Kapitel 1

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Lautes Klirren und das hektische Trampeln von Füßen, sowie diverse Flüche, begleiteten den Weg des jungen Kronprinzen zu dem Thronsaal seines Vaters. Das Treffen der Könige stand nun mittlerweile kurz bevor. Um genau zu sein, fand es bereits am nächsten Tag statt und die Vorbereitungen für die Abreise des Königs liefen bereits auf Hochtouren. Mit großen Schritten eilte Wilyanka durch den hölzernen Palast des Hauses des Lichts. Er konnte es kaum erwarten, seinen Vater widerzusehen. Er hatte sich in den letzten Tagen zurück gezogen und hatte ihn, nur ihn allein, rufen lassen. Seine roten Haare flatterten leicht, als er um eine Kurve stürmte und beinahe mit Kadura, dem Druiden, zusammenstieß. „Verzeiht, Kadura.“ Entschuldigte sich der Prinz hastig. „Mein Vater, der König, ließ mich rufen und ich bin einfach nur ungeduldig ihn mit eigenen Augen wiederzusehen. Du weißt nicht zufälligerweise was er mir erzählen mag?“ Schon beinahe hilflos starrte Wilyanka den Druiden an. „Wilyanka! Aktiv wie eh und je.“ Begrüßte ihn der junge Druide lachend. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, als er sacht den Kopf schüttelte. „Ich denke, das kann dir nur dein Vater, Ilyandora, sagen. Beeile dich am Besten! Einen König lässt man nicht warten.“ Riet er dem jungen Prinzen. „Das werde ich!“ versprach dieser hastig um in eine schnellere Gangart zu verfallen. Leicht außer Atem erreichte er die hölzernen Stufen, die zum Thronsaal Ilyandoras führten. Langsam, beinahe schon ehrfürchtig, setzte er einen Fuß nach dem anderen auf die jeweilige Stufe, den Blick auf das Tor schräg über ihm fixiert. Auch der Name seines Vaters war in diese Tür eingesetzt worden und eines Tages würde bestimmt auch sein Name dort in die Ewigkeit eingehen. Ein Wächter vor der Tür öffnete ihm das große Portal und verbeugte sich mit den Worten: „Eure Majestät erwartet euch bereits, mein Kronprinz.“ Dankbar nickte der junge Elb. „Hab dank Kulan.“ Bedankte er sich und seine Stimme verriet die Aufregung, die in seinem Innerem wie ein Sturm tobte.
Bedächtig betrat er den Raum, in dem nur ein dämmriges Licht herrschte, an das sich seine Augen erst einmal gewöhnen mussten. „Vater?“ Wilyanka hatte leise gesprochen, trotz allem hinterließen seine Worte ein leises Echo. Der Thronsaal war in einen Berg hineingebaut worden und bildete dementsprechend eine riesige Höhle. „Wilyanka, mein Sohn. Hatte ich dich nicht gebeten, so schnell es geht zu kommen?“ hallte ihm die Stimme seines Vaters entgegen. Obwohl sie eine gewisse Strenge behielt, konnte man die Liebe zu seinem Sohn und auch die Ironie, welche in seiner Stimme mitschwang, heraushören. Die Schatten schienen sich zu teilen, als der König hinter seinem Thron hervortrat um sich in diesen setzen. Gleichzeitig bewegte sich Wilyanka auf seinen Vater zu und fiel ihm wortlos um den Hals. „Vater, ich… ich mache mir Sorgen um euch.“ Gestand er schließlich. In diesem Moment war es ihm vollkommen egal gewesen, das sein Vater ihn hatte rufen lassen. Zu seiner Überraschung erwiderte der König die Umarmung seines Sohnes. Leise war seine Stimme als er ein sanftes Warum hauchte. „Wieso machst du dir Sorgen? Du kennst den Prozess bereits.“ Wiederholte er leise lachend seine Worte. „Aber… Vater! Du kennst mich. Ich mache mir jedes Mal Sorgen wenn du auf eine Reise ohne Wachen aufbrichst.“ Seufzte Wilyanka schließlich leise. „Und… warum hast du mich rufen lassen?“ Die Worte drangen zögerlich aus dem Mund des Kronprinzen als dieser sich aus der Umarmung und der vertrauten Nähe löste. Still erhob sich Ilyandora und sein Gewand begann leise zu rascheln als er sich von seinem Thron erhob und langsam an seinem Sohn vorbeischritt. Seine Hände waren auf den Rücken verschränkt und das weiße Gewand schien regelrecht in Licht zu baden als ein heller Lichtstrahl auf den König traf. Der silberne Reif, welcher den Rang des Herrschers auszeichnete, schimmerte leicht und das schlohweiße Haar fiel in langen Strähnen über die Schultern des Königs. „Wilyanka…“ begann er schließlich zu sprechen, „ich ließ dich rufen, um dir zu sagen, das es diesmal vermutlich länger gehen wird. Kadura wird dich in alles einweisen, was du wissen musst.“
Verwirrung spiegelte sich in den Augen des Kronprinzes wieder. „Vater… was ist geschehen? Hat Kadura etwas gesehen?“ Deutlich schwang die aufkommende Panik im Unterton von Wilyankas Stimme mit. „Kadura wird dir alles erklären, wenn ES geschehen sollte. Und nun geh.“ Schnell und hart, hatte Ilyandora gesprochen. Von der anfänglichen Wärme war scheinbar nichts mehr übrig geblieben. Reine Kälte traf den Prinzen im Herzen. Dieser verstand schnell, das es keinen Sinn machen würde zu widersprechen. Immerhin hatte sein Vater noch nie Widerspruch dulden können. Die Stimme seines Vaters hatte zudem endgültig geklungen. „Wie ihr wünscht, Majestät…“ Seine Worte drangen als leises Gemurmel an das Ohr des Königs, welcher sich umgedreht hatte und seinen Blick starr auf den Boden gerichtet ließ. Die leisen Schritte des rothaarigen Elben verklangen nach und nach in der großen Halle und ein kaltes Schweigen umhüllte den König wie eine zweite Haut.
Allein sein Schatten war der einzige, der die Tränen sah, die in Strömen über das Gesicht des Königs liefen, als dieser der Last kaum noch Stand halten konnte. Die Last, welche Kadura ihm vor ein paar Tagen auf die Schulter gelegt hatte. Seine Vision war ein weiteres Mal erschienen und hatte die, von vor knapp 80 Jahren erneut bestätigt. „Kämpfe, mein König.“ Hatte er gesagt. „Kämpfe wenn du überleben willst. Kämpfe für dein Volk. Für Wilyanka.“ Seine Knie sanken auf den Boden und seine Verzweiflung entlud sich in Form von Krämpfen und Tränen, welche seinen Körper und seine Seele stark in Mitleidenschaft zogen.

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⏰ Last updated: Nov 23, 2018 ⏰

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Blutgetränkte KroneWhere stories live. Discover now