Langsam schritt ich über den Teppich. Langsam musste ich mich immer wieder erinnern. Schreiten, wie eine Königin. Gleichmäßige Schritte, nicht zu groß aber auch nicht zu klein. Lieber wäre ich gerannt, am liebsten in die andere Richtung, weit weg von meinen zukünftigen Schwiegereltern. Gleichmäßige Schritte, das durfte ich nicht vergessen. Es wäre nicht aus zu denken wenn ich jetzt stolpern würde.

Zu spät bemerkte ich, das ich vor dem Königspaar abgekommen war. Ich bremste ab, blieb stehen. Ich war noch nicht zu weit gegangen, oder doch? Wenn, dann konnte es sich nur um einige Centimeter handeln, oder? Niemand hatte etwas bemerkt. Niemand konnte etwas bemerkt haben, oder?

Nun folgte der Knicks. Ein exakter... kein exakter Knicks. Mein rechter Fuß rutschte etwas nach hinten. Mein Oberkörper kippte etwas nach vorne. War es offensichtlich? Hatte ich nun den Frieden gefährdet?

Nein. Das hatte ich nicht. Es war nur ein Knicks. Keiner würde einen Krieg wegen eines Knickses beginnen. Niemand hier, außer den wütenden Bürgern, wollte einen Krieg. Alles würde gut werden, solange ich nur weiter machte.

Ich erhob mich wieder. „Euer Majestäten. Es ist eine Ehre euch kennen zu lernen" begrüßte ich freundlich lächelnd den König und die Königin. Sah man mit an wie nervös ich wahr? Wirkte mein Lächeln falsch?

„Die Ehre liegt ganz bei uns, werte Prinzessin. Wir danken euch, das ihr bereit wart solch eine lange Reise auf euch zu nehmen, um den Frieden zwischen unseren Ländern zu sichern" antwortete der König mit einem freundlichen Lächeln.

Es war nicht wirklich freundlich. Es war freundlich. So wie die meisten meiner Freunde auch nur meine Freunde waren und keine wirklichen Freunde. Der König lächelte also freundlich während er dies sagte.

Der Prinz, Dave, der bis eben angespannt in die Leere gestarrt hatte lächelte mir nun auch ferundlich zu. „Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen Prinzessin. Darf ich sagen das ihr wunderschön in diesem Kleid ausseht" mit diesen Worten nahm er meine linke Hand und küsste sie. Das würde tolle Bilder für die Presse geben.

„Die Freude liegt ganz auf meiner Seite" antwortete ich. Dann standen wir da. Stille. Keine friedliche Stille, sondern ein peinliches Schweigen. Ich konnte hören wie die Menschen begannen zu murmeln. Jemand lachte. Das Klicken einer Kamera.

Daves kleine Schwester Kate räusperte sich. „Mutter, sie ist bestimmt müde. Wir sollten ins Schloss gehen" flüsterte sie und die Königin lächelte. Ein wirkliches Lächeln. „Natürlich Liebes. Prinzessin, ich bin mir sicher ihr wollt euch nach der langen Reise ausruhen. Wollen wir nun ins Schloss gehen?"

Ich wusste nicht was ich von dem Königspaar oder meinem Zukünftigen halten sollte. Alles, was ich bis jetzt von ihnen gesehen hatte war Schauspiel. Zugegeben, sie waren gut, doch es war kein Grund ihnen zu trauen.

Kate mochte ich auf Anhieb. Vielleicht lag es daran, das ich Kinder generell lieber mochte als Erwachsene, doch ich mochte Kate wirklich. Sie war mit der Situation beeindrucken umgegangen, besonders für ihr Alter.

Das Schloss war nicht weit entfernt und so legte wir den Weg zu Fuß zurück. Der Berater des Königspaares erzählte während dessen über die Geschichte der Stadt. Seine Rede war gut geplant, das merkte ich schnell. Kein einziges mal wurde erwähnt warum die Gebäude vor etwas über hundert Jahren neu errichtet worden waren, oder warum die älteren Gebäude über Bombenkeller verfügten. Es war als hätte der Krieg nie stattgefunden.

Genau so wie die Neubauten und Bombenschutzkeller wurden auch einige Wandgemälde höflich ignoriert. Die Statue die offensichtlich zeigte wie ein Canmunischer Ritter den König von Esteinko exekutierte schien nur halb so wichtig zu sein wie Muster, in denen die Steine der Straße angeordnet worden waren.

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