Alleine unter Freunden

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Das Daunenkissen unter ihr, die Arme umschlungen, die Haare offen und ungezähmt, wie rote, blutige Striemen liefen sie durchs Bett. Das Bett wird geteilt, die Decke liegt Quer über beide. Zwei paar Stiefel vor dem Bett, werden von der Sonne wach geküsst, sanfte Strahlen krabbeln wie Kinderhände über die Gesichter der verloren geglaubten Liebe.Was zuvor am Abend passierte, hallte noch in den Träumen der beiden nach. Die Augen geschlossen, doch die Lieder zuckten, wach war der Geist während sie engelssanft da lagen und schliefen. Das Mädchen lag in einem einfachem Kleid im Bett, der Saum war abgetragen und schmutzig. Es war kein Kleid das man nur zum schlafen trug, es war eines das man immer trug, bei Tag&bei Nacht, bei Sonne&bei Regen, bei Krieg und bei Festen...

Regen, die Tropfen liefen ihre Wangen hinunter, tropften auf ihr Kleid, lassen es schwerer und kalt wirken. Sie stand schon eine Ewigkeit auf der Wiese, um sie herum Freunde, Familie, einige hielten ihre Hand, sagten das alles gut werde. Doch war sie alleine. Man hatte ihr alles genommen, die wohl letzte Möglichkeit ihn zu sehen, ihm zu Danken, ihn zu Küssen, Ihm auf lebewohl zusagen... man lies sie nicht gehen, behielt sie im Auge, lies sie nicht alleine, war immer bewacht, bewacht von leeren, seelenlosen Schatten. Und doch, hier auf der Wiese gab es eine letzte Hoffnung, sie sangen ihr Lied, das Lied der Hoffnung, das Lied was sie gemeinsam mit Vater für den tot ihres Bruders und ihrer Schwester geschrieben hatte. Fremde sangen das Lied, das Lied der Familie, sie sangen es so falsch. Es war nicht richtig was sie da taten. Es klang so falsch mit ihren Stimmen. Um Hilfe flehend schaut sie zum Vater, doch auch er weinte.

Es war kein Regen, es waren Tränen die hinunter liefen. Dann stand er da, nicht klar ob Traum, Wunsch oder Realität. Sie sagten, wenn er auftaucht, soll man reden, darüber was man gemeinsam erlebt hat, was einen verbindet. Aber ich konnte nicht reden, konnte nur schreien, war wütend. Sagte er nicht, ich sei Schuld, wegen mir sei er gestorben? Sagte er nicht, ich hätte ihn retten können? Sagte er nicht, ich war zu schwach, zu jung? aber war er nicht auch mein Bruder? Ich gab mir einen Ruck, flüsterte dann leise, fragte ob er sich erinnere, wie wir um die Decke stritten, wie wir um sie Karten spielten? Und er hörte mich, trotz der Rufe der fremden Freunde, ging er auf mich zu. "ja. natürlich, erinnere ich mich. Wie denn auch nicht, Dame".

Namen die wir uns um Spiel gaben, doch ehe ich vor Freude meinen tot geglaubten Bruder antworten konnte, lies er mich alleine. Ging weg, wandte sich fort von mir. Er ging zu Vater, redete lange mit ihm, bis sie sich in den Arm nahmen. Wut ging in mir auf, sollte das nicht mir gelten? war ich es nicht die er beschuldigt hatte? Die beinahe mit in den tot gerannt wäre? warum fügt er mir noch mehr schmerzen zu? litt ich nicht schon genug?

Sie jubelten, lachten, die Fremden um mich sagten, aller Schrecken sei vorbei.

