58 - Süßigkeiten und Ponys

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Als sie aufsah, hatte Julian ein zufriedenes Schmunzeln aufgesetzt.
„Freut mich, dass es dir gefällt."
Ertappt schnappte sie sich das Kleid von seinem Arm.
„Das passt mir nie im Leben", entgegnete sie, während der dunkle Stoff die nackte Haut an ihrem Arm liebkoste.

Es klopfte, aber Julian ignorierte das gekonnt, während sein Lächeln zu einem suggestiven Grinsen wurde.
„Worum wetten wir? Ich bin wirklich sehr gut darin, Maße zu schätzen."
„Wieso überrascht mich das nicht?", fragte sie zurück, aber das schien seine gute Laune nur noch mehr anzuheizen.
„Ein einfaches ‚Danke, Julian, du hast einen sehr guten Geschmack' hätte gereicht", flötete ihr royaler Mitbewohner und verschwand, um die Tür zu öffnen.

Zum Glück, denn sonst hätte er ihr dummes Gesicht gesehen. Es war faszinierend, dass etwas so Simples sie so glücklich machen konnte.
Mehrere Personen kamen mit dem Kronprinzen in die Suite zurück, alle mit schnellen, leichten Schritten. Das Getuschel verriet sie schon, bevor sie überhaupt in den Raum kamen.
Kinder.
Drei kleine, gelbe Mädchen, alle mit zwei feinsäuberlich geflochtenen Fischgrätenzöpfen, betraten Raum. Cress Blick musste unbezahlbar sein, denn Julian schien sich köstlich zu amüsieren.

„Darf ich vorstellen: Ellie, Marea und Lore."

Lore drückte sich schüchtern im Hintergrund herum, während die anderen beiden die Farblose neugierig musterten. Sie strahlten nur so vor Tatendrang und Energie. Cress war es nicht gewohnt, glückliche Kinder zu sehen. Es verunsicherte sie mehr, als sie zugeben wollte. Es gab sie also wirklich noch, die ungebrochenen Grinser und frechen Augen. Hatten Gabriella und Noah auch einmal so ausgesehen?
Sie warf dem Kronprinzen einen Blick zu, während die Mädchen ihrerseits die Diebin musterten. Sie waren höchstens zehn.

„Hallo", grüßte diese matt.
„Hallo", antworteten die beiden Vorderen in enthusiastischem Singsang. Die kleine, die sich immer noch hinter Julian versteckte, sagte nichts.
„Sie ist wirklich eine Prinzessin", flüsterte Ellie oder Marea in Richtung Julian, genau konnte Cress die beiden noch nicht auseinanderhalten.

Die Diebin traf Julians Blick. Während die Mädchen auf Anregung des Kronprinzen hin durch die Suite turnten und irgendwelche schwarzen Taschen voller Farbtiegel auspackten, schlenderte die Diebin zu Julian hinüber. Zusammen beobachteten sie das Chaos, das sich ausbreitete, während die kleinen Gelben sich umsahen. Irgendjemand fing eine Kissenschlacht an.
Cress beugte sich zu ihm, bis sie sein Rasierwasser riechen konnte, aber ohne ihn anzusehen und ignorierte dabei die Tatsache, dass er sich ziemlich weit hinunterbeugen musste, damit sein Ohr auf Höhe ihrer Lippen war.

„Kinder?", fragte sie schleppend.
„Kinder. Genial, oder?"
„Inwiefern ist das genial?"
„Es ist ganz einfa ... Nicht die Vase, Mar, die gehört mir gar nicht."
Marea zog ertappt die Hand zurück, aber Julian grinste nur, während vereinzelt Daunenfedern durch die Luft trudelten. Mit hüpfenden Zöpfen kehrte die Kleine zu ihren Schwestern zurück, während der Prinz fortfuhr:
„Wir können den erwachsenen Gelben in diesem Palast genauso wenig vertrauen, wie dem hohen Orden. Und die Kiddies kann ich mit Schokolade und Ponys bestechen", erklärte er.
„Ponys? Echt jetzt?"
„Du wärst überrascht. Loyale Kinder?", er schnippte mit den Fingern, „Kein Problem."

Ein Lächeln zupfte an ihren Lippen, während sie den Kopf drehte und feststellte, wie nah sie ihm wirklich war. Julian musste auf sie herabschauen, weil sie um einen halben Kopf kleiner war als er.
„Eure Majestät, das ist nicht unintelligent."
Er nickte knapp und antwortete mit:
„Vielen Dank für das größte Kompliment, das Ihr mir je machen werdet, Schattenvogel."
Sie musste entgegen ihrer Bemühungen grinsen.

„Jetzt kommt, ich glaube, die Chaoscrew kann es kaum erwarten, dir die Haare zu färben", fügte er an. Eine Hand legte sich auf ihren Rücken, beiläufig, wahrscheinlich aus Gewohnheit. Sie zuckte zusammen und sofort war sie wieder verschwunden.
Cress floh ins Bad.

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