8➳ Klippenmädchen

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2018

Kyrenia | Zypern
{3 Jahre später}

Emran

𝖀nruhig schloss ich die Augen, ignorierte dabei gekonnt die laut wummernde Musik, die aus dem Inneren erklang und konzentrierte mich einzig und allein auf die sanft umherschwingenden Wellen, die sich tosend in der breit gefächerten Fläche des Meeres ausbreiteten.

Das Alleinsein wirkte sich wie Balsam auf meine Seele, meinen Körper und meinen Geist aus, obwohl die Nebenwirkungen der vergangenen Tage weiterhin an mir hafteten.

Ich konnte mich selbst nicht einmal mehr daran erinnern, wann und wie ich dieser verfluchten Idee widerstandslos zusagen konnte, mit ein paar Freunden für einige Tage aus der Stadt zu fahren, um einen freien Kopf zu bekommen.

Die Idee und damit auch diese Miesere waren durch Efthalia eingeleitet worden. Und obwohl ich es schätzte, dass sie mir nur behilflich sein wollte, konnte ich in dem Moment nicht wütender auf sie sein mich in diese Lage gebracht zu haben. Am liebsten hätte ich ihr geradewegs gesagt, dass ich keine Lust auf diesen ganzen Mist habe. Ich wollte nicht raus aus Nikosia und den Kopf frei bekommen, wenn doch mein Gehirn jetzt erst recht auf Hochtouren arbeiten musste.

Außerdem war ich auch nicht mit der nötigen Laune ausgestatten, die für einen zivilisierten und gesunden Umgang mit dem Leuten, die sich an Bord befanden, ausreichen würde.
Klar, wir waren befreundet, doch Efthalia wusste nur allzu gut, dass ich mitterweile der Einzelgänger-Typ war und nicht mehr der Emran, der das Nachleben auf den Kopf stellte.

Mittlerweile langweilten mich die endlos wilden Yachtpartys zu Tode, und sturzbetrunken war ich seit zwei Jahren auch nicht mehr gewesen. Ich gab nicht gerne die Kontrolle ab, weshalb mich auch niemand mehr dazu bringen konnte mich auf den Mond zu schießen. Nicht einmal meine ehemaligen Unifreunde, die an dieser Tour Jahre lang mit mir teilgenommen hatten, hatten diese Macht über mich, mich von diesem strikten Weg abzubringen.

Erneut nahm der Ärger Besitz über meine Sinne, als ich einen Blick über die Schulter warf und das Lachen als auch die lauten Gesprächsfetzen, der Personen ausmachen konnte, die es sich im Jacuzzi mit einem Cocktail oder einem guten Wein gemütlich gemacht hatten. Was machte ich eigentlich hier ?

Ich raufte mir die wuscheligen Haare, die durch den leichten Wind noch voluminöser gestimmt waren und mir vor die Stirn fielen, ehe ich mich wieder an die Kante des Decks setzte und den anbrechenden Sonnenuntergang beobachtete, dessen Orange farbenen Sonnenstrahlen sich wie schimmernder Feenstaub auf das Meer legte und ein Paradies auf Erden erschuf.

Ich richtete mich auf, strich über mein locker sitzendes T-Shirt und der verwaschenen Jeans und ankerte mich einen Moment an den Gedanken fest, rein zu gehen, mit meinen Block und meinen Stifte zurück zu kehren und diesen Moment für die Ewigkeit festzuhalten.

Doch die Wahrscheinlichkeit, dass ich danach von irgendjemanden in ein Gespräch verwickelt werden und dann mit einem der Jungs an einer Runde Armdrücken teilnehmen müsste, wo ich so oder so als Gewinmer hervortreten würde, machte mir diese Vorstellung blitzartig wieder unattraktiv, weshalb ich mich genervt seufzend mit dem Rücken an den Steg lehnte.

Auf diese Untätigkeit würde ich mich aber nicht länger drauf einlassen können, bemerkte ich, als meine Beine zu Zappeln begangen und meine Fingerkuppen ein Kribbeln durchzuckte. Die Unruhe, die einem gefährlichen Tornado ähnelte, der sich immer weiter annäherte bis es die Gegend verwüstete, bannte sich in mir an, nur handelte es sich in diesem Fall nicht um irgendeine Gegend, sondern um meinen Verstand, der dabei einen Schaden zu tragen hatte.

ℬinbir Gece🌙Donde viven las historias. Descúbrelo ahora