11.

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| it's a dragon |

"Herr Joiko, hören sie mir überhaupt wirklich zu?" 

"Oh, was sagten sie noch gleich, Herr Moghimi?"

Er rollte mit den Augen, der große Mann neben ihm war definitiv abgelenkt, das merkte man ihm an. 
Seine Worte, die er heute schon gesprochen hatte, waren meist nur einzelne Fragen über die Worte der anderen beiden Menschen gewesen. 
Diese nervte es zwar, sie sprachen ihn darauf auch an, aber hören tat er ja sowieso nicht auf sie. 
Er war wie verloren, ganz in seiner eigenen Welt abgetaucht. 
Hörte vom Klang des Lebens, ohne es je selbst gelebt zu haben. 
So war er.

Seine Sicht auf die Dinge wirkte heute ganz besonders eigensinnig, dachte sich Moghimi nur.
Selbst sein bester Freund schüttelte nur den Kopf über ihn, glaubte fast schon wieder das ihm diese zwei Tage von bedingter Normalität nicht gut getan hatten.
Der Polizist selbst hielt dies nicht für den Fall, vielleicht wollte sich der junge Mann einfach vor dem drücken, was passieren sollte.
Seufzend wiederholte er deswegen noch einmal das eben gesagte gegenüber ihm.

"Ich hatte sie gefragt, ob wir reingehen können, es ist hier draußen etwas frisch."

"Oh..ja. Ja, natürlich. Kein...Problem."

"Danke, dann kommen sie."

Joiko fühlte sich sichtlich unwohl, als sie das so leer wirkende Gebäude betraten.
Immerhin konnte man nun im Ansatz nachvollziehen, warum diese Reaktion nun auftrat.
Der Perser gab ihm seine Zeit, Denzer half ihm wohl dabei, nicht sofort den Verstand zu verlieren.
Ihn störte es nicht, es konnte schließlich nur helfen, auch wenn es die Situation seltsamer gestaltete.
Aber seit sie zusammen auf diese Touren, zurück in ihre Erinnerungen gingen, war es sowieso extrem eigenartig zwischen allen Personen geworden.

Fehl am Platz fühlte sich keiner, jeder hatte die Gründe dafür, an diesem Punkt sein zu müssen.
Wenn auch nicht immer dieselben.
Wahrscheinlich wollte der Künstler das alles nur hinter sich haben, zurück nach Hause in die Sicherheit seiner Gemälde zurück.
Wie als wären sie seine Wiege, er das schreiende Kind in dieser.
So lächelte er ihn sanft an, sah dadurch wenigstens etwas mehr nett als genervt aus.
Geschlafen hatte er recht wenig, Gedanken über all die Dinge hatten ihn dann doch zu sehr wach gehalten.
Und offensichtlich sah er auch so aus.

Selbst Rover wollte ihn am Morgen statt zur Arbeit erstmal zu einem Arzt schicken.
Jedoch hatte der Polizist das abgelehnt, da er genau wusste, das er erst nachdem all das hier beendet und begraben war, wieder ruhiger sein würde.
All die Dinge, die er schon jetzt erfahren hatte, lasteten ihm auf der Seele, als wären es seine eigenen Erinnerungen.
Ein dunkler Strudel zog ihn hinab zu all dem wirklichen Lebenswegen, die Menschen bestreiten konnten.
An seine Vergangenheit wollte er sich auch nicht erinnern, aber die Gründe dafür erschienen ihm unklar zu sein.

Derweil hatten sie es wohl geschafft, ins Gebäude zu treten, obwohl die Luft innerhalb der großen Wände auch nicht viel besser war, als zuvor schon draußen.
Sein Argument, was seine beiden Begleiter hinein bewegt hatte, ergab somit keinen Sinn.
Aber das musste es auch nicht, denn jetzt waren sie schließlich sowieso hier an dem Ziel, an dem er sie auch hatte haben wollen.
Ganz ohne Zwang und eifriges Beschweren über den Ort im allgemeinen.
So konnte er deutlich besser arbeiten und bekam erst recht keine Kopfschmerzen von all den Worten die hin und her gesprochen wurden.

"Also Moghimi, was gibt es hier noch in dieser Fabrik, was unbedingt geklärt werden muss?"

"Zu klären gibt es eigentlich einiges, aber für den Anfang..."

GAMMA - Of Skulls and Treasures.Where stories live. Discover now