16 | Zwischen Gewalt und Ganja

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Ich nickte, während meine Gedanken längst der Frage galten, wie ich all das für mich nutzen könnte. Das verfickte Schicksal hatte mir gerade in die Hände gespielt. 

»Mann, du bis' so'n Wichser, versuchst ja nicht mal, mich zu trösten.« Lexie verschränkte die Arme vor der Brust und blinzelte angestrengt, als wollte sie um jeden Preis vermeiden, dass ihr die Tränen über die Wange liefen. Jetzt, wo ich alle nötige Informationen hatte, wurde mir ihr Drama schon wieder zu dumm.

»Hättest halt mal früher auf mich gehört. Ich hab dir gesagt, dass der Typ scheiße ist.« Schulterzuckend stellte ich den Fernseher wieder lauter. »Außerdem geht's doch nicht um Worte, sondern um Taten. Werd den kaputtboxen, wirst schon sehen.«

Das siegesgewisse Grinsen, das über mein Gesicht huschte, konnte ich mir nicht verkneifen. Jetzt wäre es eine Leichtigkeit, Tommy loszuwerden, ganz ohne großes Zutun meinerseits.

Da sollte mal einer behaupten, dass ich das Glück nicht für mich gepachtet hatte.

Ich beschloss, mich direkt an Tommy zu wenden. Da hatte ich bessere Erfolgschancen als bei meiner Alten, die in ihrem Liebeswahn eh diesem Hurensohn Glauben schenken würde. Wir beide waren ihr doch ohnehin egal, da hatte es auch keinen Wert. Sie würde ihn bestimmt nicht rausschmeißen.

Ich musste die Sache alleine in die Hand nehmen, so wie es immer schon gewesen war.

So weit, so gut. Aber dann tauchte der Wichser in den nächsten Tagen einfach nicht mehr bei uns auf.

»Wo steckt'n eigentlich Tommy?«, fragte ich beiläufig, als meine Mutter wieder mal am Esstisch saß und rauchte. »Hast du endlich eingesehen, was für ein Dreckskerl er ist?«

»Er is' Fernfahrer, darum is' er immer einige Tage weg«, erzählte sie und aschte in die leere Plastikschale, in der noch die Reste vom Fertigsalat klebten. »Und red' nicht so von ihm, er ist ein guter Mensch!«

Ich ließ sie labern. Das Wochenende war sowieso da und damit stand die Party von Rashids Kumpel vor der Tür. Es war Zeit für Wichtigeres.

Es stank nach Pisse und Müll auf dem versifften Spielplatz. Noch immer war die Luft kalt, aber weil es langsam Frühling wurde, roch sie frischer. Ein wenig zumindest, voller Abgase war sie natürlich trotzdem.

Rashid lag fast auf Nadja, begrub sie auf der verrosteten Drehscheibe unter sich, als ich die beiden am Freitagabend auf dem kleinen Spielplatz ein paar Straßen weiter traf. Die beiden fummelten aneinander rum, während ich mit der Wodkaflasche in meiner Hand über den morschen Holzzaun sprang. War eine Abkürzung, wenn man nicht den ganzen Weg außen herumgehen wollte.

»Hey«, grinste ich und zog mich neben den beiden auf das Karussell hoch. Knarzend begann es sich unter dem zusätzlichen Gewicht ein wenig zu drehen.

Was juckte es mich, dass Rashid dank mir sie erst später ficken würde. Er hatte ja gewusst, dass wir uns treffen würden, sein Pech. Irgendwann würde sowieso ich derjenige sein, der sie fickte.

Erschrocken löste sich Rashid von seiner Freundin. Die dagegen bemühte sich noch nicht einmal um Eile. »Hey, Jay«, grinste sie und zog in aller Ruhe ihre Strumpfhose wieder hoch, dann ihren Jeansrock runter.

»Du bist viel zu früh dran, Alter«, lachte Rashid, während die Beule in seiner Jogginghose langsam zurückging. Sein Blick wirkte schon ziemlich stoned mit den Augen, die weiter geschlossen als üblich waren. Ich nahm mir fest vor, heute endlich an Gras zu kommen.

»Laber keinen«, lachte ich und trank einen großen Schluck Wodka, ehe ich ihm die Flasche hinhielt. »Außerdem kennste dich ja aus mit zu früh kommen.«

Die Verlierer - Könige der PlattenbautenWhere stories live. Discover now