Der letzte Ritt des schwarzen Herzogs

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„Die Franzosen sind in der Überzahl und haben die Gehöfte unter ihrer Kontrolle und es fehlt uns an Plänklern, doch ist es den 95th Rifles mit Eurem Bataillon wohl gelungen, sie davon abzuhalten, die Straße nach Nivelles zu blockieren. Mehr weiß ich auch nicht." Er schnitt eine Grimasse, „Der Duke würde am liebsten einen Kavallerieangriff führen, um sie endgültig zu vertreiben, aber bisher seid Ihr der Einzige, der Kavallerie heranführte, so dass wohl die Infanterie ran muss"

Einige Männer stöhnten auf, als sie von 95th Rifles hörten, denn hatten sie schon in Spanien, als sie noch die Schwarze Schar genannt worden waren, mit ihnen gekämpft und mochten sich nicht sonderlich.

„Nicht die!", rief jemand.

Und ein junger Rekrut erklärte: „Diese Engländer hassen uns!"

„Falsch", entgegnete ein erfahrener ehemaliger Schmied, „Wir mögen sie nicht mehr, seitdem sie uns unten in Spanien feiner Räucherschinken angepriesen haben, den sie zuvor einem toten Froschfresser vom Hintern abgeschnitten haben"

„Und alles nur wegen diesem verrückten Hund, der ihnen überall hin folgte", mischte sich ein Anderer ein, „Als ob wir dieses ekelige, schmächtige Tier in unseren Kochtopf geworfen hätten"

„Wobei ich es dem Breyer schon zugetraut hätte.", meinte der Schmied, „Das war aber auch ein Kerl! Immer Hunger, hat uns den halben Proviant weggefuttert. Eigentlich müssten wir dem französischem Tirailleur, der ihn erledigt hat, noch mal einen Dankesbrief schreiben! Ne schöne Kugel war das, glatter Durchschuss"

„Ruhe", schrie jemand und Stille kehrte in den Reihen ein. 

Der Herzog hatte von dem Tumult wenig mitbekommen, stattdessen zog sich ein kaltes Lächeln über das Gesicht des Vierundvierzigjährigen.

„Dann scheint es wohl unsere Aufgabe zu sein, die Bastarde dahin zu treiben, woher sie kamen", murmelte er und nickte Gordon zu, der sein Pferd alsbald davon trieb.

Der Anführer des Braunschweigerischem Leibbataillon trieb sein Pferd an die Spitze des Zuges und rief mit lauter Stimme: „Dies Männer ist der Tag." Er hielt einen Moment inne, dann fuhr er fort: „Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen".

Begeistert stimmten seine Soldaten ein, denn war dieser Text in allen deutschen Landen, mochten sie auch noch so verschieden sein, bekannt. Ein junger Mann hatte sie geschrieben, der eben wie viele von ihnen es tun würden, sein Leben auf dem Schlachtfeld gelassen hatte. Doch hatten seine Lieder Carl Theodor Körner unsterblich gemacht

Jubelnd sangen die Soldaten, gleich ob Veteran oder angsterfüllter Junge aus voller Kehle, denn war dieser Gedanke alles, was sie hielt: „

  Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen.
Frisch auf, mein Volk! – Die Flammenzeichen rauchen,
     Die Saat ist reif; ihr Schnitter, zaudert nicht!
Das höchste Heil, das letzte, liegt im Schwerte.
     Drück dir den Speer ins treue Herz hinein!
Der Freiheit eine Gasse! – Wasch die Erde,
     Dein deutsches Land, mit deinem Blute rein!

Es ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen;
     Es ist ein Kreuzzug; 's ist ein heil'ger Krieg.
Recht, Sitte, Tugend, Glauben und Gewissen
Hat der Tyrann aus deiner Brust gerissen;
     Errette sie mit deiner Freiheit Sieg!
Das Winseln deiner Greise ruft: »Erwache!«
     Der Hütte Schutt verflucht die Räuberbrut;
Die Schande deiner Töchter schreit um Rache,
     Der Meuchelmord der Söhne schreit nach Blut.".

Weiter wollten sie singen, doch Friedrich Wilhelm winkte ab, denn wusste er, dass keine Zeit mehr blieb, außerdem wollte er keinen Ärger mit seinem unmittelbarem Vorgesetzten, Wilhelm Treusch von Buttlar, erhalten.

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