In der Winkelgasse

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Ich versteckte den Zettel im Kissenbezug und setzte mich auf die Decke auf dem Boden.

Gestern war ein ganz schön chaotischer Tag gewesen und ich konnte mir nicht erklären, warum ich schon wieder hellwach war. Wir hatten Ginnys 11.Geburtstag gefeiert und das bis in die Nacht hinein. Erst gegen 11 oder 12 Uhr abends hatten Bill und Charlie sich verabschiedet und waren disappariert. Danach hatten uns Mrs Weasley und meine Mutter ins Bett gescheucht. Ginny hatte mit Lillias Hilfe ihre Geschenke in ihr Zimmer geschafft und wir hatten uns nach hier oben verkrochen. Fred und George mussten ihre spontane Abreise beschlossen haben, nachdem ich eingeschlafen war.

Im Licht meines Zauberstabes schaute ich mich nach einer Beschäftigung um. Mein Koffer lag offen, halb unter Freds Bett verborgen da und war ein Sinnbild von Chaos. Hogwartsumhänge, alte Schulbücher, Tagespropheten und Pergamentrollen lagen teils im Koffer, teils um ihn herum verstreut. Ich beugte mich vor und stopfte alles, was in meiner Reichweite lag, hinein, ehe ich eine der Pergamentrollen ergriff und das Durcheinander augenblicklich vergaß.

Auf ihr stand in Großbuchstaben 'Eridanus Black'. Wir hatten noch immer keine Ahnung, wie wir ihn in der Winkelgasse erkennen sollten, wenn er überhaupt da wäre. Viele Informationen hatten wir nicht.

Ich fischte einen Tintenfass und einen Federkiel aus dem Koffer, legte den Zauberstab auf das Pergament und begann im spärlichen Licht die Fakten zusammen zu tragen.

Dunkelbraune Haare, schmale, graue Augen, kein Bart (vermutlich), arbeitet bei Ollivander, sieht Sirius Black ähnlich.

Das war nicht sonderlich viel. Deprimiert versuchte ich mir weitere Merkmale ins Gedächtnis zu rufen. Waren da Narben gewesen? Besondere Muttermale? Doch ich konnte mich nicht erinnern, ich hatte der Begegnung mit ihm damals einfach viel zu wenig Bedeutung beigemessen … Ich beugte mich noch einmal zum Koffer hinüber. Aus dem Fach im Deckel zog ich den Zeitungsartikel mit dem Foto hervor und legte ihn zu der Pergamentrolle. Sirius hatte ein kleines Mal über dem rechten Auge, vielleicht hatte Eridanus es auch. Vielleicht. Frustriert trat ich wieder ans geöffnete Fenster. Die Dunkelheit war allgegenwärtig und beruhigend. Das leise Säuseln des Windes, der durch die Baumkronen wehte, wirkte freundlich und beschwichtigend. Hoffentlich kamen Fred und George bald zurück. Lange würde ich es nicht alleine in ihrem dunklen Zimmer aushalten ohne durch zu drehen. Ich setzte mich aufs Fensterbrett und lehnte mich gegen den Fensterrahmen. Was würde ich jetzt für einen Gesprächspartner geben … oder für irgendeine andere Beschäftigung. Ein Besen vielleicht. Es müsste unbeschreiblich toll sein, jetzt auf dem Besen durch die Dunkelheit zu rasen. Ein Gefühl purer Freiheit – und purer Gefahr.

Ich glitt zurück ins Zimmer und verschloss das Fenster sorgfältig. Es war immer wieder die Gefahr, die mich einengte. Ich konnte es nicht erwarten, zurück nach Hogwarts zu kommen. Dort konnte ich gehen, wohin ich wollte. Ein riesiges Gelände, auf dem man sich ohne Einschränkungen bewegen konnte. Ein Ort, an dem einem nicht hinter jeder Ecke Gefahr drohte. So schön der Fuchsbau war, aber richtig sicher konnten wir uns auch hier nicht fühlen.

Okay. Ich brauchte einen Themawechsel. Entschlossen, mich von all den dunklen Gedanken abzulenken, begann ich den Inhalt meines Koffers zu sortieren. Ich legte alle meine Schulbücher auf einen Stapel, warf alle Umhänge auf einen Haufen und rettete alle Aufzeichnungen, die ich noch für mein nächstes Jahr gebrauchen konnte. Zurück blieb ein ordentlicher Müll-Bodensatz in meinem Koffer. Ich suchte mir im dunklen Zimmer der Zwillinge einen leeren Karton und füllte ihn mit all dem Dreck aus dem Koffer. Danach faltete ich die Umhänge ordentlich und verstaute sie wieder im Koffer. Kaum zu glauben, wie viel Platz man gewann, wenn man den Müll heraus sortierte.

Schwarz wie die Nacht: Misstrauen (Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now