Ich hielt Abstand, mit meiner schlechten Laune, mit der Betrübtheit wollte ich ihre Illusion der Freude nicht zerstören. Das war alles wieder nur ein Traum, will uns glauben lassen das alles gut sei. Ich hielt die Karte in der Hand die sein Name trug, ein Ass und das Herz stand für die Liebe die ich für ihn spürte. Ich spürte ihn, er drückte mich fest an sich, sagte das er mich nicht mehr los lässt, das ich nie mehr alleine bin. Er sagte das wir für immer zusammen bleiben, uns niemand mehr trennen kann. ich lies die Karte hinter uns fallen, umschlungen standen wir da, lange Augenblicke, sagten nichts zu einander. Die Unbekannten, entfremdete Gesichter um Uns herum, feierten weiter den vermeintlichen Sieg gegen die Natur.

Und dann sagte er, das es nur Wörter waren, nur Wörter haben gereicht um sie alle zu blenden. Nur Wörter und sie ließen uns gemeinsam gehen. Nur Wörter und meine Umarmung, nun würden wir Ruhe finden. Kein Bedürfnis mehr mich zu wehren, fühlte es sich doch genauso an wie ich es mir gewünscht hatte, um uns Schmerz und Pein, war ich doch glücklich, wünschte mir nirgendwo anders zu sein, als weiterhin in den Armen meines Bruders. Jemand brauchte Hilfe, die Stimme die uns auseinander riss war Vater. Erst nach genauerem hinsehen erkannte ich einen Freund in dem Fremden, er lag neben uns, schrie vor Schmerzen laut auf. Ihm wurde ein Einblick gewährt, ein Einblick in unsere Geborgenheit, ein Einblick in unsere Verbundenheit.

Der junge Mann, der mit den Mädchen, das Bett teilte, trug nur eine weite grüne Hose. Die braunen kurzen Haare waren noch verwurschtelter als sonst. Der Oberkörper frei von Kleidung, doch bedeckt von Narben, hob und senkte sich immer wieder. Er hält das Mädchen fest, als hätte er Angst das sie weg liefe, sobald er sie los lässt.

Er ging vor Ihr über den schmalen Weg, sie spürte eine riesige Leere, wo zu vor einige Tausend Stimmen waren, da hörte Sie jetzt nur die wenigen, die der Fremden hier um ihr. Und seine Stimme, sie waren verbunden, so wie sie es kannte. Einziger Vertrauter unter vielen Fremden. Wir saßen kurz darauf in dem großen Raum, viele von den mehr oder weniger bekannten Gesichtern redeten auf einander ein. Die Stimmen verworren zusammen, Erinnerungen kamen wieder, mehr und mehr bekannte Gesichter. Stehe hinter Ihm, die Arme um ihn gelegt, stützend. Kleine Hände halten ihn fest, kühle Finger liegen auf seiner Brust, jeder Zeit bereit sich in ihn zu bohren, sich fest zukrallen. Die Angst, Panik, Unsicherheit ihn wieder verlieren zu können besteht Allgegenwärtig. Viele Gespräche, eine Wein-Falsche und eine Reinigung später, schaute er sie an, verwirrt und verletzlich wie noch nie. Schlimmer noch als an dem Abend als die Schwester starb. "ich bin nur noch dein Bruder?", fragte er verletzt und traurig. Ein wenig Wut und Hohn war mit in dem Tonfall gelandet. Sie ließen diese sechs Wörter unbeabsichtigt Böse und Gemein klingen, keine sanfte und sorgende Stimme wie sonst immer. Ich wehrte ab. Verzweifelt und den Tränen nahe, "Du bist immer mehr als nur mein Bruder gewesen...", er schaute mich an, zog mein Kinn mit seiner kühlen Hand hoch, zwang mich ihm in die Augen zu schauen. Die Tränen tropften auf seinen Arm, "Aber?", fragte er hart, die Stimme wie Eisen. " je t'aime... Ass, verlass mich nicht wieder... ich kann das nicht nochmal", Er nickte. Auch ihm liefen einpaar Tränen übers Gesicht, doch waren es Tränen der Freude. "je t'aime aussi" .

Sie umarmten sich, die Zeit lief an ihnen vorbei, um sie herum verlief alles furchtbar schnell, doch innerhalb dieser Umgarnung blieb die Zeit stehen.

Nur noch (d)ein BruderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt