Prolog

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Ich blies die 21 Kerzen aus. Alle auf einmal und meine Freunde brachen in Jubel aus. Wir waren bereits nicht mehr ganz nüchtern und meine beste Freundin war jetzt schon dabei, den nächsten Gintonic zu mischen.

Der Tag war toll gewesen. Ich war seit langer Zeit mal wieder richtig ausgelassen drauf gewesen und es tat gut einfach mal locker zu lassen. Auf dem Tisch lagen die Glückwunschkarten meiner Eltern, die von meiner Mum war in Französisch verfasst, während mein Dad wenigstens versucht hatte Deutsch zu schreiben.

"Komm schon Livi, versuch zumindest mit uns mitzuhalten."

Ich funkelte Tony mit zornigem Blick an. Ich mochte Spitznamen nicht. War es denn so schwer meinen kompletten Namen auszusprechen?

"Olivia."

Ich korrigierte ihn während ich mutig nach dem nächsten Glas griff. Meine kleine Wohnung war eigentlich nicht groß genug für 8 betrunkene Personen, die Hälfte von uns saß auf dem Boden, aber das war okay.

Das hier waren die Menschen, die mir zur Zeit am nächsten standen. Meine Eltern hatten sich entschieden, nach meinem 18 Geburtstag wieder nach Frankreich zu ziehen und mir war die Wahl geblieben mitzugehen oder hier zu bleiben. Und obwohl ich einigermaßen gut Französisch sprach und meine Eltern echt lieb hatte, konnte ich mich damals von meiner Heimatstadt nicht trennen. 

Meine Party klang langsam aus und nach für nach verabschiedete ich mich von meinen Freunden. Die meisten mussten morgen arbeiten, so wie ich auch. Aber ich musste erst abends erscheinen, weshalb ich keinen Zeitdruck hatte.

Es war schon längst nach Mitternacht und mich ergriff eine merkwürdige Melancholie. Tony und Amelie saßen auf meinem Sofa und lachten ausgelassen. Seit ich beide in der Bar, in welcher ich seit Jahren aushalf kennengelernt hatte, gehörten sie zu meinen besten Freunden.

"Was ist los Olivia?"

Amelie wirkte besorgt und Tony breitete die Arme aus, um mich in eine Umarmung zu ziehen. Ich zuckte mit den Schultern und blickte nach draußen auf die hell erleuchtete Stadt. Das war noch ein Grund warum ich nicht mit meinen Eltern mitgegangen war. Ich brauchte das rege Großstadtleben. Das kleine Haus in der Provence meiner Eltern, war mir einfach zu einsam.

"Ich glaube ich bin nur müde und ein wenig überwältigt."

Amelie lächelte mich liebevoll an. Sie wusste wie träumerisch veranlagt ich war. Wir redeten noch ein paar Minuten über alles mögliche, aber irgendwann mussten auch die beiden los und verabschiedeten sich.

Ich schloss die Tür und atmete tief durch. Mit drei Schritten hatte ich die Stube durchquert und öffnete die kleine Tür hinter dem Sofa.

Ein wenig planlos lief ich in meinem Schlafzimmer auf und ab und blickte immer wieder auf den Zettel an der kleinen Pinnwand. Meine Haut kribbelte komisch. Innerlich ermahnte ich mich, dass ich mich gerade albern benahm, aber für mich war dieser Zettel eine große Sache.

Dieser Zettel war eine Art Versprechen an mich selbst. Die Tinte verblasste bereits, da ich vor nun genau zwei Jahren die acht Worte geschrieben hatte. Acht einfache Worte, welche jedoch einen Umbruch in meinem Leben bedeuten könnten, den ich mir schon so lange wünschte.

Ich hatte mir mit 19 ein Zeitlimit gesetzt, weil ich gerne Dinge vor mir her schob. Ich hatte mir selbst genau zwei Jahre Zeit gegeben, um mir klar über mich selbst zu werden. Ich seufzte und nahm den kleinen Zettel in die Hand und las noch einmal, was mir Angst und Hoffnung zugleich machte.

Nach meinem 21. Geburtstag werde ich eine Sub.




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