Manche Sorgen sind unbegründet

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Ein deutlich hörbares Poltern ertönte, als Taddl die Treppenstufen runter lief. Luna, die gerade Pipi dabei filmte, wie diese ein Kneul aus Fäden bekämpfte, zog eine Augenbraue in die Höhe und musterte ihren besten Freund fragend.

Es war keine Frage nötig, damit er wusste, was sie sagen wollte. Viel zu lange kannten sie sich schon und hatten mit der Zeit gelernt die Körpersprache und gewisse Gesten der jeweils anderen zu deuten.

„Ich treff' mich mit Anna" erklärte der Tätowierte und war auch schon aus der Tür, ehe Luna etwas erwidern konnte. Sie hörte es bloß noch kurz rumsen, dann ein fluchen und dann fiel auch schon die Tür ins Schloss.

Kurz darauf kam auch Ardy die Treppe runter gejoggt und musterte sie mit gerunzelter Stirn. „Ist T gerad gegangen?" Die Frage war eigentlich nicht nötig gewesen, da sie beide wussten, dass nur ihr bester Freund es gewesen sein konnte. Doch da Luna ihrem Freund trotzdem eine Antwort geben wollte, nickte sie.

Dyzzy, der auf der Hälfte der Stufen stehen geblieben war und sich am Geländer festgehalten hatte, kam nun auch das letzte Stück hinunter gelaufen und setzte sich neben seine bessere Hälfte auf das Laminat.

„Er will sich mit ihr treffen" erzählte Luna leise. Sie hatte grundsätzlich nichts gegen dieses Mädchen, dass Taddl so in ihren Bann zu ziehen schien. Normalerweise war sie auch keine Person, die Vorurteile zog oder sich eine voreilige Meinung zu Menschen bildete, die sie nicht einmal kannte. Aber dennoch machte sie sich Sorgen um ihren Kumpel. Was wenn diese Anna ihn nur ausnutzte? Wenn sie seine Reichweite missbrauchte und mit ganz anderen Absichten auf ihn zugekommen ist?

„Du machst dir zu viele Gedanken" murmelte Ardy und drückte sein Gesicht sanft in Lunas Halsbeuge. Langsam und bedacht legte die junge Frau ihre Hand an seine Wange und überlegte. Vielleicht machte sie sich wirklich zu viele Sorgen, die am Ende unbegründet waren.

„Eigentlich geht es uns nichts an" schlussfolgerte Ardy weiter und streichelte mit seiner rechten Hand sanft über den Kopf der kleinen Hündin, die auf einem niedrigen Sessel lag. Seine Linke hatte er um seine Freundin geschlungen und drückte diese somit an seine Brust.

„Trotzdem kann ich nicht aufhören darüber nachzudenken. Es beschäftigt mich, dass er sich mit einer Person trifft, die er nicht einmal wirklich kennt, aber bei der er meint, dass er Gefühle für sie hat. Hört sich das Ganze nicht etwas surreal an?" Luna hatte ihre Gedanken ausgesprochen und sich nun an Ardy gelehnt um sich wieder etwas zu entspannen. Taddl mochte klug und in vielerlei Hinsicht vorsichtig sein, aber bei diesem Mädchen schien er sämtliche Vorsätze zu brechen und war geradezu dazu bereit seine eigenen Regeln zu hintergehen.

Doch was würde passieren, wenn sein ganzes, im Kopf zusammen gesponnenes, Gebilde zusammenbrach? Wie würde Taddl sich fühlen, wenn sein so viel versprechendes Mädchen ein Reinfall war und sich als eine manipulative Person entpuppte?

Natürlich konnte Luna sich auch irren. Schließlich kannte sie dieses Mädchen nicht und hatte sich nur aus Bricks Erzählungen ein Bild zu ihr machen können.

„Ich denke, dass er eine eventuellen Enttäuschung verkraften könnte. Natürlich bräuchte T seine Zeit um über sie hinweg zu kommen, aber er würde es schaffen. Er ist nun mal fixiert auf sie und mit so was kann er schlecht umgehen. Vertrauen wir ihm doch einfach und warten darauf, dass wir uns ein eigenes Bild von Anna machen können" formulierte Ardy eine Antwort und schaute Luna an.

Seufzend strich diese ihm seine schwarz gefärbten Strähnen zur Seite, die in seinem Gesicht hingen. Wie konnte er nur dermaßen zuversichtlich sein? Entweder war es die Sache oder sie mutierte langsam aber sicher zu einem Pessimisten.

„Schalte deinen Kopf bei seinen Angelegenheiten einfach aus." Ardy legte seinen Kopf von hinten auf die Schulter seiner Freundin und beobachtete, wie sie über seine Worte nachdachte.

„Es ist nur so schwierig, sich keine Gedanken darüber zu machen. Ich weiß, dass du Recht hast, aber es ist wie, dass mein Kopf es einfach nicht kapieren will und sich trotzdem unbegründet irgendwelche Geschichten zusammen spinnt, in denen diese ganze Szenerie enden könnte" versuchte Lums ihrem Freund zu erklären, der daraufhin wissend nickte.

Es war angenehm mit jemandem zu kommunizieren, der dieselbe Denkweise pflegte wie man selber. Nicht jeder Gedanke war identisch und doch fühlte man sich in gewisser Hinsicht miteinander verbunden.

„In der Hinsicht müssen wir ihm wohl einfach vertrauen" sagte Ardy mit einem Blick auf Pipi.

„Ich bin misstrauisch" platze es aus Luna heraus, ohne dass sie es eigentlich sagen wollte. Eigentlich wollte sie es lieber für sich behalten, damit sie Dyzzy nicht unnötig Stoff zum Nachdenken gab.

„Verständlich" kam es zurück. „ Aber wir hatten bisher auch keinen Bezug zu Anna" fuhr er Schulterzuckend fort. Das Argument war in ihrem Kopf schon so ausgeleiert, dass es fast schon langweilig wurde darüber nachzudenken. „I know. I know" nuschelte das kurzhaarige Mädchen geschlagen.

„Taddl ist erwachsen. Er weiß mit seinen Problemen richtig umzugehen" meinte Ardy und somit war dieses Thema für beide abgeschlossen. Zumindest im Kommunikativen Sinne. Beiden war klar, dass ihr Kopf es nicht sein lassen konnte über die Beziehung oder besser gesagt die Freundschaft, zwischen ihrem besten Freund und dem sonderbaren Instagram Mädchen nachzudenken.

LunardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt