Hier kommt die Braut. Nein, nicht ich! Was dachtet ihr denn?

ابدأ من البداية
                                    

Ich glaube, dass sie eines Tages eine gute und rechtschaffene Königin sein wird, aber aktuell habe ich noch so meine Probleme damit, in meiner besten Freundin die zukünftige Regentin eines ganzen Landes, so klein es auch sein mag, zu sehen. Ich vermute, dass es daran liegt, dass ich vor gerade einmal ein paar Wochen noch mit ihr zusammen die Schulbank gedrückt und Scherze gemacht habe und einfach nur ein gewöhnlicher Teenager war. Es kommt mir vor, als wären seither Jahre vergangen. Jetzt, nach unserem Abschluss, sind wir keine gewöhnlichen Mädchen mehr, deren größte Sorge die Wahl des richtigen Colleges ist, sondern der königliche Nachwuchs unserer jeweiligen Reiche.

Ich werde wahrscheinlich mein ganzes Leben lang nicht über den Prinzessinnenstatus hinauskommen, aber das will ich auch gar nicht. Ich bin glücklich, nur eine Prinzessin zu sein, und komme gut damit klar. Eine Königin? Dazu wäre ich niemals geeignet, aber das weiß ich selbst und mein Bruder Martin ist ohnehin der perfekte Thronerbe und zukünftige König. Ich will mir gar nicht vorstellen, was wäre, wenn er den Thron ausschlagen und ich ihn an seiner Stelle erben müsste! Nein, diesen Schuh möchte ich mir nicht anziehen, aber Sara wird das sicherlich meistern. In dieser Hinsicht war sie schon immer die Vernünftigere von uns beiden.

Sie ist jedenfalls glücklich, wie sich die Dinge entwickelt haben. Das halbe Jahr, in dem Leo und sie kaum miteinander gesprochen haben, war in dem Moment vergessen, in dem er ihr einen erneuten Heiratsantrag gemacht hat. Und als ich Sara heute Morgen vor der Trauung gesehen habe, hat sie mir erzählt, wie sehr sie es bereut, ihm nicht sofort verziehen zu haben. Die Zeit, die sie in Los Lunas als gewöhnliches Paar gehabt hätten, werden sie wohl nicht zurückbekommen. Dafür erwartet sie nun ein ganzes Leben als Königspaar von Bahía Dorada. Sara hat sich damit arrangiert, dass es normal und gewöhnlich für sie nicht mehr geben wird, und ich werde mich hoffentlich auch bald daran gewöhnen, dass ich meine beste Freundin bald noch seltener sehen werde, als es ohnehin schon der Fall ist.

Als ich meinen Blick durch die Sitzreihen wandern lasse, entdecke ich Celine, unsere Klassenkameradin und Freundin aus der Highschool in Los Lunas, die die Eindrücke, die der Palast und nun diese prunkvolle Kirche ihr bieten, noch nicht ganz verarbeitet hat, und neben ihr tupft sich Patty regelmäßig Tränchen aus den Augen. Sie muss Sara sehr liebgewonnen haben. Allein, dass sie und ihre Familie die lange Reise auf sich genommen haben, zeugt von einer tiefen Zuneigung.

Meine Gasteltern aus dem Austausch mögen mich zwar, aber ich glaube nicht, dass sie auch nur eine grobe Ahnung davon haben, wo ich herkomme. Ob sie zu meiner Hochzeit kommen würden, steht ebenfalls in den Sternen.

Ich werde es wohl nie erfahren. Aber wenn ich ehrlich bin, ist mir das auch nicht so wichtig.

Sara und Leo liegen sich immer noch in den Armen, als mein Blick wieder zu ihnen gleitet. Als könnten sie gar nicht mehr ohne einander. Mit jeder Sekunde, die verstreicht, wird mein Herz schwerer. Meine Freude weicht einem anderen, etwas weniger guten Gefühl, das sich jetzt in meiner Magengrube ausbreitet. Obwohl der Großteil von mir sich für die beiden freut, gibt es da diesen winzigen Teil, der sich genau dieses Glück wünscht, das die beiden miteinander gefunden haben.

Nie, nie, niemals würde ich irgendjemandem das anvertrauen, aber auch ich wünsche mir nichts sehnlicher als eine richtige Märchenhochzeit mit einem Prinzen. Oder einem anderen Adelsmann. Aber wer wünscht sich das nicht? Man muss dafür nun wirklich keine Prinzessin sein. Dass ich eine bin, hat mir in dieser Hinsicht aber schon das eine oder andere Tor geöffnet. Viele habe ich direkt wieder verschlossen oder eher zugeschlagen, doch dann ... dann kam er und hat das nicht zugelassen. Wie ein Wirbelsturm hat er mein Leben in den letzten zwei Wochen auf den Kopf gestellt.

Der junge Baron Alexej aus dem benachbarten Avelonia, der mich unbedingt kennenlernen wollte.

Erst war ich skeptisch, aber nach unserem ersten Date habe ich auch endlich Schmetterlinge im Bauch gespürt. Ich habe diese Gefühle noch nie empfunden, weil ich noch nie so richtig verliebt war. Immer sollte ich die Söhne wohlhabender Familien kennenlernen und mit diesen verwöhnten Schnöseln konnte ich noch nie etwas anfangen. Aber Alex ... ist anders. Charmant und lieb, noch dazu gebildet. Und er bringt mich zum Lachen. Bei ihm fühle ich mich wohl. Wir können uns stundenlang anschweigen, während wir im Garten des Palastes spazieren gehen, und doch ist es nicht unangenehm. Wenn ich bei ihm bin, durchströmt mich so etwas wie tiefe Zufriedenheit. Bei ihm bin ich einfach glücklich.

Als ich Sara von ihm erzählt habe, hat sie bloß geseufzt und mich um eine Hochzeitseinladung gebeten, wenn es so weit ist. Ich habe ihr natürlich versprochen, sie zu meiner Brautjungfer zu machen. Da ist mir dieser Wunsch tief in mir drin zum ersten Mal richtig aufgefallen, und auch der Gedanke, dass ich mir eine Hochzeit mit Alexej vorstellen könnte.

Ich seufze. Eine schöne Vorstellung, mit der ich mich anfreunden könnte. Und wer weiß, vielleicht ist Alex ja wirklich derjenige, der zu mir passt, mich ergänzt und mit dem ich auch auf Dauer glücklich werden könnte.

Wir könnten etwas werden.

Etwas Großes und Gutes und Wunderbares.

College Princess. Bürgerlich verliebt (XXL-Leseprobe)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن