2- "Aber worin wäre dann der Spaß?"

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„Maze, mach ihr weiter Angst und ich verwandel dich in eine Heckenskulptur." Elayn schob sich zwischen uns und für einen kurzen Moment glaubte ich ihm jedes Wort. Ihr Ärger veränderte ihre Ausstrahlung. Es war nichts direkt Sichtbares. Eher ein Gefühl oder eine innere Warnung, wie das letzte Zögern, ehe man einen bissigen Hund streichelte.

Ich schluckte, doch dieses Mal zog ich nicht das Genick ein.
„Ich hoffe, dir steht Grün", erwiderte ich trocken. Wir hatten keine Zeit hierfür. Mit jedem verstreichenden Herzschlag entfernte sich Garcy weiter von mir.

Ich wollte um die Stadtmauer herumlaufen, doch der Sucher griff mich am Ellenbogen und dirigierte mich in die Richtung des naheliegenden Waldes. Er zuckte nicht einmal unter meinem verbalen Hieb, sondern schenkte mir ein unmöglich schönes Lächeln über seine Schulter. „Mit diesem Gesicht kann ich alles tragen, Liebes."

Ich streckte ihm die Zunge heraus und reckte mein Kinn. „Tut mir leid. Dagegen bin ich wohl immun." Doch er hatte den Knoten in meinem Magen eine Haaresbreite gelöst.

Elayn lachte auf. „Reiz ihn nicht, er wird es zu seiner heiligen Mission machen, dich vom Gegenteil zu überzeugen!" Sie führte uns zwischen den spärlich stehenden Bäumen hindurch, auf eine karge Lichtung zu, die gerade einmal einen Steinwurf außerhalb der Stadtmauer lag.

Die Blätter um uns herum hatten sich verfärbt und bedeckten den Boden wie ein reicher Teppich. Er raschelte und knirschte empfindlich bei jedem ihrer Schritte. Unangenehm für meine Ohren. Anscheinend hatte keiner von ihnen in letzter Zeit etwas stehlen müssen. Sie machten mehr Lärm, als eine Horde Krummhörner.

Wir fanden drei Pferde zwischen den Bäumen wartend und mein Magen fiel in die Knie.
„Ähm, Leute..."

Ich blieb stehen und Maze drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir um.
„Sag jetzt nicht, dass du nicht reiten kannst."

Ich zuckte mit den Schultern (keine gute Idee mit dem Schnitt). In meiner Behausung hatte es dafür recht wenig Grund gegeben.
„Ich kann sicher zu Fuß mithalten." Ich wollte keine Umstände machen und wir mussten weiter.

Die Zwei hörten mir nicht einmal zu. Mit geübten Händen lösten sie die Knoten und Elayn führte das kleinste braune Reittier zu mir herüber.
„Ich werde ihn wissen lassen, dass er vorsichtig mit dir umgehen soll."

Danke?
Ich schluckte einmal, konnte dem Drang jedoch nicht widerstehen, das weiche Fell des Wallachs zu streicheln. Er war wunderschön. Und jemand sollte es ihm sagen. Aber leider zweifelte ich an seiner Auffassungsgabe von menschlichen Kommandos.
„Und wie willst du das tun?"

Elayn lachte und legte mir die Zügel in die Hand. Sie wirkte um die Tiere herum deutlich losgelassener. Als sollte sie hier sein.
„Sagen wir, Garcy ist nicht die Einzige, mit telepathischen Talenten."

Ich brauchte eine Stunde, um meinen Verstand um diese Aussage zu wickeln. Und meine beklemmende Angst, auf einem anderen Lebewesen zu sitzen, so weit in den Griff zu bekommen, dass ich wieder gleichmäßig atmete. Der Schnitt pulsierte trotzdem mit jedem Schritt des Pferdes.
„Du sprichst mit Tieren?" Das klang mächtig. Und selten. Bestimmt würden sowohl die Rebellen, als auch der König viel für so ein Talent geben. Sie musste stolz sein.

Obwohl die Stimmung mit jeder Meile gesunken war, die wir hinaus in die Wildnis ritten, mühte sich die junge Frau ein schiefes Lächeln ab. Das Gespräch war mit unserem Aufbruch erstorben und ich kämpfte seither die Galle zurück. Sei es das Schaukeln des Tieres oder mein Blutverlust, aber ich fühlte mich zunehmend schummriger.

Elayn hatte keines dieser Probleme.
„Ich kann dir sagen, dein Pferd ist begeistert davon, wie leicht du bist."

Danke. Hunger hatte diesen Effekt auf den Körper. Aber freut mich, dass du daraus einen Vorteil ziehst.
Ich biss die Zähne wieder fester aufeinander und versuchte nicht noch schlimmer im Sattel herum zu hüpfen. Eine Tatsache, die nicht zuletzt eine große Menge meiner Begabung in Anspruch nahm.

Jagd der Nebelflüsterer- Die VogelfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt