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Kapitel 1

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Als mein Wecker der Auffassung ist, mich früh morgens nerven zu müssen, denke ich zuerst, jemand hat sich einen bösen Spaß erlaubt. Dieser Verdacht wird aber widerlegt, sobald meine Mutter ins Zimmer gestürzt kommt und meine Gardinen zur Seite schiebt, damit Licht in mein Zimmer kommt.

Schule.

"Aufstehen", gibt mir meine Mutter wenig mitfühlend zu verstehen, dass ich mein Bett verlassen muss und reißt mir dabei auch noch die Decke vom Körper.

Mürrisch erhebe ich mich langsam und schlendere in mein Bad, wo ich wie ebenso üblich das Nötigste erledige, um einigermaßen passabel die Schule betreten zu können. Müde blicke ich in den Spiegel über dem kleinen Waschbecken. Was würde ich dafür, kein so Gesicht zu haben wie das, das mich gerade anstarrt. Ein Allerweltsgesicht. Nicht hübsch, nicht hässlich. Einfach nicht besonders.

Als ich im Bad fertig bin, ziehe ich mir eine helle Jeans und ein einfaches schwarzes T-Shirt über. Erfreut stelle ich fest, dass ich gestern Abend meine Schultasche bereits gepackt habe und werfe sie mir über die Schulter. Sobald ich auch noch meine Schuhe anhabe, verabschiede ich mich von meiner Mutter und verlasse das Haus, wobei ich noch einmal sicher gehe, einen Schlüssel dabei zu haben. Ich frühstücke morgens nichts, da ich davon überzeugt, dass mein Magen das morgens einfach noch nicht aufnehmen kann. Dementsprechend knurrt ab der ersten Minute in der Schule mein Magen, weshalb ich meist notgedrungen einen Riegel am Automaten kaufe. Bis zum Mittagessen in der Cafeteria halte ich das nämlich nie aus.

Ich steuere direkt auf das Haus neben meinem zu, in welchem meine beste Freundin, Alison Morris, lebt. Ally und ich sind beste Freundinnen von klein auf, anders konnte es auch nicht kommen, nachdem wir immerhin Nachbarn sind und unsere Mütter bereits eine weitaus längere Freundschaft pflegen. Das bringt gewisse Vorteile mit sich, so habe ich zum Beispiel einen Schlüssel zu ihrem Haus und sie für meins.

"Ally, kommst du runter?", rufe ich die Treppen hoch, sobald ich im Haus bin, doch bekomme keine Antwort. Wahrscheinlich hat Ally verschlafen und ist deswegen wiedermal später dran, wäre immerhin nichts Neues.

Ich steige die Treppen zum oberen Stockwerk hoch, mit der festen Überzeugung Ally im Bad zu finden, weshalb ich auch wie selbstverständlich die Tür des Badezimmers öffne.

Leider finde ich dort keine Ally, die sich über das Waschbecken beugt, um ihre Wimperntusche aufzutragen. Stattdessen aber ihren Bruder ohne ein T-Shirt, das eigentlich seinen Oberkörper verdecken sollte.

Habe ich leider gesagt?

Tyler schaut mich mit seinen grünen Augen verärgert an, was mir augenblicklich das Blut in den Kopf schießen lässt. Ich murmele lediglich ein leises Entschuldigung und schließe die Tür so schnell wie möglich. Vor der Tür, oder eher an der Wand daneben, reiße ich die Augen auf und presse die Lippen aufeinander. Er hätte auch absperren können, oder?

Immerhin kann ich jetzt auch ein wenig nachvollziehen, wieso ihm so viele Mädchen hinterher rennen.

Sobald meine Wangen und Ohren wieder eine natürliche Temperatur vorweisen, laufe ich mit schnellen Schritten in das Zimmer meiner besten Freundin, schräg gegenüber.

"Können wir los?", frage ich sie, woraufhin sie nickt und mich anlächelt. Ihre Grübchen zeigen sich. Ich wünschte ich hätte Grübchen. Oder auch wirklich nur irgendetwas, das meinem Gesicht etwas Wiedererkennbares zuschreibt.

"Los geht's.", sagt sie und zieht mich an der Hand aus ihrem Zimmer, die Treppen nach unten, aus der Tür und zu ihrem Auto. Da ich noch keinen Führerschein habe, geschweige denn ein Auto, fahre ich immer mit ihr mit. Die Umstände, unter denen ich kein Führerschein habe, sind nicht wichtig. Ich rede nicht darüber.

Best Friend's BrotherWhere stories live. Discover now