Schwarz wie die Nacht: Misstrauen (Harry Potter Fanfiction)

Viele kleine Erstklässler

Melinda Bobbon wurde die erste Gryffindor. Sie war klein und hatte schulterlanges braunes Haar. Nach ihr kam: „Carter, Lillia!“ In der Halle wurde es leiser. Die meisten hatten den Artikel im Tagespropheten gelesen, indem man von ihr berichtet hatte. Sie trat unsicher nach vorne und der Hut rutschte ihr über die blonden Locken. Einige Sekunden lang herrschte angespannte Stille, dann … „GRYFFINDOR!“ Fred, George und ich jubelten sicher am lautesten, als Lillia überglücklich zu uns hinüber kam. Fred klopfte ihr auf die Schulter und Hermine rutschte zur Seite, damit sie sich setzen konnte. „Ich bin ja so froh!“, flüsterte sie. „Der Hut hat so seltsame Zeug gesagt.“ Ich nickte. „Das macht er wohl öfters. Aber meistens ist daran immer ein Stückchen Wahrheit.“ Das schien sie eher zu beunruhigen, aber ehe ich fragen konnte, warum, brach der Gryffindortisch schon wieder in Jubel aus und Elias Cencedy rannte zu uns hinüber. Die Auswahlzeremonie fuhr fort. Es wurden noch zwei weitere Jungen nach Gryffindor geschickt, Colin Creevey und Christian Deegan, danach wurde die erste Hufflepuff-Schülerin aufgerufen, Sandra Dunn. Ich ließ den Blick über den Lehrertisch wandern. Seltsamerweise wirkten die Lehrer irgendwie … unaufmerksamer. Professor Snape beugte sich immer wieder an Lockhart und Flittwick vorbei zu Dumbledore.

 „HUFFLEPUFF!“ Meine Aufmerksamkeit wurde wieder auf die Auswahlzeremonie gezogen, wo Ben Elliot aufsprang und zum Hufflepufftisch hinüber rannte.

 „Featherstone, Adam!“, rief Professor McGonagall und ein wirklich kleiner Junge trat nach vorne. Er war unmöglich schon elf Jahre alt. Er hatte dunkles, ordentlich gescheiteltes Haar und seine Umhänge schienen ihm ein wenig zu groß zu sein. Der Hut rutschte ihm komplett über die Augen. Ich beugte mich zu den Zwillingen hinüber. „Ist der wirklich schon elf Jahre alt?“ Die beiden zuckten mit den Schultern. „Für mich sah er aus wie sieben oder acht“, sagte Lee Jordan.

 „Er hat neun!“, sagte zur allgemeinen Überraschung Lillia. „Er hat gesprochen mit mir, eben.“

Überrascht schaute ich wieder nach vorne, wo der Hut immer noch nachdachte. „Warum schickt man einen Jungen schon mit neun Jahren nach Hogwarts?“, fragte ich leise. Hermine zuckte ratlos mit den Schultern. „Mir fehlt kein triftiger Grund ein.“

Am Lehrertisch lehnte sich Snape vor. „Was ist heute eigentlich mit den Lehrern los?“, fragte ich leise in die Runde. Die sind irgendwie alle viel unruhiger als sonst.

„Vielleicht wegen Harry und Ron. Oh, ich hoffe wirklich, dass sie nichts Verbotenes oder Gefährliches getan haben“, flüsterte Hermine besorgt.

„Wieso braucht der Hut heute so lange?“, fragte Fred mit einem Blick auf seine Armbanduhr. „Der Kleine sitzt da sicher schon vier oder fünf Minuten!“ Hermine nickte. „Vielleicht ist er ein Hutklemmer. So werden die genannt, bei denen der Sprechende Hut länger als fünf Minuten braucht. Das habe ich aus der Geschichte von Hogwarts. Es kommt an sich nur ganz selten vor und zeigt meistens, dass Hutklemmer eine sehr vielseitige Begabung haben, weshalb der Hut sich nicht entscheiden kann. Professor McGonagall und Professor Flittwick waren Hutklemmer und jetzt sind sie unglaublich talentierte Zauberer.“

„Also der“, sagte George mit einem Blick auf seine Uhr. „Ist garantiert so ein Hutklemmer. Das sind jetzt schon mindestens fünfeinhalb Minuten.“ Gespannt schaute ich nach vorne.

„RAVENCLAW!“ Am Ravenclawtisch brach tosender Beifall aus und sogar der heute so seltsam unaufmerksame Professor Snape klatschte. Überall in der Halle steckten Leute ihre Köpfe zusammen und tuschelten über diesen seltsamen Jungen. Der setzte unterdessen den Hut ab, gab ihn Professor McGonagall und lief zum Ravenclawtisch hinüber – wobei er über seinen zu langen Hogwartsumhang stolperte und der Länge nach hinfiel. Er rappelte sich auf und wurde rot – im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur sein Gesicht wurde rot, sondern auch seine dunklen Haare. Mit gesenktem Kopf lief er hinüber zu den Ravenclaws, die ihn begeistert in Empfang nahmen.