht kurz eine Pause? Sir Kenrik, ich würde-..."

„Erinnerst du dich, als ich dich nach deiner Meinung gefragt habe? Ich auch nicht-..."

Meine Augen wurden groß.
„Ich weiß ja nicht, was dein Problem ist, aber ich würde raten, es muss schwer zu buchstabieren sein, so wie du dich anstellst." Hiermit war es offiziell: Dieser Kerl brachte meine schlimmste Seite zum Vorschein.

„Ich kann wenigstens meinen Namen buchstabieren, im Gegensatz zu anderen hier."

„Oh bitte, spar dir die Worte. Nicht, dass dir deine Tagesportion ausgeht und wir ein neues Wörterbuch kaufen mü-..."

„Schluss jetzt", schnitt unser Schulleiter dazwischen und ließ die zornige Blase um uns herum platzen, die für einen kurzen Moment dafür gesorgt hatte, dass wir dachten, wir wären alleine.
„Da keiner von euch beiden ein wirkliches Ziel für die Vogelfänger darstellt, erlaube ich euch, wieder das Hauptgebäude zu verlassen und sofort mit eurer Arbeit anzufangen."

✥✥✥

„Hat Kenrik uns ernsthaft rausgeschickt, weil wir kein Verlust wären?" Ich hatte Mühe mit Caleans langen Beinen mitzuhalten. Er war auf der Flucht. Entweder vor mir oder der Tatsache, dass er ein Verbot bekommen hatte, mich wegzuschicken.

Jagd der Nebelflüsterer- Die VogelfängerWhere stories live. Discover now