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05.09.2016
„Wie geht's dir?", fragt mein gegenüber. Ich blinzle nur. Ja wie geht es mir eigentlich? „Keine Ahnung.", antworte ich ihr Wahrheitsgemäß. Ein wenig verwirrt schaut sie mich an. Sie runzelt die Stirn und kaut nachdenklich auf ihrer aufgeplatzten Unterlippe herum. Ich schweige eine Zeit und überlege. Ich bin so sehr daran gewöhnt immer ‚Mir geht es gut' zu sagen, dass mir überhaupt nicht in den Sinn kommen mag, dass da irgendetwas nicht stimmt in mir.

Ich fühle nichts.

Darf man jetzt bitte nicht verwechseln mit so Sätzen wie ‚Ich fühle nichts mehr für dich'. Ich weiß das ich den Jungen von nebenan liebe und doch schlägt mein Herz nicht schneller als sonst wenn ich an ihn denke.

Vielleicht ist es besser zu erklären, wenn man sich vorstellt, dass ich bestimmt immer noch fühle. Ich weiß ich muss traurig sein. Ich bin aber nicht traurig. Ich weiß ich müsste Schmerz fühlen. Ich fühle aber keinen Schmerz.

Also, die Gefühle sind da. Aber sie kommen nicht an. Ich bin die Glühbirne, die nicht brennt. Und da ist ein Mann im blauen Overall, ein Elektriker, und sagt fachmännisch: "Also Strom is da, da kann's jetzt nich dran liegen."

Und so stapfen meine Gefühle, die immer noch da sind und nie fort waren, über den gefrorenen Schlamm der mein Herz gerade ist. Ich kann sie sehen. Aber Spuren – zieht sie nicht.

ÜberwindungWhere stories live. Discover now