7➳ Treue vs. Fremdgehen

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Er war wie immer distanziert. Und obwohl wir nicht viel miteinander sprachen, was an dem ungelungenen Start lag, den ich ablieferte, saß ich doch jeden Abend auf meinem Platz und er auf seinem Platz und bevor ich eingreifen konnte spendierte er mir jedes mal die Drinks. Einen nach den anderen.

Ob es mir unangenehm war ? Auf jeden Fall.

Anscheinend sah man mir mehr als an, dass ich mir das alles nicht leisten konnte und absolut Pleite war. Interessierte mich das hingegen ? Kein bisschen. Zu Beginn war ich skeptisch gewesen, hatte mich gefragt, warum mir so ein Kerl, wie er, etwas spendierte. Doch nachdem ich beobachtet hatte, wie er eine Frau nach der anderen abserviert, wusste ich, dass er mich zum Teil auch als Alibi verwendete, damit die unzähligen hübschen Frauen sich von seinem, puren Attraktivität ausstrahlenden, Aussehen fernhielten. Es machte mir nicht im geringsten etwas aus auf diese Weise ausgenutzt zu werden. Schließlich konnte ich trotzdem in Ruhe meinen Alkohol vertilgern.

Beschwipst und nicht mehr zu 100% bei Bewusstsein, legte ich den Kopf schief und winkte dümmlich grinsend den Barkeeper zu mir, um ihn mit meinen komischen Handbewegungen anzudeuten mein Glas wieder aufzufüllen. Ehe er mich jedoch überhaupt erreichen konnte, mischte er sich plötzlich in unsere konkludente Übereinstimmung ein.

Er hatte nicht einmal zu mir rübergeblickt oder gar mitbekommen, was ich wollte, als er mit ernst klingendem Befehlston in der Stimme sagte:

»Das reicht für heute. Machen Sie ihr einen starken Kaffee pur mit etwas Milch und zwei Würfeln Zucker.«

Mein Blick huschte unmittelbar zu ihm. Ich zog die Stirn in Falten. Was sollte das denn jetzt werden ?

»Ich war noch nicht fertig«, schmollte ich verärgert und leicht aus der Bahn geworfen, dass er sprach, rum.

»Für heute haben Sie eindeutig ihr Limit überschritten«, sagte er kritisch, nippte aber selbst an seinem Glas rum. Sehr überzeugend.

»Mir geht es suppperrrr. Das hat gerade angefangen richtig Spaß zu machen. Wer gibt ihnen das Recht sich in meine Entscheidungen einzumischen ?« Plötzlich bekam ich Schluckauf. Beschämt darüber, verwarf ich die restlichen Worte, die mir auf def Zunge lagen und wartete gespannt auf die Reaktion meines Gegenübes, der immer noch entschlossen darin war, keinen Blick in meine Richtung zu werfen.

War ich wirklich so verloren, sah ich wirklich so schäbig aus, dass er mich nicht einmal ansehen wollte ? Ich wurde stocksauer durch die wahsninns Arroganz, die er ausstrahlte.

»Nein«, antwortete er, als ich unbemerkt wieder nach meinem Glas greifen wollte.

Wie hatte er das nur gesehen ?

Ich ließ mich undamenhaft zurück in meinen Sessel plumsen und murmelte ein:

»Pff Spielverderber«, und bevor ich genervt den Blick abwenden konnte, erkannte ich, wie eine kleine Regung sich kaum merklich auf seinen Mundwinkeln erkennbar machte.

Moment Mal hatte er mich gehört? Fand er die Szene, die sich hier gerade abspielte etwa amüsant ? Wow, dieser Kerl vor mir war doch kein ferngesteuerter Roboter.

Dies ließ mich für einen kurzen Augenblick regungslos stimmen, um diese neu gewonnene Erkenntnis, dass er imstande war mehr als nur ein paar Silben von sich zu geben, zu verdauen. Während uns das Schweigen umhüllte, brachte mir der Barkeeper einen Kaffee und ich entschied mich durch diesen verlockenden Duft und vielleicht auch etwas von seiner einschüchternden Präzenz geleitet, dem nachzugehen, sodass ich langsam die Hände, um die warme Brühe schloss und daraus trank, wohingegen meine Augen immer noch auf seine Statur angeheftet war.

ℬinbir Gece🌙Where stories live. Discover now