Und genau darauf freute sich Mark und sehnte den Feierabend deshalb herbei.

Er erledigte noch ein paar kleine Routinearbeiten, hauptsächlich um nicht ständig auf die Uhr zu sehen um die Zeit herumzukriegen und beschloss dann, das jetzt genau sei.

Auch war er noch ein wenig müde von der letzten Nacht.

Ein Freund hatte ihn überredet in eine Gothic- und Metalldisco hier ganz in der Nähe zu gehen. Lang war es her, das er zuletzt in einer Disco gewesen war und er hatte erst gar nicht gewollt. und erst mühsam überzeugt werden müssen.

Seine Frau hatte nicht dagegen gehabt, wollte sowieso nicht mit, da sie am nächsten morgen früh los wollten.

Die Erinnerung an die letzte Nacht flackerte wieder auf, als er seinen Schreibtisch aufräumte.

Es war ganz ok gewesen, schön die alten, aber auch neue Lieder mal wieder zu hören, ein bisschen unter die Leute zu kommen, doch er spürte auch das er einfach doch nicht mehr so jung war und das Feeling das er mit 20 noch an einem solchen Ort gehabt hatte, war nicht mehr dasselbe, es war dumpfer geworden, er war müder, einfach Älter.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht,: Älter. Oh man wie hör ich mich denn an.  

Aber er konnte noch immer die Energie der Lieder spüren, die Magie und die Macht die von ihnen ausging, wenn die Stimmen der Sänger bei ihm eine Gänsehaut hervorriefen und die Gefühle die sie weckten.

Manchmal hatte er das Gefühl das sich hinter den Liedern, den Texten und Stimmen einen tiefere Wahrheit versteckte, etwas, das er nur erahnen, aber nicht greifen oder  beschreiben konnte, eine völlig neue Deutung oder Botschaft, die sich anderen offenbarte, aber sich ihm nur andeutete. Gestern hatte er so ein Gefühl gehabt, als der den Männern und Frauen auf der Tanzfläche zugesehen hatte und geglaubt zu erkennen, das mache etwas tiefer hineinsehen konnten als er.

Während er an den gestrigen Abend so zurück denkt, fällt ihm auch die seltsame Begegnung wieder ein, die er hatte:

Es war nach einem sehr ruhigen, traurigen Stückes gewesen, er kannte es und es schickte ihm immer einen Schauer über den Rücken, wenn die bitter-süße Stimme der Sängerin ihr Leid beschrieb:

Er stand in der Nähe der Haupttheke, hatte sein Bier in der Hand und ging in Gedanken die verklungene Melodie noch einmal durch, wiederholte im Geist die schönsten Passagen, als eine junge, Frau an ich herantrat. Wie alle war sie in Schwarz gekleidet, und ihm gefiel das mit Rüschen versehen, ärmellose, schulterfreie Kleid. Über ihre Schultern floss schwarzes, glattes Haar und sie wirkte sehr schmal und zerbrechlich.

Auffällig war neben ihrer sehr helle, fast schon bleiche Haut, was aber in dieser Szene noch nicht außergewöhnliches war, ihre eisblauen Augen die eine Melancholie und Trauer ausstrahlten, das er sofort einen Kloß im Hals bekam. Er spürte wie sich seine Stimmung wendete, ein Gefühl des Mitgefühls und der Hilflosigkeit angesichts ihrer traurigen Mimik befiel ihn und er sah sie einfach nur stumm an, unfähig ein Wort über die Lippen zu bekommen.

Sie blickte ihn einige Augenblicke traurig an und ihre Augen schienen tief in seine Seele blicken zu wollen.

„Hallo.“ Hatte er schließlich über die Lippen gebracht, hauptsächlich um die unangenehme Situation zu beenden.

Sie reagierte gar nicht auf seinen Versuch ein Gespräch zu beginnen, sah ihn noch ein paar Augenblicke eindringlich an und fragte dann leise, fast schon geflüstert: „Kannst du mich sehen?“

Verwirrt hatte er sie angesehen, und nur dümmlich geantwortet: „ Ja klar, du stehst ja direkt vor mir.“

Er hatte ihr angesehen, dass dies nicht die Antwort war, die sie erhofft hatte, denn ihre Mimik schien noch trauriger zu werden, falls das überhaupt ging. Er glaubte so etwas wie Bedauern in ihren Augen lesen zu können, dann wandte sie sich abrupt ab und verschwand in der tanzenden Menge.

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⏰ Last updated: Jul 07, 2014 ⏰

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