„Du kennst Steward?"

„Witzig."

Julians Lächeln war diabolisch.

„Weißt du, Cress Cye, wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, du hast gerade zugegeben, dass du dir nicht mehr meinen Tod wünschst."

Sie schnaubte. „Den Teil hast du ja inzwischen selbst übernommen, oder?"

Er hielt wortlos die Zigarre wieder ins Feuer.

„Ich hole dir jetzt Eis. Und wenn ich wieder da bin, dann entscheide ich, ob ich es dir für deine Hand gebe, oder sie dir so tief wie möglich in deinen verwöhnten, aristokratischen ..."

„Tu dir keinen Zwang an."

Sie durchquerte den Raum mit ein paar Schritten. Als sie die Metallschale mit den Eiswürfeln aus der Minibar hob, knallte es. Cress fuhr herum, die warmen Hände an dem kalten Metall. Ihr Herz gefror. Sie hätte es sich aus der Brust schneiden und zu den Eiswürfeln legen sollen.

Der König der letzten Stadt stand im Türrahmen. Wie aus Eis und Albträumen geschnitten, flankiert von zwei riesigen Frostgardisten.

Julian war aufgestanden, kontrolliert, langsam.

Cress stand ungeschützt vor dem schneidenden Blick des mächtigsten Mannes der letzten Stadt da. Jeder Tropfen ihres farblosen Blutes war in ihren Adern erstarrt, als der Mann, der ihre Kindheit zwischen seinen Händen zerrissen hatte wie Papier, ihren Blick traf. Abscheu strahlte ihr aus dem Blick des Königs entgegen, die sie fast körperlich spüren konnte.

Sie würde sterben.

Hier und jetzt.

Sie würde sterben.

„Sei gegrüßt, Vater. Wie kann ich behilflich sein?"

Julians Stimme klang vergnügt und locker. In einem anderen Leben wäre er Schauspieler gewesen.

Vater und Sohn musterten sich. Und es schien, als würde die Luft unter der unterdrückten Wut ihrer Blicke heiß werden.

Die Frostgardisten rückten näher. Zwei weitere traten durch den Türrahmen.

Was hatte er nur getan?

Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen nickte der König in Cress Richtung.

„Lasst sie zusehen. Stellt sie ruhig."

Julian warf einen Blick über die Schulter zu ihr.

Einer der Frostgardisten kam auf Cress zu, riss ihr die Metallschale aus der Hand und drehte ihr unsanft die Arme auf den Rücken. Sie war zu Stein geworden vor Angst, unfähig, auch nur einen Muskel zu rühren. Sie wurde zu Boden gestoßen, schlug sich die Knie auf. Ihre Schultern brannten. Eine behandschuhte Hand presste sich so fest auf ihren Mund, dass ihre Zähne ächzten.

Julian bebte vor Zorn. Seine Schläge waren gut platziert und wütend, aber gegen drei bewaffnete und gepanzerte Elitesoldaten hatte er nicht den Hauch einer Chance. Es war brutal und kurz. Sie zwangen ihn auf die Knie, genau wie sie.

„Siehst du", seufzte Miaserus, hob die Zigarre, die sein Sohn fallen gelassen hatte auf, und nahm einen Zug, „so schwer ist das gar nicht."

„Verschwinde", spuckte der Kronprinz, aber der König schenkte ihm nur ein müdes Lächeln. Die Familienähnlichkeit war erschreckend.

„Nein", gab Miaserus trocken zurück, „Denn anscheinend habe ich bei deiner Erziehung grundlegend versagt."

Halt die Klappe, flehte Cress in Gedanken.

SkythiefWhere stories live. Discover now